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2182 - Der THOREGON-Plan

Titel: 2182 - Der THOREGON-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Korridors, dann veränderte sich ihre Umgebung. Sie materialisierte im Verkehrsbereich der Hauptzentrale. Die fest installierten Transmitter zu den Segmentschiffen zählten ebenso dazu wie die bedarfsgesteuerten Rettungssysteme, deren Formenergiekanäle selbst die massiven Trennwände durchdrangen. Suchend schweifte Anyantes Blick über die Vielzahl unterschiedlichster Hologramme. Die Informationsfülle war erdrückend: Statusberichte; die Daten der noch namenlosen Sterneninsel; die Wiedergabe von Energie und Masseortung ... Eine beachtliche Flotte näherte sich, eindeutig auf Abfangkurs. Die Mehrzahl der Arbeitsstationen war belegt. Anyante lief zwischen zwei untergeordneten Positionen hindurch. „Ihre Waffensysteme werden soeben geflutet", hörte sie die Feststellung eines Kollegen. „Sie werden das Feuer in wenigen Augenblicken eröffnen."
    „Wir haben ihnen keinen Anlass dazu gegeben. Weshalb ...?" Le Anyante betrat die Markierung. Abtastung positiv, Identifikation abgeschlossen, besagte das Farbenspiel. Vor ihr entstanden die Konsole und die Lichtfelder der Steuerung, zugleich wurde ihr Körper von den Individualfeldern in die beste Position gebracht. Geringer Aufmerksamkeitsgrad. Der Servo registrierte ihre Übermüdung. Ein feines Aerosol umfloss sie, ein Medikament, das über die Lungen seine Hauptwirkung entfaltete, doch ebenso über die Haut in den Körper eindrang. Höchste Belastbarkeit wurde damit wiederhergestellt, der eine Phase völliger Erschöpfung folgen würde.
    Die Interaktion begann mit dem ruckartigen Übergang der Wahrnehmungsfähigkeit. Le Anyante schwebte scheinbar frei im Weltraum, dem Vakuum schutzlos ausgesetzt. Aller Routine zum Trotz verkrampfte sie sich. Unter ihr erstreckte sich das Sternenmeer der fremden Galaxis. Suchend drehte sie sich einmal um sich selbst. Da war die MAHAGOUL in imposanter Schönheit, eigens für die Fernexpedition konstruiert. Der Widerschein der fernen Sonnen spiegelte sich auf der Versiegelung, entriss aber nur Teile des Rumpfs den ewigen Schatten. Filigran wirkten die Verstrebungen zwischen dem länglich ovalen Hauptschiff und den seitlichen Segmenten. Die kompletten Messstationen befanden sich ausgegliedert in einem scheibenförmigen Körper oberhalb des Mittelrumpfs.
    Was reflektierte, war weniger das Schiff selbst als vielmehr das fein gesponnene silberne Netz der röhrenförmigen Verstrebungen, das jedes Bauteil umschloss. Seit Jahren kannte Le Anyante das Fernraumschiff, seit sie die umfassenden Tests erfolgreich absolviert hatte, die sicherstellten, dass jedes Besatzungsmitglied Spezialist auf seinem Gebiet war. Mit hundert Jahren zählte sie zu den Jüngsten an Bord, aber sie hatte von Anfang an verbissen darauf hingearbeitet. Schon als Kind war sie der ungeheuren Faszination des Weltraums verfallen. Dokumentationen über Expeditionen in den Mahlstrom und nahe liegende Galaxien hatte sie gierig in sich aufgesogen.
    Doch im Gegensatz zu jenen Flügen bestand die Besatzung der MAHAGOUL ausschließlich aus Algorrian, und das Ziel lag wahrhaft kosmische Distanzen vom Sternhaufen Thoregon entfernt.
    Sie hatte nie nach Hintergründen gefragt, hatte vielmehr alles darangesetzt, dabei sein zu dürfen. Seit drei Tagen fragte sie - seit sie sich bewusst geworden war, dass ihre Welt wenig mit dem Leben einer kleinen Ortungstechnikerin gemeinsam hatte. Le Anyante. Der Name hatte sich urplötzlich in ihren Gedanken festgesetzt und ihr Erinnerungen präsentiert, deren unglaubliche Fülle sie schier erdrückte. Curcaryen Varantir? Er befand sich nicht an Bord, das spürte sie. Sie wusste plötzlich um die Entstehungsgeschichte des PULSES und entsann sich des zwischen THOREGON und den Kosmokraten geschlossenen Vertrags von Mahagoul. Darin wurde der Einflussbereich der Superintelligenz eng begrenzt und den Ordnungskräften zugleich jede Einflussnahme auf den PULS verwehrt.
    THOREGON verstieß seit langem gegen diesen Vertrag. Vor allem die Fernexpedition war ein eklatanter Bruch. Aber niemand außer der Superintelligenz selbst wusste zu dieser Zeit noch von solchen Beschränkungen.
    Für Le Anyante war das schon in den ersten Tagen ihres „neuen" Daseins eine überraschende Erkenntnis. Welche Gründe mochten die Superintelligenz dazu bewogen haben, ein derartiges Risiko einzugehen?
    Explosionen ringsum... expandierende Glutwolken ... Mit einem Mal schien der Weltraum aufzureißen.
    Anyante wirbelte herum. Auf einmal entsann sie sich ihrer Pflicht. Sie hatte die

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