2177 - Das Zirkular
weit sind wir noch nicht. Wir bauen weitere Stützpunkte auf anderen Planeten auf und beobachten die Zeitbrunnen, um eventuelle Besucher vor den Kattixu abzufangen. Ich weiß, das ist noch nicht viel, aber wir sind auf dem richtigen Weg. Unsere Anzüge sind schon ein großer Fortschritt. Nur ihnen verdanken wir, dass wir überhaupt tätig werden können. Wir können diese Rebellion nur sehr behutsam und im Geheimen vorantreiben, weil wir den Helioten unterlegen sind. Und wir brauchen mehr Verbündete unter den Kindern Thoregons. Wir können uns nicht gleichzeitig gegen alle anderen Völker stellen."
Alaska hatte den Eindruck, dass Elle auswich. Sie hatte keineswegs alles gesagt, aber vielleicht hob sie es sich für den öffentlichen Anlass auf. Von überall strömten die Mochichi in den Saal, der sich rasch füllte. Elle Ghill stellte sich neben das Rednerpult und winkte Alaska und Monkey, zu ihr zu kommen. Der Mann mit der Maske verschränkte die Arme vor der Brust und zog die Schultern hoch. Der angenehme Effekt der Abkühlung war längst verflogen, ihn fröstelte in der feuchtkalten Luft. Elle Ghill stellte die bei den Besucher mit einigen knappen Sätzen als neue, wichtige Verbündete vor. Anschließend berichtete die Mochichi wie erwartet weiter über das Zirkular. „Wir wissen seit langer Zeit, dass die Helioten über viele Galaxien verstreut ein Netzwerk aufbauen, das sie als Thoregon bezeichnen. Damit sollen die Bewohner dieser Galaxien aus dem uralten Krieg zwischen Kosmokraten und Chaotarchen herausgehalten werden. Aber unser Volk hat bereits vor einigen Generationen herausgefunden, dass das nur ein vorgeschobener Grund ist, um die verschiedenen Galaxien zur Teilnahme an ihrem Vorhaben zu bewegen. Die Helioten präsentieren sich dabei geradezu als Heilsbringer und werden nicht selten euphorisch empfangen.
Dabei aber sind sie nichts als Blender, was zu ihrem leuchtenden Aussehen passt. Im Glauben vieler Völker sind ätherische, strahlende Wesen Symbole für das Gute, das einer höheren Macht dient. Die höhere Macht wiederum wird als Synonym für Frieden und Glück angesehen. Der Glaube der Kinder Thoregons ist nichts anderes: Unsere höhere Macht wird als Sonnengott dargestellt, und die Helioten stellen sich als seine Verkünder dar.
Doch das ist eine Lüge! Das Netzwerk dient nämlich keineswegs dazu, alle Intelligenzwesen zu Kindern Thoregons zu machen und ihnen damit das absolute Glück zu bringen, wie es hier im Ersten Thoregon vorgeführt - und von den meisten auch geglaubt wird, weil man aus Bequemlichkeit einer Lüge gern Glauben schenkt, solange man keinen Mangel leidet. Der Zweck, den die Helioten verfolgen, ist aber ein völlig anderer." Alaska überlegte, ob er diesen Aussagen einfach so glauben sollte. Es mutete beinahe wie ein Naturgesetz an, dass nichts jemals so war, wie es den Anschein hatte.
Zu gut, um wahr zu sein. Allmählich hasste er diesen Spruch. Und gleich würde eine große Enthüllung folgen, dessen war sich der Terraner immer sicherer. Endlich kamen sie dem Geheimnis „Thoregon" einen Schritt näher. „Alle Thoregons der beteiligten Galaxien stehen in Verbindung mit dem Objekt Armaire", eröffnete Elle den fernen Besuchern. „Es ist das Objekt der Gefahr und entsteht seit langer Zeit im Inneren des Ersten Thoregons. Im Zentrum des Sternhaufens." Schlagartig sah Alaska erneut das holografische Abbild des Sternhaufens auf dem Platz in Ligohu vor sich, spürte wieder die fröstelnde Kälte daraus hervorströmen. Automatisch wischte er sich über die Augen. „Was ist los mit Ihnen?", fragte Monkey leise neben ihm. „Das Fragment, was hat es?" Alaska konnte sich vorstellen, was er für einen Anblick bot. Allein auf die Erinnerung hin reagierte das Fragment und verschoss Flammenspeere, die unter der Maske hervortraten. „Es ist wahr ...", wisperte der Terraner. „Was verbirgt sich hinter diesem Objekt Armaire?", wollte Monkey wissen. „Darüber haben wir leider keine Kenntnis", musste Elle Ghill zugeben. „Aber wir wissen, welche Funktion es ausüben soll." Alaska riss sich zusammen und konzentrierte sich wieder auf die Mochichi. Unwillkürlich beschleunigte sich sein Herzschlag. Er ahnte bereits, was sie enthüllen würde. „Die Helioten wollen das Objekt dazu benutzen, um die Herrschaft der Hohen Mächte über das Standarduniversum womöglich sogar das gesamte Multiversum - zu brechen."
„Das bringt uns allen den Untergang", sagte der Mann mit der Maske tonlos.
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