2187 - Die Schwebenden Städte
damit ich als Verantwortlicher von der Inquisition abgelöst werde und der Weg nach oben für dich frei ist! Antworte mir! Ist es so?" Marmock Tecot hatte sich in Rage geredet. Das Wapir kanalisierte das Zuuy, so dass es sein Gehirn durchfloss und speziell auf sein Erregungszentrum traf. Tecot spürte die beruhigende Wirkung und war dankbar. Er nahm den Blick nicht vom Gesicht seines Gegenübers, wartete auf ein verräterisches Muskelzucken. Doch Coffoal blieb ruhig. Er lächelte immer noch!
Wie überlegen muss er sich fühlen!, dachte der Ehrwürdige Wissenschaftler bitter. Käme ich nur an seine Gedanken heran! Doch genau dies war dem Empathen nicht möglich. Er konnte weder Annins Gefühle noch seine Reaktionen auf die ihm gemachten Vorwürfe empfangen, selbst mit Unterstützung des Wapirs nicht.
Bei keinem anderen Dhyraba'Katabe war das so. Was war Coffoals Geheimnis? „Ich warte!", sagte er scharf. „Ich will eine Antwort von dir!"
„Du machst dich lächerlich, alter Mann", sagte Coffoal. Endlich setzte er das überhebliche Lächeln ab. „Deine Anschuldigungen sind vollkommen aus der Luft gegriffen. Ich hätte gute Lust, sie dem Souverän der Vernunft und den Inquisitoren vorzutragen."
Marmock Tecot glaubte, sich verhört zu haben. Sollte sein Stellvertreter es wirklich wagen, den Spieß umzudrehen und selbst in die Offensive zu gehen? Wie gut waren seine Beziehungen zur Festung der Inquisition wirklich? Wusste man dort, dass er tüchtiger war als Tecot? Und falls ja, welche Konsequenzen würde man daraus ziehen? „Du hältst dich für unangreifbar, oder?", fragte der Ehrwürdige Wissenschaftler in neu aufwallendem Zorn. Das Zuuy konnte ihn nicht mehr beruhigen. „Du glaubst, die Fäden der Macht schon in Händen zu halten. Du denkst, dass meine Zeit vorbei ist. Aber da sollst du dich täuschen, Annin."
„Was willst du gegen mich unternehmen?", fragte der Stellvertreter. „Was kannst du gegen mich tun, alter Mann?" Seine Stimme war plötzlich schneidend, voller offener Feindseligkeit. Was das ein Eingeständnis?
War jetzt die Maske gefallen? Tecot wollte etwas erwidern, als er spürte, wie das Wapir sich wieder um ihn zusammenzog. Diesmal geschah es jedoch sachte, nicht so überfallartig wie bei den beiden ersten Malen.
Lass ihn gehen, Herr, sendete der Symbiont. Ich kann seine Gegenwart nicht mehr ertragen. Wieso das?, dachte Marmock Tecot zurück. Es ist so. Bitte, lass ihn gehen. Oder ich weiß nicht, was ich tun werde. Der Ehrwürdige Wissenschaftler zögerte nicht länger. Was immer das Wapir trieb, es musste schwerwiegend sein. Also überwand er seinen Zorn und machte eine auffordernde Handbewegung. „Du kannst dich entfernen", sagte er. „Aber wir sprechen uns noch. Was immer du gegen mich planst, es wird nicht funktionieren, Annin."
„Was sollte ich gegen dich planen?", fragte der Stellvertreter, der wieder lächelte. Tecot hätte ihm ins Gesicht schlagen mögen, aber er beherrschte sich. Coffoal stand auf und ging grußlos zum Ausgang. Als er verschwunden war, fragte Marmock Tecot laut: „Ich habe dir den Gefallen getan, Wapir. Kannst du mir jetzt sagen, was das Ganze sollte?" Du hättest ihn noch stundenlang befragen können, ohne eine zufrieden stellende Antwort zu bekommen, Herr. Wir können ihn beide nicht erreichen. Er ist immun. „Wie das?", fragte Tecot. Das Wapir zögerte mit der Antwort.
Tecot musste die Frage zweimal wiederholen. Dann erst antwortete sein Symbiont. Ich bin mir noch nicht vollkommen sicher, Herr, aber wenn mich meine Sinne nicht täuschen, ist Annin Coffoal nicht von Natur aus immun gegen empathisches Ausspionieren. „Sondern?", fragte der Wissenschaftler. Möglicherweise trägt auch er ein Wapir. Wir Wapire können uns gegenseitig spüren, selbst wenn wir uns nicht sehen. Kein Wapir kann mit einem anderen in Frieden leben. Wir lehnen und stoßen uns ab. Und genau dieses Gefühl hatte ich bei deinem Stellvertreter. Schlimmer noch. Das andere Wapir könnte verantwortlich für meine Angriffe auf dich sein. Es verwirrt meine Sinne.
*
Marmock Tecot fühlte sich, als habe man ihm einen Schlag vor den Kopf versetzt. Sein Symbiont war von Natur aus sehr vorsichtig mit Vermutungen und Äußerungen. Wenn er so frei über ein anderes Wapir „redete", konnte Tecot davon ausgehen, dass er seiner Sache ziemlich sicher war. .Aber ein zweites Wapir auf Rifa, in der Schwebenden Stadt! Und ausgerechnet als Symbiont seines Rivalen! Das war mehr, als Tecot auf
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