21st Century Thrill: Dangerous Deal (German Edition)
Christoph darüber nachdachte, desto sicherer kam er zu dem Schluss, dass seine Verfolger vor allem aus einem Grunde so scharf auf diese Daten waren: Sie wussten offenbar bisher nicht, wer – oder was – alles darauf vermerkt war. Anders ergab ihr Verhalten keinen Sinn. Denn natürlich lieferte der Austausch Daten gegen Laura oder – wie ursprünglich erhofft – gegen eine Million Euro ihnen in keiner Weise die Sicherheit, dass diese nicht dennoch irgendwann der Steuerfahndung zugespielt wurden. Nur eines bot da eine relative Sicherheit: die Beseitigung derjenigen, die die Daten besaßen oder Kenntnis von ihnen hatten, so wie König und Gruber. Vermutlich hatten die Täter geglaubt, nach Sebastians Tod leicht an das Gewünschte heranzukommen. Sie hatten nichts ahnen k önnen von dem Geheimfach Sebastian Königs im Keller und seinem Schließfach und erst recht nicht von Christoph, dem Erben …
Jetzt wollten sie auf Nummer sicher gehen: erst die Daten erlangen, dann die Mitwisser töten, dann ihre Gelder in Sicherheit bringen. Christoph hegte keinen Zweifel, dass er und mittlerweile auch Laura auf deren Todesliste standen. Aber zuerst wollten die Steuerbetrüger wissen, wer da denn eigentlich auf der Liste stand, also: wer gefährdet war, aufzufliegen. Nur, weil sie das noch nicht wussten, hatten sie Christoph noch nicht getötet. Dass es ihm bisher gelungen war, das Gesuchte sicher zu verstecken, war seine Lebensversicherung gewesen. In dem Moment, in dem er die Daten für Laura aus der Hand gab, würde diese Versicherung ablaufen.
Christoph blieb aber keine Wahl. Er musste Laptop und CD-ROM herausgeben, konnte lediglich hoffen, Laura lebend zurückzubekommen, und musste danach am besten mit ihr untertauchen, um so aus der Schusslinie zu kommen.
Der Kampf fing eigentlich erst richtig an.
Seine Gegner würden schnell handeln müssen. Schneller, als er nach der Freilassung von Laura die Kopien der Daten an die Steuerfahnder weiterreichen konnte. Würden sie unter diesen Umständen Laura überhaupt freilassen? Konnte er eine Garantie fordern? Wie sollte die aussehen? Wie sollte er so etwas einfädeln?
Im Nachdenken über all diese Fragen hätte Christoph um ein Haar versäumt, an der Haltestelle Berliner Tor auszusteigen. Im letzten Moment sprang er aus der Tür, die sich bereits schloss. Eine anonyme Stimme aus dem Lautsprecher brüllte schnarrend über den Bahnsteig: „ZURÜÜÜCKBLEIBEN!“
E r war gemeint.
Du kannst mich mal!, dachte Christoph und wandte sich unwillkürlich um in die Richtung, in die er die Überwachungskamera vermutete. Dabei streifte sein Blick die Fenster der abfahrenden U-Bahn. Aus dem Augenwinkel sah er hinter der Tür einen Mann stehen, der die Hände an die Scheiben legte und offensichtlich fluchte. Im ersten Moment hätte man vermutlich auf einen x-beliebigen Fahrgast getippt, der nun seinerseits tatsächlich den Umstieg in die andere Linie verpasst hatte. Doch Christoph wusste es besser. Er hatte soeben unwissentlich einen Verfolger abgeschüttelt!
Seit wann mochte der wohl hinter ihm her gewesen sein? Hatte er vor der Schule auf ihn gewartet? Ihm war nichts dergleichen aufgefallen und Benni und Lukas hatten ebenfalls nicht von so einem erzählt. Oder hatte er Christoph bereits innerhalb des Schulgebäudes aufgelauert? So wie Laura? Auch sie musste in der Sporthalle oder auf dem Weg dorthin entführt worden sein.
Christoph erinnerte sich an das Geräusch im Keller am Abend, das ihm und Laura zunächst aufgefallen und das sie dann beide ignoriert hatten. Waren die Typen so dicht an ihm dran?
Möglich wär’s, räumte er ein.
Trotzdem hielt er den Keller noch immer für den geeignetsten Ort, an dem er untertauchen konnte. Seine U-Bahn kam. Während Christoph einstieg, simste er Lukas und Benni:
Muss euch sehen. 30 min.
Liebeshöhle
D er Begriff Liebeshöhle erschien ihm zwar höchst albern, aber irgendwie widerstrebte es ihm, den Keller beim Namen zu nennen. Die beiden würden wissen, was er meinte.
Er zögerte einen Augenblick, ob er die SMS wirklich absenden sollte. Durfte er die beiden weiter mit hineinziehen in diesen „Fall“? Er wischte seine Skrupel beiseite. Erstens hingen sie längst mit drin, und zweitens: Laura zu befreien und anschließend ihre und seine Haut zu retten, das traute er sich allein nicht zu. Er brauchte Hilfe. Und sie mussten endlich damit beginnen, den Kampf gegen ihre Gegner ernster zu nehmen und professioneller zu werden.
Das hörte sich
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