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2200 - Der Sternenbastard

Titel: 2200 - Der Sternenbastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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am Sichelbinnenmeer Sha'shuluk.
    Ich wanderte durch Läden, Salons und Galerien. Am Ende hatte ich Kontaktlinsen, Färbemittel und frische Kleidung beisammen.
    Statt der üblichen Robotkasse wartete am Ausgang eine dicke Arkonidin. Sie war eine so genannte Kassiererin. Ich reichte ihr meinen Creditchip. Belastet wurde mein Schulkonto, das wiederum durch mein Erbe gedeckt war.
    Die Dame blickte auf ihr Kassenholo, dann entgeistert auf mich. „Aus der Paragetha?" Sie stierte mich wie eine Geisterscheinung an. „Ja."
    „Viel Freude, Erhabener. Ich bin sicher, die Qualität unserer Waren wird Euch Genuss bereiten." Kurzatmig reichte sie mir den Chip zurück.
    Per Transmitter zurück in die Schule, in die Unterkünfte. Die Taschen aus dem Einkaufszentrum flogen auf mein überdimensionales Bett. Thartems Miene war mir egal.
    Ich setzte zuerst die roten Linsen ein. Einen Moment kribbelte alles, ich korrigierte den Sitz, bis die molekulare Verbindung zur Netzhaut versiegelt war.
    Meine Bastardaugen nahmen das arkonidische, albinotische Rot an. Die dunklen Haare, ein terranisches Merkmal, färbten sich unter Einfluss eines Sprays zu einem edlen, fast authentischen Weiß. Meine Hinterwäldlerkleidung flog in den Konverter - und machte einer eleganten Toga Platz, die der gängigen Mode entsprach. „Sag mal, Kant ... Was treibst du da eigentlich?"
    „Befehl vom Has'athor."
    „Es ist wegen dem großen Tag morgen, stimmt's?"
     
    *
     
    Keiphos' Raubvogelblick glitt mitleidlos über die achtzig Schüler in der Aula. „Ich habe euch allen die nötige Zeit eingeräumt", begann er. „Die meisten haben diese Chance genutzt. Einige nicht."
    Eine Hand voll Robots teilten die Ergebniskarten aus, die ich noch vom ersten Mal kannte. Mein Herz begann zu klopfen ... dann drehte ich die Karte um.
    Ich stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus.
    Die Zahl war eine 62.
    Ich hatte meinen Wert mehr als verdoppelt.
    Ich hörte Thartem neben mir fluchen, ihm war die Karte weggerutscht. Mondgesicht suchte zwischen den Stühlen und förderte schließlich sein Ergebnis zu Tage. „Zwanzig von achtzig Schülern erreichen nicht die vorgegebene Marke", tadelte Keiphos mit erhobener Stimme. „Wir werden die Versager, die nicht mindestens vierzig aufweisen, morgen nach Hause schicken. Zurück zu ihren Leibrobotern, denn zur Ausbildung in der Paragetha sind sie nicht geeignet.
    Alle anderen verbringen von nun an ihre Zeit bei uns."
    In seltsamer Starre fixierte Keiphos mich, mit einem Blick, den ich als beifällig empfand. Ein Wunder, dass er mich wiedererkannte, angesichts der radikal veränderten Optik.
    Vom Stuhl nebenan hörte ich einen halb erstickten Laut. Ich riss meinen Blick von Keiphos los und sah Thartem, totenbleich und zitternd auf seinem Stuhl.
    Die Karte hing locker zwischen seinen Fingern.
    Thartems Zahl war 39.
     
    *
     
    Stumm vor Zorn sah ich Thartem zu, wie er seine Habseligkeiten akkurat in einen Koffer faltete. Seine Gründlichkeit machte mich verrückt. „Meine letzte Nacht in der Paragetha, Kant", hörte ich ihn reden. „Ich hätte nie geglaubt, dass mir die Schule vielleicht mal fehlt."
    „Es ist einfach nur ungerecht!", explodierte ich. „Dein Ausgangswert war acht, du bist mehr als viereinhalbmal so gut wie zu Anfang! Ein einziger Punkt Differenz ... Überall im Imperium wär das Messtoleranz!"
    „Lass gut sein."
    „Sogar der blöde Latista hat bestanden."
    Thartem schob den Koffer weg und hockte sich mit angezogenen Knien auf sein Bett, den Rücken gegen die Wand gelehnt. Durch das Fenster verfolgten wir den Landeanflug einer Fähre zum Kristallpalast. „Weißt du ... für mich war das seltsam, dass irgendwas an mir besser werden kann. Und nicht immer nur dicker."
    „Was werden deine Eltern sagen?"
    „Sie nehmen sich vermutlich das Leben. Von der Paragetha geworfen werden, das hat im Khasurn der Familie da Ariga noch keiner geschafft."
    „Kannst du schlafen, Thartem?"
    „Haha. Wie ein Stein."
    Ich wälzte mich in meinem Bett von einer Seite auf die andere. Die erste Hürde war genommen. Fragte sich nur, wie es enden sollte. Angenommen, ich erreichte tatsächlich in einer fernen Zukunft die ARK SUMMIA-Prüfung. Was dann? Was wurde mit meinem Gehirn, das angeblich nicht aktivierbar war?
    Ich empfand eine heilige Sicherheit, dass mein Extrasinn so gut und so sicher funktionieren würde wie jeder andere. Mit dem Gedanken an einen streng logisch denkenden inneren Berater und Gesprächspartner, an eine

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