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2181 - Die Liebenden der Zeit

Titel: 2181 - Die Liebenden der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gar nicht beeindrucken. „Ich weiß nicht, warum", sagte er zögernd, „aber es tut gut, dich zu sehen."
    Er meinte es ehrlich. Le Anyante blickte ihn wortlos an. Ihr Hass war einer schwer zu bezähmenden Neugierde gewichen. Wie ein Neugeborenes stückweise die Welt zu begreifen versuchte, wollte sie verstehen, was mit ihnen beiden geschah. Nicht nur, dass Curcaryen und sie wiedergeboren wurden, es erfolgte auch noch zur selben Zeit. „Der Kontakt mit dem entarteten Potenzialfeld des Zeitbrunnens muss uns diese Unsterblichkeit verliehen haben", vermutete der Architekt zögernd. „Vielleicht eine Paragabe, die uns miteinander verbindet." Sie mochten sich nicht, aber sie würden sich damit abfinden müssen. Vielleicht war nach diesem dritten Leben Schluss. Und falls nicht? Anyante lachte bitter und ignorierte Curcaryens fragenden Blick. Jeder andere Algorrian außer ihm wäre ihr willkommen gewesen. Wenngleich - ihre Abneigung war nicht mehr so intensiv wie früher.
    Der Gedanke, dass sie beide ... Le Anyante warf sich herum und hetzte davon. Obwohl sie ahnte, dass sie ihrem Schicksal nicht entkommen konnte. War es vorherbestimmt oder wirklich nur Zufall?
    Fünf Jahre erst, seit Engita sich ihrer früheren Leben bewusst geworden war. Viel hatte sich in dieser kurzen Spanne ereignet, für ein Volk wie die Algorrian waren die Umwälzungen gigantisch. Wir haben unsere Freiheit wiedergewonnen. Lächelnd blickte Engita auf das Infofeld, das aus einem leichten Flirren der Luft heraus entstand. „Wir stehen nicht mehr im Dienst der Ordnungsmächte", stand in eindringlichen Zeichen zu lesen. „Wir lieben die Freiheit ..." ... und sind bereit, für unsere Freiheit auch zu kämpfen, vollendete Le Anyante in Gedanken. Mehr als 22.000 Jahre waren seit ihrem ersten Leben vergangen, aber zum ersten Mal war sie wirklich glücklich. Obwohl die aufregendste Zeit gerade erst hinter ihr lag. Varantir und sie hatten die Reste der ökologischen Gesellschaft zu neuer Tatkraft geführt und allen Hindernissen zum Trotz den Abschied aus dem Dienst der Kosmokraten erwirkt. Es war eigentlich unvorstellbar, aber vor einem Jahr wäre deshalb fast ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Erst im allerletzten Moment hatte die Regierung aufgegeben und einem neuen Komitee Platz gemacht, zu dessen erweitertem Gremium Anyante und Varantir gehörten.
    In diesem einen Jahr seither hatte sich vieles verändert. Niemand vermochte vorherzusagen, wie die Kosmokraten reagieren würden. „Ob sie überhaupt reagieren werden?", murmelte Anyante im Selbstgespräch. „Wir haben uns nicht gegen sie erhoben, sondern nur die Unfreiheit abgestreift. Und eigentlich müssen sie unserem Volk dankbar sein ..." Sie warf die mit dem Abbild von Xantharaan bedruckte Körperdecke über ihren Rücken und schob das zweihändig zu bedienende Tivar-Gewehr in das integrierte Holster. Das Gewicht seitlich am Körper war ihr fremd, aber zugleich Ausdruck der neuen Emotionalität. Vor einem Jahr war über Tulacame die Blockade ausgerufen worden. Um allen Eventualitäten zuvorzukommen, hatte das Komitee die Flotte ins Ansorja-System zurückbeordert und einen gestaffelten Wachkordon eingerichtet.
    Nichts war seitdem geschehen. Die Kosmokraten schwiegen. Vielleicht wussten sie noch nichts vom Abfall ihrer besten Techniker, vielleicht würden Jahrhunderte vergehen, bis sie überhaupt darauf reagierten. Dennoch begab sich kein Algorrian mehr ohne das Tivar-Gewehr in die Öffentlichkeit. Ein Rückfall in die alte Zeit, als sie noch die grimmigen Herrscher ihrer Galaxis gewesen waren? Die Freiheit kann nur behalten, wer sich stark und wehrhaft zeigt, dachte Le Anyante bitter. Alles andere wäre ein zu großer Vertrauensvorschuss in die Friedfertigkeit anderer Völker.
    Sie verließ ihre Wohnung am Rand eines neu entstandenen Seengebiets. Ein kurzer, nur gemurmelt er Befehl, und eine unsichtbare Transportblase hüllte sie ein und hob sie in die Höhe. Le Anyante genoss den Blick. Überall wurden die Fabrikgebäude abgebrochen. Wie Canyons fraßen sich die Grünstreifen zwischen die zurückweichende Bebauung. Dann folgten die Seen, erst mit Grundwasser geflutet und später an die ebenfalls neu entstehenden Systeme von Bächen und Flüssen angeschlossen. Le Anyante wusste, dass sie das neue Gesicht von Tulacame noch in endgültiger Schönheit erleben würde. Was sie tat, war der Versuch, die Zeit zurückzudrehen. Weil sie immer noch ihrem ersten Leben nachtrauerte. „Le." Curcaryen Varantirs

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