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222 - Angriff auf die Wolkenstadt

222 - Angriff auf die Wolkenstadt

Titel: 222 - Angriff auf die Wolkenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Haggard erkannten Krieger mit Federbüschen. Es waren Dutzende, ein kleines Heer. Einer hatte weiße Haut und langes Haar, ein anderer, größerer, sah aus wie eine Echse auf zwei Beinen.
    Mündungsfeuer blitzten jetzt zwischen den Bäumen auf, Schüsse krachten. Einer der Männer auf dem rettenden Stamm brach getroffen zusammen und stürzte ins Wurzelgeflecht des Urwaldriesen hinunter. Sofort umschlangen ihn Tentakel, und eine feucht schimmernde Höhle öffnete sich schmatzend.
    »Weg hier!«, zischte Tala. Sie packte den Prinzen und zog ihn auf der anderen Seite vom Baumstamm.
    Yann Haggard aber blieb stehen. »Mörderpack!«, schrie er.
    Er schüttelte die Fäuste. »Verfluchtes Mörderpack! Das Leben sollte euch heilig sein!«
    Erschrocken blickte Tala zu ihm hinauf. »Kommen Sie, Yann!« Sie kletterte zurück, packte ihn und zerrte ihn vom Baumstamm. »Diese Krieger werden Sie erschießen, wenn Sie nicht mit uns kommen!« Die kaiserliche Leibgardistin merkte, dass der Seher am ganzen Körper zitterte.
    Der Gardist und der Prinz sprangen auf ihre Laufvögel. Tala teilte sich ihr Tier mit Yann Haggard. Wie verwirrt kam der Seher ihr vor. In weiten Sprüngen trugen die Vögel sie dem nächtlichen Seeufer entgegen. Hinter ihnen stampfte der Lärm von Dampfmaschinen durch den Urwald.
    ***
    Die Männer grinsten, und der mit dem Jagdnetz ließ es schneller und schneller über seinem Kopf kreisen.
    Und Aruula ließ alle Hoffnung fahren.
    Wenn sie ihren Körper auch nicht benutzten konnte – was seine Sinne wahrnahmen, kam dennoch in ihrem Bewusstsein an. Sie sah die Männer, sie sah ihre zahlenmäßige Überlegenheit, sie sah ihre Waffen und sie sah ihre spöttischen, verächtlichen, verschlagenen Mienen.
    Bei Wudan – diese dreckigen Kerle waren zu elft! Sie waren ausgeruht, sie hatten getrunken, sie waren auf der Jagd, und sie hatten Lust auf eine schöne Frau!
    Es war vorbei.
    Angst empfand Aruula eigentlich nicht, es war mehr eine Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung. Enttäuschung, weil sie so kurz vor dem Ziel noch diesen überflüssigen Wegelagerern in die Hände fallen musste. Erleichterung, weil sie nichts spüren würde von all den Widerwärtigkeiten, die jetzt unweigerlich über sie hereinbrechen mussten.
    Die Andere, die ihren Körper beherrschte, würde alles spüren müssen: Schmerzen, Demütigung, Ekel, Ohnmacht.
    Und dann flog das Jagdnetz. Nefertari riss ihr Schwert aus dem Sand – Aruulas Schwert – und schlug das anfliegende Netz zur Seite. Es fiel in den Wüstensand.
    Die Männer lachten, als hätte jemand einen schmutzigen Witz gemacht.
    Bist du wahnsinnig?, raunte Aruula in Nefertaris Bewusstsein hinein. Das war eine Kampfansage gegen diese Drecksäcke! Wie willst du in meinem Zustand gegen elf ausgeruhte Schläger bestehen? Es ist mein Körper, den du aufs Spiel setzt! Mein Leben!
    Nefertari reagierte überhaupt nicht. Sie hob ihr Schwert und ging auf die Männer zu. Dabei schaute sie keinem der Kerle ins Gesicht, blickte starr an ihnen vorbei zu dem vorderen der beiden Dampfwagen. Dort waren andere Männer und ein paar Frauen abgestiegen und zapften Wasser aus einem großen Holzfass, das vorn im ersten Anhänger hinter dem Kesselwagen stand, der den Rauch ausstieß.
    Wasser…
    Die Männer feixten und lachten. Worte und Satzfetzen einer fremden Sprache flogen hin und her. Sie amüsierten sich köstlich über die Frau in dem schmutzig-grauen Pelzmantel, mit dem langen Schwert und dem blutverkrusteten Mund.
    Nefertari bemerkte es kaum. Sie fixierte die Leute mit den Krügen und Bechern vor dem Fass.
    Zwei der Wegelagerer stellten sich ihr breitbeinig in den Weg. Sie feixten siegesgewiss und ließen ihr Opfer auf sich zukommen. Nefertari stapfte weiter, als wären die Kerle überhaupt nicht da. Und Aruula musste tatenlos mit ansehen, wie ihr Körper, beherrscht von einer Fremden, in seinen Untergang marschierte.
    Unbeirrt vom Gelächter und Gerede der Männer näherte sich Nefertari zwei von ihnen rasch. Einer war der, der das Netz geschleudert hatte, der andere trug eine schwere Axt auf der Schulter. Sie hielt auch nicht an, als nur noch zwei Schritte sie von den feixenden Kerlen trennte. Sie riss einfach Aruulas Klinge hoch und schlug zweimal zu.
    Gelächter und Geplauder verstummten schlagartig. Die beiden getroffenen Schwarzbärte stürzten zu Boden – der eine hielt sich eine klaffende Bauchwunde, der andere versuchte das Blut zu stoppen, das aus seiner Kehle schoss.
    Die anderen

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