2156 - Stimme des Propheten
dass Presto Go tatsächlich zustimmte? Und so war es. „Du bist sehr geschickt, Viorel Zagi, und du hattest ganz Recht mit deiner Bemerkung vorhin. Nun bist du hier und überlässt mir nicht nur die letztendliche Entscheidung, sondern auch die ganze weitere Planung." Presto Go hob die Hand, um eventuelle Einwürfe abzuschneiden. „Wir werden auswandern", beschloss sie dann. „Ich sehe keine andere Wahl, und das Interessante ist: Seit ich so entschieden habe, fühle ich mich auf einmal besser. Energiegeladener, um nicht zu sagen - jünger. Daher werde ich die Sache also in die Hand nehmen, wie es auch meine Aufgabe ist als Oberste Künderin. Ich werde mit dem Ersten Terraner Maurenzi Curtiz Kontakt aufnehmen, und ich möchte euch beide dabeihaben, vor allem dich, Yai. Du hast am meisten von uns allen Erfahrung mit den Terranern - und stehst ihnen offener gegenüber als ich."
Die alte Herreach rieb sich das Nas-Organ. „Meine ablehnende Haltung den Terranern gegenüber ist hier sicher nicht von Vorteil. Deswegen brauche ich dich als Diplomatin, damit du mich zur Not bremst. Denn in diesem Fall werden wir als Bittsteller auftreten - und das Zwielicht möge uns umfangen. Ich weiß nicht, was wir tun werden, wenn man uns nicht hilft."
Als sie aus der Transmitterstation kamen, schüttete es geradezu. Der Himmel war mit schlierig grauen Wolken bedeckt, aus denen flächenweise sintflutartige Regenfälle herabströmten, die den zumeist staubtrockenen Boden in einen braunen, zähen Schlamm verwandelten. Hinter den Regenschleiern halb verborgen und in dem trüben Zwielicht konnte man nur schemenhafte Gestalten ausmachen, die sich scheinbar ruckartig bewegten. Schließlich konnten die beiden Unsterblichen das blaue Leuchten des Paratronschirms vor sich ausmachen, der rings um das Tempelfeld lag. Sie kamen direkt auf einen Wachturm zu. Als sie nahe genug heran waren, öffnete sich eine Strukturlücke im Schirm, die sich unmittelbar nach dem Durchschreiten wieder schloss. Zusätzlich zum Schirm gab es Stacheldrahtzäune, Energiefallen, zackenbewehrte Flugsonden und Kampfroboter als nie ermüdende Wachtposten.
Einer der Roboter schwebte auf die Unsterblichen zu und begleitete sie zum Eingangsschott.. Unmittelbar dahinter mussten sie eine Schleuse passieren, in der sie gründlich gescannt wurden. Die innerhalb des Schutzfeldes stationierten Wacheinheiten und Wissenschaftler waren über das Auftauchen von Monkey und Alaska Saedelaere einigermaßen verwundert. Wieso kamen ausgerechnet diese beiden grundverschiedenen Männer, noch dazu ohne Begleitung? „Diese Unsterblichen sind alle ein bisschen seltsam", bemerkte ein junger LFT-Sicherheitsbeauftragter mit einer orangefarbenen Stoppelfrisur und einer von Sommersprossen übersäten Nase und tippte sich mit vielsagender Geste an die Stirn. „Da kommen wir nicht mit."
„Sei nicht so respektlos, Karel!", wies ihn eine Medikerin namens Janda Kolowa zurecht. Sie war Anfang dreißig, klein und zierlich, mit hüftlangen, glatten, tizianroten Haaren und veilchenblauen Augen. Karel errötete leicht; er war drei Jahre jünger als die Medikerin und unsterblich, aber völlig chancenlos in sie verliebt. „War doch nur Spaß", verteidigte er sich.
Janda beachtete ihn längst nicht mehr, sondern wartete auf das Eintreffen der Besucher. Die Meinungen waren ziemlich klar: Alaska Saedealere galt als legendär und von Geheimnissen umrankt. Über den Unsterblichen war seit langer Zeit so gut wie nichts bekannt, weil er sich dem Weltgeschehen fern hielt. Die Haltung ihm gegenüber war relativ neutral, eher neugierig und erwartungsvoll, da man ihn außer in Geschichtsbüchern nie zu Gesicht bekam. Monkey hingegen stürzte nicht nur die Sicherheitsoffiziere, sondern auch die Wissenschaftler nahezu in Panik: Der Chef der USO reiste niemals ohne gewichtigen Grund. Niemand konnte sich vorstellen, weshalb der Oxtorner schon wieder nach Trokan kam. Eine Menge' Gerüchte machten prompt die Runde. Funktionierte etwa die Brücke in die Unendlichkeit wieder? Wurde Besuch erwartet? Gab es einen streng geheimen Auftrag oder eine gründliche Kontrolle? Hatte der getötete Konquestor einige Fallen oder Bomben hinterlassen?
Monkey kam ohne Umschweife zur Sache und wollte wissen, was die Untersuchungen bei den Herreach bisher gebracht hatten. Vor allem Janda Kolowa sprach für das Team. „Ich bin zwar erst seit einem Vierteljahr hier stationiert, aber ich arbeite an einer Doktorarbeit über die Herreach und
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