2215 - Der Schohaake
halte nichts von Medizin und Technik. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ..."
„Morgen wirst du ein neuer Mensch sein", versprach Norton. „Und wenn du vernünftig bist, verschonst du deine neue Leber und fängst nicht wieder zu trinken an. Wir werden dich und deinen Hund mit einem Gleiter nach Hause bringen."
„Und Orren Snaussenid?", fragte der Biologe. .„Er bekomt alle Hilfe, die die moderne Medizin, von der du so wenig hältst, ihm bieten kann."
In Alexander Skargue arbeitete es. Er hatte erreicht, was er gewollt hatte.
Snaussenid war in den Händen von Fachleuten, egal was er von ihnen hielt. Eine neue Leber, neue Nieren, ein neues Herz - all das mochte für die zivilisierten Menschen heute längst eine Selbstverständlichkeit sein, kein Risiko mehr, nur ein kleiner Eingriff. Für ihn aber ging es um das Prinzip. Er wollte nichts Fremdes in sich haben, nicht zum Androiden werden.
Andererseits wollte er leben. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen, steckte mitten im Elchprojekt. Man verließ sich auf ihn. „Was ist in der Welt geschehen?", fragte er, um Zeit zu gewinnen. „Siedlungen sind verlassen, Geräte funktionieren nicht mehr ... Was ist passiert, Doc?"
„Nichts, was deine Operation gefährden würde", sagte Norton. „Die Zivilisation, so, wie wir sie gekannt haben, existiert nicht mehr. Aber die Menschen sind bereits dabei, eine neue aufzubauen."
Skargue dachte über die Worte des Arztes nach. Sie sagten ihm nicht viel. „Nun?", fragte Norton. „Wie lautet deine Entscheidung?"
„Tut es", knurrte Skargue. „Und dann bringt mich zurück zu meinem Container."
Als er diesmal erwachte, war es, als sei er gerade erst eingeschlafen; oder besser gesagt, er hatte überhaupt nicht gemerkt, dass er sanft entschlummert war. Er befand sich in einem anderen Zimmer. Über einem Stuhl lagen seine Sachen: die Felljacke, die Hose, die Stiefel. Auf einem anderen Stuhl stand sein Rucksack. Die Kleidungsstücke sahen gereinigt aus. „Ich sehe, du bist wach", sagte eine weibliche Stimme. „Und? Wie fühlst du dich, Alexander Skargue?"
Er drehte den Kopf und sah eine samthäutige Frau auf der anderen Seite des Bettes sitzen. Sie trug nicht die übliche Krankenhauskluft, sondern einen engen blauen Pullover und ebenso eng sitzende schwarze Hosen; sehr reizvoll. Ihr Alter war schwer zu schätzen, vielleicht fünfzig, höchstens sechzig. Sie hatte dunkle Haare und grüne Augen. Skargue hatte seit vielen Jahren keine so attraktive Frau mehr gesehen.
Sie lächelte ihn auf eine Weise an, die ihn verlegen machte. Er kannte sie nicht, war aber sicher, dass sie nicht zum Personal des Medo-Centers gehörte. „Ich kann mich nicht beklagen", sagte er endlich. „Habe ich es hinter mir?"
„Die Operation?" Sie schlug die langen Beine übereinander, und er spürte, wie sein Mund trocken wurde. „Wie mir die Ärzte erklärten, gab es keinerlei Komplikationen.
Deine alte Leber und deine Nieren waren nur noch Schrott. Hast du das nie gemerkt?"
Wie denn, wenn er die meiste Zeit über vom Alkohol benebelt gewesen war? Er schüttelte den Kopf. „Ich bin hier wegen Orren Snaussenid", sagte die Fremde übergangslos. „Es ist den Ärzten gelungen, ihm flüssige Nahrung zuzuführen, die er bei sich behält. Er ist wach und reagiert auf bestimmte Reize. Aber er spricht nicht. Die Kunst der Mediker ist erschöpft. Er gehört in die Hände von richtigen Fachleuten."
„Du meinst Psychologen", vermutete Skargue. Er versuchte, sich im Bett aufzurichten. Es klappte. Er spürte keinen Schmerz und keine Narbe, als er sich über den Oberbauch fuhr. „Unter anderem", antwortete sie. „Und wo gibt es die?", wollte er wissen. Sie zog ihn auf seltsame Art und Weise in ihren Bann. Er hatte vor der Operation nur den einen Gedanken gehabt: mit Sam nach Hause. Er war bereit gewesen, Orren Snaussenid zu vergessen. „In Terrania", sagte die Frau. „Ich werde den Extraterrestrier in die Hauptstadt bringen, und ich möchte, dass du uns begleitest."
„Ich?", entfuhr es ihm. „Aber das ist unmöglich! Ich muss zurück in meine Berge und zum Auswilderungsprojekt! Ich kann nichts mehr für Snaussenid tun. Und außerdem ... außerdem würde ich mich in der Riesenstadt nicht zurechtfinden. Ich bin nicht wie ihr!"
„Das mag sein, aber ich verspreche dir, dass wir alles tun werden, damit du dich wohl fühlst. Außerdem wird dein Aufenthalt in Terrania nicht ewig dauern. Nach ein paar Tagen bringen wir dich zurück in die Berge - wohin immer
Weitere Kostenlose Bücher