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222 - Angriff auf die Wolkenstadt

222 - Angriff auf die Wolkenstadt

Titel: 222 - Angriff auf die Wolkenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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versuchte auch sie zum Reden zu bringen.
    Doch Tala hörte meistens nur lächelnd zu. Sie spürte natürlich, dass der grauhaarige Weiße mit ihr flirten wollte.
    Das schmeichelte ihr zwar, doch sie selbst hielt sich zurück.
    Es war ihr nicht möglich, als Frau auf die charmanten Wortfeuerwerke des Sehers zu reagieren – kaum ein Jahr war es her, dass sie die Liebe ihres Lebens verloren hatte. Daran waren auch die Annäherungsversuche Prinz Akfats letztlich gescheitert – es war einfach zu früh für eine neue Bindung nach Nabuu gewesen.
    Dabei war der Seher ein kluger und sympathischer Mann.
    Etwas rätselhaft allerdings und mit seltsamen Gewohnheiten.
    So blickte er manchmal geistesabwesend durch die Gegenstände und Personen in seiner Umgebung hindurch, als wären sie nicht vorhanden und als gälte es, Wichtigeres in einer Ferne zu fixieren, die nur ihm zugänglich war. In solchen Momenten zuckte der Augapfel seines verbliebenen Auges hin und her. Dann wieder gab es Gelegenheiten, da wirkte Yann Haggard wie aufgekratzt, redete ununterbrochen und konnte eine ganze Gesellschaft mit seinen Erzählungen und seinem klugen Witz unterhalten. Menschlich fühlte Tala sich durchaus von ihm angezogen.
    Jemand, der den Seher von früher kannte, hätte die Wandlung verblüfft, die mit ihm vorgegangen war. Yann Haggard hatte sich verändert seit der Rückkehr vom Zeitstrahl.
    Nicht nur, dass ihn keine Kopfschmerzen mehr plagten – im einen Moment war er von einem unstillbaren Wissensdurst getrieben, dann wieder schien er stundenlang über einem Problem zu grübeln, für das er keine Lösung fand, das er aber auch niemandem mitteilen wollte oder konnte.
    Aber niemand hier kannte Yann Haggard von früher, und so fiel die Veränderung niemandem auf.
    Der Vogel des Prinzen ritt meist sechs oder sieben Meter vor Tala und Yann. Halb war Prinz Akfat mit seinen Gedanken schon in Wimereux-à-l’Hauteur, bei seinem Vater und den Regierungsgeschäften, halb folgte er den Gesprächen zwischen Haggard und Tala, die er noch immer vergötterte, die aber nicht mehr auf seine Avancen einging. Zog sie denn wirklich den grauhaarigen Greis dem Sohn des Kaisers vor? Akfat konnte es nicht glauben, und daraus nährte er die Hoffnung, dass es noch nicht zu Ende war zwischen Tala und ihm. Eins aber war ihm bewusst: Sie jetzt zu drängen wäre das Falscheste gewesen, was er tun konnte.
    Also lauschte er nur den abenteuerlichen Erzählungen des Sehers. Viel bekam er davon aber nicht mit, weil der Efrant zwanzig Schritte vor ihm Unterholz, Büsche und kleine Bäume niedertrat und ein ständiges Rascheln und Splittern den Urwald erfüllte.
    In etwa einer Stunde würde die Nacht anbrechen, in einer halben Stunde wollte man eine Bucht am Seeufer erreichen, in der Yabandus Truppe auf dem Marsch nach Norden ein Nachtlager angelegt hatte.
    Um diese Zeit ungefähr geschah es. Prinz Akfat drehte sich im Sattel seines Laufvogels um, blickte über die weit auseinander gezogene Kolonne, und als er dreihundert Schritte entfernt den Efranten der Nachhut zwischen den Bäumen entdeckte, richtete er seinen Blick wieder auf den Rücken des Dickhäuters an der Spitze – jedenfalls wollte er das tun. Doch der Koloss war verschwunden.
    Nicht einmal von der Dampfdruckkanone, die das Tier hinter sich hergezogen hatte, entdeckte Akfat noch eine Spur.
    Dafür tönte ein lang gezogenes Trompeten durch den abendlichen Urwald. Es splitterte, es raschelte, es schmatzte und blubberte, und das Trompeten des verschwundenen Efranten wurde dumpfer und jämmerlicher.
    »Anhalten!«, brüllte Akfat und hob die Rechte.
    Die beiden gepanzerten Vogelreiter, die hinter dem Efranten geritten waren, stießen Warnrufe aus. Beide hatten Mühe, ihre aufgescheuchten Vögel zu bändigen. Die langbeinigen Wesen spreizten die kurzen Schwingen, flatterten und hüpften erregt auf und ab.
    Eine weißlich graue Liane schlang sich plötzlich um die Beine des Laufvogels, der Akfat am nächsten war, zog sich zusammen und riss das Tier samt seinem Reiter ins Unterholz.
    Eine nie gesehene Bodenwucherung wölbte sich plötzlich aus dem Unterholz des Dschungels, öffnete sich schmatzend und saugte den Vogel regelrecht ein.
    Der Reiter sprang auf, wollte fliehen, doch Lianen wanden sich um seine Knie und brachten ihn zu Fall. Er schrie verzweifelt, strampelte und versuchte vergeblich, die Fesselung abzuschütteln. Lianen hielten ihn am Boden fest.
    Akfat traute seinen Augen nicht. Was geschah hier?
    Tala

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