2147 - Die große Konjunktion
Orterzentrale. „Komm hierher!" Dann deutete er kommentarlos auf die Ortermatrix.
Die Türme der Statistiker! Atlan erkannte mit einem Blick, dass sie sich wieder in Bewegung gesetzt hatten.
„Wir glauben, dass die Untersuchung des Mahlstroms jetzt abgeschlossen ist. Allerdings scheint's fast, als hätten sie ein neues Ziel im Visier. Das wissen wir in ein paar Sekunden."
Das Erste, was Atlan auffiel, war der Turm von Rik'ombir, unterhalb der SOL. Er bewegte sich so gut wie überhaupt nicht.
Die anderen acht kippten kaum merklich und richten sich gleichzeitig neu aus. Ihre Bewegung war am Gittermuster der Diagramme ablesbar.
„Das Ganze wird vermutlich Stunden dauern", sagte Myles Kantor voraus. „Aber wenn sie fertig sind, weisen alle neun Türme auf die SOL."
5.
Der Kosmos, als Tabelle betrachtet Trim Marath hatte sich in seinem Leben nicht so gequält.
Er vergaß nicht eine Sekunde die Gegenwart des Statistikers Kewin Kirrik. Das ging auch nicht, solange die Große Konjunktion anhielt, solange Rik und die anderen eine alles dominierende Aura, eine mentale Glocke über den Kontinent Ukkhardin stülpten.
Informationen aus dem Kosmos umspülten seinen Geist. Vor seinem inneren Auge entstanden und verblassten Bilder. Geistige Fotografien aus einer geheimnisvollen, von Wundern erfüllten Schöpfung.
Dennoch fehlte dem Vorgang der letzte mentale Druck. Trim glaubte spüren zu können, dass der Vorgang seltsam gebremst ablief; dass die Statistiker nicht bei der Sache waren, sondern in gewisser Weise innehielten.
„Du hast jetzt seit einer Stunde kein Wort gesagt", kritisierte ihn Startac Schroeder. „Wenn's dir reicht, Löcher in die Luft zu starren, kann ich auch wieder verschwinden."
Trim sagte schnell: „Nein! Bloß nicht!"
„Wir bekommen sowieso Besuch."
Trim schaute nervös auf. „Besuch?" Ihm wurde bewusst, dass Startac nicht nur Teleporter war, sondern auch noch Orter.
Als der Summer ertönte, wurde Startass Miene auffallend freundlich. Der Orter konnte keine Gedanken lesen, kannte aber die Schwingungen jeder Person in der SOL.
„Es ist Mondra. Lass sie rein, dann bin ich jedenfalls mit dir nicht allein."
Trim ließ die Tür beiseite fahren. Eine dunkelhaarige Frau in einem engen Pullover trat in die Kabine.
Als Monochrom-Mutant konnte Trim keine Farben sehen. Er wusste jedoch, dass ihre Augen grün waren.
Mondra Diamond galt allgemein als Schönheit, Perry Rhodan hatte sich in sie verliebt, und aus der Verbindung war ein Kind hervorgegangen, der kleine Delorian. Schon vor der Geburt des Kindes waren Perry und Mondra getrennt worden; Perry hatte seinen Sohn nie kennen lernen können.
Trim erinnerte sich an ihre erste Begegnung. Damals hatte er sich als unsicheren Jugendlichen gesehen, als Mutanten, der mit seinen unheimlichen Gaben nicht zurechtkam. Das war Jahre her.
Wenn er jetzt Mondra anschaute, spürte er genau, was Perry Rhodan an Mondra gefunden hatte.
„Wie geht's dir?", fragte sie ihn.
Startas antwortete für ihn. „Ihm geht's mies. Er weiß nicht, was er tun soll."
Mondra setzte sich neben ihn auf die Sessellehne, legte dem Mutanten einen Arm um die Schultern und drückte ihn kurz an sich. Genau das, was Startac ihm nicht geben konnte.
Trim genoss das Gefühl. „Es ist das Problem meines Lebens, Mondra. Ich weiß nicht, wie das ist, ein Statistiker zu sein. Aber ich will's unter allen Umständen erleben. Nicht bloß als Zaungast, so wie jetzt. Sondern direkt dabei. - Wenn ich es aber mache, sehe ich euch alle nie wieder."
„Jeder von uns versteht dich, Trim." Sie musterte ihn mit einem intensiven Blick. „Glaubst du denn, dass du jemals eine eigene Membran entwickelst? Wie ein echter Statistiker? Wie Rik und die anderen?"
„Ich weiß nicht. Keine Ahnung." Er blickte plötzlich auf, in ihre dunklen Augen, und dachte an die kurze Umarmung. „Klingt unwahrscheinlich, was?"
„Es klingt völlig hirnrissig", ging Startat in seiner finsteren Art dazwischen.
Mondra warf ihm einen bösen Blick zu. „Verschwinde bitte mal ein paar Minuten", bat sie ihn.
Startat blickte erst sie an, entgeistert unter seinem wirren Haarschopf hinweg, dann Trim. Dieser nickte nur. „Startat, bitte."
Der Blick des Teleporters wurde für eine Sekunde starr, dann verschwand er. Wo sein Körper eben gewesen war, stürzte mit einem scharf klingenden Geräusch Luft ins Vakuum.
Trim blickte zu Boden. Er fühlte sich nicht im Stande, seine Entscheidung allein zu treffen.
Mondra
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