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2205 - Das Blut der Veronis

Titel: 2205 - Das Blut der Veronis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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traumwandlerischen Gefühl der Benommenheit. In seinem Kopf klang noch die Lautsprecherstimme der Schlüsselkammer nach, die ihm bestätigte, dass er seine Tagesquote erreicht hatte. Sein Kodegeber war auf null gesetzt worden, ohne dass gegen ihn eine Verwarnung ausgesprochen worden war.
    Er konnte es nicht fassen,. was die Motana für ihn und Atlan getan hatten.
    Sie waren Fremde, zu denen sie keine Beziehung hatten. Die Motana waren Todgeweihte, die täglich das Sterben ihrer Artgenossen miterlebten - so wie heute, da wieder zwei Betten leer blieben. Und doch hatten sie das Leben von Fremden gerettet.
    Rhodan war mehr als gerührt. Später erkannte er, dass er die Hilfsbereitschaft der Motana zu einem guten Teil Atlan zu verdanken hatte. Denn Atlan konnte den Motana etwas geben, was belebend auf sie wirkte. Etwas, das sie sonst von nirgendwo aus dem Heiligen Berg bekommen konnten. Etwas, das auf die Motana wirkte wie ein Lebenselixier. Etwas so Wertvolles, dass sie es mit Schaumopal aufwogen.
    Das waren Geschichten. Denn kein anderer konnte sie erzählen wie der Arkonide.
    An diesem Abend stimmte wieder irgendwo im Schlafsaal ein Motana den Choral an den Schutzherrn an. Aber er blieb ein einsamer, verloren klingender Sänger. Denn an diesem Abend scharten sich die Motana um Atlans Lager und lauschten ihm, genossen jedes einzelne seiner Worte, verschlangen ihn förmlich mit ihren Blicken, als er erzählte. „Ich entstamme einem edlen Volk, dessen Kristallprinz ich war, zum Herrschen geboren. Das Schicksal verschlug mich jedoch auf eine Barbarenwelt, wo ich dazu verdammt war, in einer Überlebenskuppel auf dem Grund des Meers viele Jahrtausende in Tiefschlaf zu überdauern. Ich war zum Einsamen der Zeit geworden. Meine Hoffnung war, dass es durch Zufall ein Raumschiff hierher verschlug oder aber dass die Barbaren dieser Welt eines Tages selbst die Raumfahrt entwickelten. Mir zur Seite stand mein treuer Roboter Rico, der mich wecken sollte, wenn sich ungewöhnliche Ereignisse auf diesem Planeten abzeichneten.
    Rico hatte mich schon öfter aus dem Tiefschlaf geholt, aber er konnte bisher nie meine Hoffnung erfüllen, endlich dieser Welt ade sagen zu können.
    Als er mich diesmal weckte, dachte ich wieder einmal, dass meine große Stunde geschlagen hätte. Es kam jedoch wieder ganz anders, wie schon so oft in der Vergangenheit...
     
    6.
     
    Atlan
     
    Atlan hatte aus seiner terranischen Vergangenheit noch nicht zurückgefunden, als Aichas Weckruf kam. Er glaubte für einen Moment, in der Kuppel auf dem Grund des Meeres zu erwachen. Das Bild der schönen Nefer-Meryt aus der Zeit der Pharaonen, über die er den Motana am Vorabend erzählt hatte, war noch in ihm lebendig. Sie war einst seine Gemahlin gewesen, als er selbst als Re-Anhetes-Atlan auftrat ... Was für ein Schock, als er die Augen aufschlug und sich in dem tristen Schlafsaal wiederfand, den Schweißgeruch der Motana in der Nase.
    Es war der zehnte Baikhal-Tag, den er und Rhodan in der Mine des Heiligen Berges verbrachten. Das waren acht Standardtage, und auf der Erde schrieb man inzwischen den 31. Oktober 1331 NGZ. Was mochte sich in der Zwischenzeit in der Milchstraße nicht alles ereignet haben?
    Und sie überlebten in diesem verdammten Schutthaufen von Heiligem Berg mehr schlecht als recht. Denn fast jeden dieser Tage eines unwürdigen Daseins verdankten sie den Motana. Nur deren milde Gaben an Schaumopal hatten bislang verhindert, dass ihnen ihre Krin Varidh das tödliche Gift spritzten.
    So kann es nicht weitergehen, sagte er sich wieder. Wie jeden der vorangegangenen Tage. Nur, seine ursprüngliche Idee, die Motana zu einem Aufstand zu bewegen, hatte er längst aufgeben müssen. Er hatte geglaubt, ihnen mit seinen Erzählungen den verlorenen Lebensmut zurückgeben zu können. Doch das war ein Trugschluss gewesen.
    Es war am vierten Tag gewesen, nachdem er ihnen eine Episode aus dem antiken Mesopotamien erzählt hatte. Die Motana mochten am liebsten Geschichten über Liebe und Liebesleid und Herz und Schmerz. Darum hatte er eine entsprechende Melange gemixt, die zu Tränen rührte. Diese Gelegenheit hatte er nutzen wollen. „Wenn ihr frei sein, zu euren Familien und euren Liebsten zurückwollt, dann müsst ihr dafür kämpfen!", hatte er sie aufgefordert.
    Aber von den Motana schlug ihm nur Unverständnis entgegen. Keiner von ihnen war bereit, auch nur einen Finger zu rühren, um ein Leben in Freiheit führen zu können.
    Es war, als hätte der Schritt

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