2177 - Das Zirkular
herum eine Art Liegen mit niedrigen Polstern und geschwungenen Rücken- und Seitenlehnen. Der Rest der Einrichtung war zertrümmert und mit jahrhundertealtem Staub bedeckt. „Setzt euch!", forderte der Mochichi die beiden Männer auf. „Ihr müsst sehr durstig sein. Ich lasse euch Wasser bringen." Dann deutete er auf Alaskas mit Blasen übersäte, geschwollene Hände. „Das müssen wir versorgen, bevor es sich weiter entzündet. Es ist ungesund, sich zu lange ungeschützt unter Arth Chichaths Sonne aufzuhalten." Der Mochichi verließ den Raum. Monkey nutzte die Gelegenheit, sich umzusehen. „Jede Menge Fluchtmöglichkeiten", stellte er fest. „Eine Flucht wird nicht notwendig sein", erwiderte Alaska. „Die Mochichi haben uns aus den Fesselfeldern entlassen. Allein das beweist, dass sie nicht mehr länger vorhaben, uns umzubringen. Sie behandeln uns jetzt eher wie Gäste als wie Gefangene."
„Vielleicht unterschätzen sie uns immer noch."
„Oder es ist ein Zeichen des Vertrauens, bis sie sich im Klaren darüber sind, ob wir als Spione oder Diebe einzuordnen sind. Es spricht sehr für sie, dass sie sich auf diese Weise mit uns auseinander setzen wollen. Das sollten wir ausnutzen. Wir wollten doch ohnehin hierher, in den Stützpunkt des Widerstands." Alaska nahm auf einem der Polster Platz. Es war ungemütlich hart, und die Sitzfläche war für einen Menschen zu knapp bemessen, aber der Terraner störte sich nicht daran. Es tat unendlich gut, zu sitzen und zu wissen, dass man ihnen gleich Wasser bringen würde.
Monkey blieb stehen. Sein Körpergewicht hätte jedes der Polster auf der Stelle zerquetscht. Er warf dem Terraner einen missbilligenden Blick zu, als gönne er ihm nicht die Pause.
Bald darauf brachte man ihnen zwei voll beladene Platten mit Wasser und proteinreichen, synthetisch hergestellten Nahrungsmitteln. Letztere kannte Alaska bereits von seinem Rundflug in Ligohu. Sie schmeckten nicht besonders waren aber gut für den menschlichen Metabolismus geeignet. Vor allem das Wasser tat gut, Alaska spürte schnell seine Lebensgeister wieder erwachen. Monkey trank und aß ebenfalls ausgiebig. Ein Mochichi, näherte sich Alaska und behandelte seine geschundenen Hände mit einer kühlenden, erfrischenden Salbe, die den Sonnenbrand schnell abklingen ließ. In diesem Moment fiel ein Schatten durch den türlosen Eingang, und ein Mochichi schwebte im Anzug herein, gefolgt von weiteren Artgenossen.
Der Mochichi baute sich vor den beiden Männern auf. Er klappte den horizontalen Knorpelwulst auf, hinter dem zwei scharre, spitze Zahnreihen lagen. „Ich hoffe, es ist alles zu eurer Zufriedenheit", sagte er. „Seid ihr bereit, mit mir zu sprechen? Ich bin die Mochichi Elle Ghill. Und ihr seid ..."
Sie war also eine Frau. Alaska musste wieder einmal feststellen, was für eine unmögliche Aufgabe es war, die Geschlechter bei manchen fremden Völkern zu unterscheiden. Elle Ghill. Der Terraner hatte den Namen schon einmal gehört, bei ihrer ersten Gefangennahme in dem Hotel in Ligohu. Die Mochichi musste wohl so etwas wie die Anführerin der Gruppe sein. „Alaska Saedelaere und Monkey", ergriff der Terraner das Wort. Monkey ließ ihn gewähren, er hielt nicht viel von Gesprächen. „Ich nehme an, ihr könnt euch den Grund eurer Anwesenheit hier denken", fuhr Elle Ghill fort. „Ihr hattet den Anzug Roch Kempsys, einer unserer Freunde, in Besitz. Wie seid ihr daran gekommen?"
„Das ist eine lange Geschichte", antwortete Alaska. „Wenn du erlaubst, werde ich zum besseren Verständnis etwas ausholen."
„Ich bin gespannt", sagte die Mochichi.
Alaska berichtete in Stichworten von seiner und Monkeys Suche nach Thoregon, den Hintergründen und wahren Absichten der Helioten. Er erzählte, wie er und Monkey zufällig durch einen irregulären Zeitbrunnen im Ersten Thoregon gelandet waren, wo die Zeitbrunnenjäger, die Kattixu, sie umgehend hatten töten wollen. Doch ein Mochichi namens Chiffa Phi hatte sie gerettet und für weitere Informationen zu Ghem Jhegar geschickt, bevor er im Kampf gegen die Kattixu gefallen war. Doch kaum waren die beiden zu Ghem Jhegar vorgedrungen, war auch schon der gesamte Wohnblock angegriffen worden.
Die beiden Männer hatten in ein unbewohntes Viertel fliehen können, das kurz darauf, ohne dass sie abspringen konnten, von einem der riesigen Weltraumtraktoren nach Ord Regimen abtransportiert worden war. Von dort aus hatten sie eine Passage auf der MEKETHEM nach Arth Chichath gebucht,
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