2211 - PRAETORIA
mischten sich erste Rückmeldungen und Bestätigungen, als ich die Zentrale der Kernzelle erreichte. Alarmpfeifen schrillten kurz. Die Frauen und Männer nahmen ihre Positionen ein, Kontursitze schwenkten vor die Konsolen, Kombischlösser der Sicherheitsgurte klickten. „Willkommen an Bord."
Vaccon nickte mir und den anderen Offizieren grüßend zu, als ich dem Handlauf am Rand des Zentralpodests folgte und die Stufen hinaufstieg. In einem der Besuchersitze hatte Siamogh Platz genommen und die Beine übereinander geschlagen. Äußerlich unterschied er sich nur durch die rangabzeichenlose dunkelblaue Kombination von seinem Zwillingsbruder.
Die Hauptzentrale war im obersten Fünftel der fünfhundert Meter durchmessenden Zentralkugel angeordnet; der überschaubare Saal erreichte mit leicht nach innen geneigten Seitenwänden von fünfzehn Metern Höhe einen Bodendurchmesser von fünfzig Metern.
Das Zentralpodest als erhöhte Sektion für Kommando und Steuerung unter dem in der Decke installierten Projektorkopf der Hologramm-Matrix durchmaß fünfzehn Meter. Der Projektor erzeugte nach Bedarf per MultiKom für die fünfzig Missionsspezialisten zwei- und dreidimensionale Projektionen von Informationen in alphanumerischer oder grafischer Form.
Bei den alten ENTDECKER-Raumern eingeführt und inzwischen zum LFT-Standard geworden, wurde auch das Zentralpodest der PRAETORIA-Kernzelle COMMAND genannt. Auf einem nochmals erhöhten Sockel befand sich in der Mitte der Kommandantensitz. Die eingebaute Interface-Konsole gestattete den Vorrang-Zugriff auf alle Vorgänge und Informationen der Schiffsstationen, sofern sich Oberst Vaccon nicht seines MultiKoms bediente.
Auch alle anderen Stationen verfügten neben dem akustischen Servomechanismus über ein manuelles Interface zu den Bordsystemen in Form mehrfach redundant angelegter Sensorfelder und berührungssensitiver Holoprojektionen. Hinter dem Kommandantensitz gab es sieben „Besuchersitze"; der mittlere war im Alarmfall der Platz des Stellvertretenden Kommandanten – also meiner.
„Maschinen hochfahren. Basischeck. Einleiten der Defragmentierung!", befahl Vaccon. „Kontakt zur Begleitflotte herstellen. Gemäß Einsatzplanung Beta-Drei werden wir mit zwanzigtausend LFT-BOXEN zum Stützpunkt Brocken viervier vorstoßen."
„Verstanden."
Ich setzte mich und reichte Siamogh die Hand. Er ergriff sie wortlos und sah mich undurchdringlich an.
Die Vorrangpulte der Stationseinheiten entlang der Außenrundung waren für je maximal drei Personen bei Vollalarm-Dreifachbesetzung ausgelegt. Hier liefen die wichtigsten Steuerkreise der Abteilungen zusammen: Lebenserhaltung, Energieversorgung und -verteilung, Hangarstatus, Bordsicherheit, Logistik.
Die Holodisplays der Panoramagalerie folgten ebenfalls der Außenrundung. Wirbelnde Sturmschwaden des Großen Blauen Flecks überzogen als Computerbild der normaloptischen Außenbeobachtung die oberen beiden Drittel in formatfüllender Abbildung.
Das untere Drittel der Panorama wand war der Wiedergabebereich der hyperschnellen Ortung und Tastung. Hier wurden normaloptische Außenaufnahmen mit computergenerierten Daten zu einem neuen Gesamteindruck kombiniert, so dass Messwerte und Ortungsreliefs dargestellt werden konnten, deren einfach lichtschnelle Emissionen den Standort von PRAETORIA noch gar nicht erreicht hatten.
Einzelpunkte der Checklisten wurden abgehakt und Geräte aktiviert. Beim Basischeck wurden Tausende Meldungen gesammelt, zahllose Kontrollanzeigen wechselten nacheinander auf Positivwert.
Monitoren und Holos zeigten Parameterkolonnen, Zahlenreihen wechselten mit analogen Symbolbildern von Prozessabläufen. „Leute", rief ich. „Ich warte auf die Klarmeldungen."
„Kommen sofort!"
„Einzelwürfel und Kernzelle verschlossen, alle Luken und Schleusen hermetisch dicht, Verriegelungen intakt", meldete Trebron. „Bereit für Verschlusszustand. Eigenversorgung und Belüftung – klar.
Lebenserhaltungssysteme hundert Prozent. Defragmentierung kann beginnen."
„Einleiten."
„Kernblockwürfel docken an ... Bugblock komplett... Heckblock komplett."
Unsere kleinen Multifunktions-Kommunikatoren fungierten als Schnittstelle zur Handhabung der Steuertechnik und konnten beliebige virtuelle Holosequenzen aufbauen. Sollten die MultiKoms ausfallen oder gestört sein, kamen die Touchscreen-Displays der hufeisenförmigen Vorrangpulte zum Einsatz. Ein leises Zirpen signalisierte Bereitschaft. Das Bild der holografischen
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