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218 - Nefertari

218 - Nefertari

Titel: 218 - Nefertari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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empörte die Männer über alle Maßen.
    »Es sind in letzter Zeit immer wieder Huutsi verschwunden, die mit der Politik des Königs nicht einverstanden waren«, sagte der faltenreiche Ruundu mit zittriger Stimme. »Aber es war bisher nicht nachzuweisen, dass der ominöse Geheimdienst dahinter steckt, den König Yao gegründet hat. Niemand weiß, wer ihn führt und wer dazu gehört. Und niemand wusste bisher, ob dieser Geheimdienst tatsächlich mit derart brutalen Methoden arbeitet.«
    Er hielt einen Moment inne und schnaufte tief durch. »Denn die, die nicht tot aufgefunden wurden, sondern so misshandelt waren wie mein Sohn Drogbah, hielten den Mund und sagten nie wieder etwas gegen den König. Nun aber haben wir zum ersten Mal eine mutige und deutliche Aussage, dass der Geheimdienst hinter den Attacken steckt. Koroh, wir müssen handeln. Das können wir, die Gesetz gebende Gewalt, im Sinne aller Huutsi nicht mehr dulden. Was gedenkst du gegen deinen Freund Yao zu tun?«
    Der Schamane antwortete umgehend auf diese provokante Frage. »Ich bin genauso empört wie alle hier, ihr Lehrer. Diese Methoden dürfen wir nicht mehr länger dulden, da bin ich mit euch einig. Doch bevor wir ein Gesetz dagegen beschließen, lasst mich zuerst mit dem König reden. Er soll mir ins Gesicht sehen, wenn er sich rechtfertigt.«
    Noch in derselben Nacht stieg Koroh zum Palast hinauf und verlangte den König zu sprechen. Yao ließ ihn tatsächlich vor. Der junge Mann mit dem Modellkörper eines Athleten lag in einem seiner Privaträume auf einem fellbezogenen Lager und aß ein paar Trauben. Er hatte den halblangen Lendenrock der Huutsi-Könige in den Farben Hellblau, Gelb und Grün, die nur die Angehörigen des Königshauses tragen durften, um die schmalen Hüften gelegt. Am Gürtel aus Crooc-Leder hing der doppelte Lioon-Schwanz, der dem König allein vorbehalten war, während der Kronprinz den einfachen Lioon-Schwanz tragen durfte.
    Dieser hing an der KTM, die im Hintergrund des Raumes stand. Das Motorrad, mit dem einst der Franzose Maurice Poulain die Rallye Paris-Dakar gewonnen hatte, bevor »Christopher-Floyd« eingeschlagen war, hatte über den Daa’muren Mul’hal’waak den Weg zu den Huutsi gefunden und Yao geholfen, Prinz Banyaar im Zweikampf zu besiegen. Mit dem Lioonschwanz des Prinzen hatte Yao den Bruder Banyaars persönlich erwürgt und danach den ganzen Gazellen-Clan in den Dschungel verbannt. So war der Weg auf den Thron für ihn frei geworden. Koroh erinnerte sich beim Anblick Yaos unwillkürlich an diese Ereignisse.
    Yao erhob sich. Er strich sich durch das kurze krause Haar und ging zwei Schritte auf Koroh zu. »Willkommen, Freund«, sagte er, doch in den Ohren des Schamanen klang es wie Hohn. »Setz dich. Was kann ich für dich tun?«
    Koroh nahm auf einem Stuhl Platz. Ohne Vorgeplänkel kam er direkt zur Sache. »Ich muss dringend mit dir reden, Yao. Seit du den Thron der Huutsis bestiegen hast, passieren Dinge, die die Konferenz nicht mehr hinnehmen will und wird.«
    »Ach.« Yao tat erstaunt. »Und was sind das für Dinge?«
    »Du solltest mich ernster nehmen, König. Ich erinnere mich noch sehr genau daran, was du damals gesagt hast, als wir über Banyaar redeten.«
    »Ich auch. Und?« Wieder grinste Yao.
    »Du sagtest, dass Banyaar nur sein eigenes Wohl im Kopf hat und die Huutsi in den Abgrund stürzen wird, wenn er erst König ist. Du sagtest, dass du der bessere König wärst, unter dem die Huutsi wieder neu aufblühen werden. Aber bist du das wirklich?«
    Yao erhob sich geschmeidig. Breitbeinig stand er vor Koroh, die Fäuste in die Hüften gestemmt. »Ich sagte, dass wir wieder unsere alte Stärke und unseren Mut zurückgewinnen müssen, um die Ibo, die uns damals das Leben schwer gemacht haben, wieder in die Schranken zu weisen. Dazu lasse ich die behäbig gewordene Armee drillen. Trauen sich die Ibo seither noch auf unser Land? Hat es weitere Übergriffe und Attacken gegeben?«
    »Nein«, musste Koroh zugeben. Er erhob sich ebenfalls, um nicht zu Yao aufsehen zu müssen, denn er wollte weiter von Angesicht zu Angesicht mit ihm reden. »Aber während du dich um die Armee kümmerst, vernachlässigst du alles andere. Somit bist du nicht besser als Banyaar, dem du genau dies vorgeworfen hast. Kriegsgerät wird in großen Mengen produziert, während das Wasserleitungssystem langsam zerfällt. Als du noch Erster Maschiinwart warst, hättest du das niemals zugelassen. Und die Werkstätten haben keine Termine

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