2215 - Der Schohaake
auf die toten Anzeigen. Wahllos drückte er einige Tasten und berührte Sensorfelder, ohne große Hoffnung auf einen Erfolg.
Umso größer war seine Überraschung, als ein kleiner Monitor sich erhellte. Eine blasse, flackernde Schrift erschien: Gravitra)'Speicher entleert.
Aber das war unmöglich, das wusste selbst er. Der GravitrafSpeicher des Gleiters hätte eigentlich noch zur Hälfte gefüllt sein müssen!
Der Monitor verdunkelte sich wieder. Skargue fluchte wie ein Rohrspatz. Er stieg aus und ging zum Container zurück, nicht ohne dem Fahrzeug einen heftigen Fußtritt verpasst zu haben. „Wir werden zu Fuß gehen müssen", sagte er zu Snaussenid und Sam. „Aber so nackt kann ich dich nicht ins Freie lassen, du außerirdische Nervensäge."
Er hatte mehr als genug Felle. Daraus sollte sich doch eine Bekleidung für Snaussenid anfertigen lassen. Alexander Skargue hatte gelernt, mit Nadel und Faden umzugehen und auch Tacker und Heißklebepistole sinnvoll zu benutzen. Er flickte seine Sachen selbst, wenn es nötig war, und nach einigen Anfangsschwierigkeiten ging es ihm mittlerweile recht leicht von der Hand.
Er suchte sich Felle heraus und nahm mit den Augen Maß. Dann schnitt er sich mit einem feinen Laser die benötigten Teile zurecht. Bisher hatte er kaum mehr als leichte Ausbesserungsarbeiten vornehmen müssen. Nun versuchte er sich zum ersten Mal als Schneider.
Nach knapp drei Stunden war er fertig. Was eine Jacke hatte werden sollen, glich mehr einem Mantel. Orren Snaussenid ließ es geschehen, dass er in den Pelz gekleidet wurde. Der Mantel reichte bis zu seinen Fußknöcheln. Anschließend zog Skargue ihm die Hose an, die er außerdem genäht hatte. „Na also", sagte der Biologe nicht ohne Stolz auf sich selbst. „Was du jetzt noch brauchst, sind ein Paar Schuhe. Das kriegen wir auch noch hin."
Er fertigte sie ebenfalls aus Fellen. Als er sie Orren Snaussenid anpasste, empfand er einen stillen Triumph. Wer in der Zivilisation war schon in der Lage, heute noch solche Handarbeiten zu verrichten?
Orren Snaussenid war jetzt gut ausgestattet, die Wildnis wartete auf ihn. Und er hatte seine Beschützer. Sie konnten aufbrechen. Es würde ein anstrengender Weg werden, durch Schnee und Eis. Alexander Skargue hatte keine Vorstellung davon, wie Orren Snaussenid sich anstellen würde, wie lange seine Kräfte reichten. Notfalls würde er ihn wieder tragen müssen.
Er füllte seinen Rucksack neu, fütterte Sam noch einmal, dann hob er Orren Snaussenid vom Bett. Er reichte ihm eine Hand. Dann verließen sie zusammen den Wohncontainer. Skargue verriegelte ihn hinter sich mit dem Impulsgeber
5.
Der Weg war nicht besonders breit, doch der Eisregen war auf der Schneedecke gefroren und hatte sie fest und glatt gemacht. Sam ging vorneweg, Skargue und Snaussenid konnten gerade nebeneinander gehen. Die Zeiten, in denen Rad- oder Kettenfahrzeuge hier gefahren waren, waren längst vorbei. Wer in die Bergwelt Jotunheimens vordringen musste, tat dies mit Fluggeräten. Gefällte Bäume wurden auf schweren Lastengleitern in die Ebene zu den verarbeitenden Fabriken transportiert. Aber das geschah nur noch äußerst selten, denn die Berge, Wälder und Täler Jotunheimens waren reines Naturschutzgebiet. Sogar die Zahl der Besucher wurde niedrig gehalten; Menschen hatten hier wenig zu suchen.
Touristengruppen, die alle paar Monate unter Führung eines Fachmanns die Wälder durchstreiften, wich Alexander Skargue aus. Sie waren für ihn eine Zumutung.
Orren Snaussenid hielt sich unerwartet gut. Skargue fragte sich, woher das kleine Wesen seine Kraftreserven nahm. Jeder Schritt im verharschten Schnee musste es doppelt so viel Energie kosten wie den Terraner - auch wenn die vereiste Schneedecke immer weniger wurde.
Nach zwei Stunden Marsch legte Skargue eine Pause ein. Er holte ein Brot aus dem Rucksack und biss hinein. Snaussenid konnte er nach dessen Reaktion am Vorabend nichts anbieten, und Sam hatte noch keinen Hunger.
Skargue beobachtete den Außerirdischen aus den Augenwinkeln heraus. In seinem Fellmantel' und mit den Schuhen wirkte er wie ein Troll der nordischen Sagenwelt.
Skargue musste bei dem Anblick unwillkürlich schmunzeln. Die grünen Haare waren unter der Kapuze nicht zu sehen, die Skargue an die Manteljacke genäht hatte.
Es hatte zwischendurch geregnet; die Pelzbekleidung des Biologen und des Außerirdischen waren nun schwer von der Nässe und erstarrten in der Kälte. Die Sonne wurde mittlerweile
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