2147 - Die große Konjunktion
legte noch einmal den Arm um seine Schultern. „Jetzt hör mir mal zu", sprach sie leise. „Man kann nicht zugleich Mensch sein und das Universum wirklich verstehen. Menschen müssen suchen. Aber auf ihre Weise. Nicht wie die Statistiker."
„Ja", sagte er leise.
„Wünsch dir nicht, Gott zu sein. Kann sein, dass unter deinen Vorfahren wirklich ein Cyno war. Na gut. Aber du bist viel zu sehr Mensch. Du kannst nicht wie einer von diesen Statistikern werden. Es ist einfach falsch."
Trim spürte ihren Arm. Fühlen, was nur ein Mensch fühlt. Vielleicht wäre ein Pangalaktischer Statistiker neidisch gewesen, hätte er Trim und Mondra gesehen.
In der SOL hatte er Freunde, das hielt der Para-Defensor sich vor Augen. Im Turm war er eine Leiche in einer Kammer.
„Ja", murmelte er. „Ich muss es Rik sagen, dass ich nicht in den Turm gehe. Du hast Recht. Ich danke dir."
Sie nickte mit Nachdruck, zufrieden über seine Entscheidung, dann ließ sie ihn los. „Gut. Gibt's für dich eine Möglichkeit, mit Rik Kontakt aufzunehmen?"
„Das frage ich mich im Moment selbst." Er spürte noch die Stelle, wo ihr Arm gelegen hatte.
*
Im Verlauf von Stunden pegelten sich die Türme ein. Jeder einzelne zeigte mit seiner Längsachse exakt auf die SOL.
Atlan traf Myles Kantor an den Orterschirmen. „Jetzt beobachten sie also uns", meinte der Arkonide misstrauisch. „Vielleicht soll das eine Art Durchleuchtung werden."
Atlan fragte sich unwillkürlich, ob es eine Verbindung zu Rom An Machens gab. Oder zu dem Zettel, den er in seiner Tasche trug.
„Was glaubst du, Myles?", beharrte Atlan. „Warum tun sie das?"
Kantor drehte sich zu ihm um. Er ließ keinen Zweifel, dass Atlans Störung ihm nicht gelegen kam.
„Ich kann auch nur spekulieren! - Alle Türme kippen, das ist ein riesiger Aufwand. Wir wissen, dass man damit Hunderte Millionen Lichtjahre in den Kosmos horcht. Es muss etwas an der SOL geben, wozu so ein Instrument den Statistikern nützt."
Atlan entwickelte seinen eigenen Verdacht. Doch er starrte den Wissenschaftler an, ohne ein Wort zu sprechen.
Kantors mageres, knochiges Gesicht glänzte in wächserner Blässe. Er war ein Kopfarbeiter. Selten, dass der Ausdruck besser auf einen Terraner gepasst hatte.
„Denken wir dran, wie die Expedition der SOL begann, Atlan ... Das Schiff wurde von ES mit einer psionisehen Aura umgeben. Dadurch wurde es ja erst möglich, die Mega-Dome zu passieren. Anders wären wir weder nach Segafrendo noch nach Dommrath gelangt. Und wir hätten Wassermal nie gefunden."
„Du meinst, sie untersuchen die Aura", stellte Atlan nüchtern fest.
Kantor drehte sich plötzlich um und fixierte den Arkoniden. „Was sonst? Eine solche Thoregon-Aura ist schwierig zu fassen. Es steckt vielleicht mehr dahinter, als wir sagen können."
Atlan bewegte die Hand in seiner Hosentasche, glitt unschlüssig mit den Fingerspitzen über den halb zerknüllten Zettel.
Dann formulierte er noch einmal die zentrale Frage. „Aber warum machen die Statistiker das?"
*
Mohodeh Kascha und Keifan machten im Gewirr der Straßen von Rik'ombir die dritte Mediothek aus. Sie traten durch das Portal, trieben den Schacht hinab, dann erreichten sie die unterste Etage.
Die Daten waren nach dem bekannten Schema abgelegt. Wie in den anderen Mediotheken, alles entsprach dem neuronalen Muster.
Vor ihnen öffnete sich eine leere, dreißig Meter durchmessende, kreisrunde Halle. An diesem Punkt befand sich die Schnittstelle zwischen dem Archiv und dem Statistiker Rik. Jener Punkt, von wo der Pangalaktische Statistiker auf die Daten seiner Archive zugriff. Jedenfalls, wenn Kaschas Berechnung der Wahrheit entsprach.
„Ich stelle mir die ganze Zeit eine Frage. Angenommen, wir stoßen auf diese Schnittstelle. Was soll dann geschehen? Welchen Vorteil versprichst du dir, wenn wir den Punkt haben?"
Kascha gab dem Druiden keine Antwort. Er blickte Keifan nur wortlos an.
„Du willst dich selbst an die Schnittstelle hängen!", sagte der Druide langsam.
Mohodeh Kascha verzog sein Gesicht zu einer feinen, freundlichen Miene. „So ist es. Ich will es wissen." Er lächelte. „Mir ist die Gefahr egal. Ich bin der Letzte der Kimbaner, und ich bin alt. Ich habe nicht Angst zu sterben. Ich habe Angst, nicht mehr zu sein und nie gewusst zu haben. - Und außerdem reicht die Zeit nicht mehr für etwas anderes."
Er bewegte sich mit zögernden Schritten in die Halle.
Die Berechnungen waren eindeutig. Sie konnten ihr Modell
Weitere Kostenlose Bücher