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222 - Angriff auf die Wolkenstadt

222 - Angriff auf die Wolkenstadt

Titel: 222 - Angriff auf die Wolkenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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tauchte neben ihm auf. »Mir nach, Akfat!«, rief sie und trieb ihren Vogel Richtung Seeufer. Yann und der Prinz ritten hinter ihr her. Anders als die schöne Leibgardistin, die ihren antrainierten Reflexen folgte, waren sie beide wie betäubt vor Schrecken.
    Hinter ihnen, inmitten seiner Läufer, schrie Yabandu Befehle. Aus den Augenwinkeln sah Prinz Akfat, wie der Reiter des verschlungenen Vogels jede Gegenwehr aufgegeben hatte – die Lianen schlängelten sich ihm um Schenkel, Hüfte und Oberkörper, hielten ihn im Unterholz fest und zerrten ihn zu einer schmatzenden grau-weißen Bodenöffnung.
    Nicht besser erging es dem zweiten gepanzerten Reiter und seinem Laufvogel: Weißgraue Lianen wickelten Mann und Tier regelrecht ein, manche dünn wie ein Kinderdaumen, manche dick wie ein Efrantenrüssel. Quallenartige Blasen wucherten aus dem Unterholz, bildeten Schlünde und Krater, verschluckten den Vogel und fesselten den zappelnden Reiter ins Unterholz.
    Und jetzt begriff der Prinz: Das waren gar keine Lianen, denn die hingen gewöhnlich aus den Kronen der Bäume auf den Waldboden herunter. Das mussten Auswüchse einer Fleisch fressenden Pflanzenart sein!
    Samt ihren Vögeln retteten sich Tala, Yann und der Prinz in das Wurzelgeflecht eines mächtigen Baumes. Dort lag ein entwurzelter Urwaldriese, auf den sprangen sie und blickten zurück. Überall kämpften die Läufer und Reiter gegen Tentakel und schmatzende Wucherungen, die sich vor oder hinter ihnen im Waldboden öffneten.
    Einige Läufer lagen gefesselt von den Schlinggewächsen im Gestrüpp, andere entdeckten Tala und den Prinzen auf ihrem rettenden Stamm und versuchten zu ihnen zu flüchten.
    Hauptmann Yabandu und ein zweiter gepanzerter Reiter schlugen mit ihren Klingen um sich, um gierige Pflanzenstränge von ihren Beinen und den langen Hälsen ihrer Laufvögel zu trennen.
    Der Efrant am Ende der Kolonne tänzelte um sich selbst, trompetete aufgebracht, zertrampelte die nach ihm züngelnden Tentakel. Doch schon nach kurzer Zeit brach er in eine Art Erdhöhle ein, kippte zur Seite, trompetete in Panik, strampelte und schlug mit dem Rüssel um sich.
    Sieben Männer lagen bereits von Tentakeln und fasrigen Bodenausstülpungen umschlugen im Unterholz, zappelten und schrien. Etwa genauso viele rannten dem Wurzelgeflecht und dem umgestürzten Stamm entgegen, wohin Tala, der Seher und der Prinz sich gerettet hatten. Die streckten die Arme nach den beiden Männern aus, die den Stamm zuerst erreichten, und zogen sie hoch.
    Die anderen fünf sahen sie zum letzte Mal, als sie einen Busch durchbrachen und unter das tief hängende Geäst des Baumes in das Wurzelgeflecht sprangen, keine zwanzig Schritte vom rettenden Stamm entfernt – im nächsten Moment war es, als würden sie in eine Fallgrube einbrechen, und sie verschwanden für immer im Erdboden zwischen den Wurzeln.
    Zweihundert Meter entfernt stürzten nun auch Yabandu und der zweite noch übrige gepanzerte Reiter samt ihren Vögeln ins Unterholz. Brodelnde Schlünde, aus denen Dunst stieg, verschlangen die schreienden Vögel, Fasern hielten ihre Reiter fest. Das jämmerliche Trompeten der Efranten verstummte.
    Zehn oder zwölf Krieger sahen Tala, Akfat und Yann noch zwischen Tentakeln und Gestrüpp liegen. Sie schrien und wanden sich, wenn sie konnten, doch die meisten waren vollkommen eingesponnen und zu keiner Bewegung mehr fähig.
    »Wir müssen ihnen helfen.« Prinz Akfats Stimme zitterte.
    Er machte Anstalten, vom Baumstamm zu klettern, doch die kaiserliche Leibwächterin hielt ihn fest.
    »Nein, geh nicht!«, rief Tala. »Du würdest genauso enden wie sie!«
    Inzwischen wurde es dunkel. Gestalten erhoben sich plötzlich aus dem Unterholz, weißgrau und menschengroß. Die fünf Entronnenen auf dem Stamm hielten den Atem an.
    Schemenhaft wie Schatten und lautlos wie Gespenster beugten sich die merkwürdigen Gestalten über die von Tentakeln und Pflanzenfasern Gefesselten. Die Männer schrien und heulten vor Entsetzen und Angst.
    Die Unheimlichen hüllten einen nach dem anderen ein und schleppten sie zu einer der rätselhaften Öffnungen im Waldboden. Dort sanken sie mitsamt ihrer Beute in die schmatzenden und gurgelnden Erdhöhlen. Es schien, als seien die unheimlichen Gestalten durch dünne Fasern mit den Gruben und Wucherungen im Waldboden verbunden.
    Menschen waren das nicht, doch waren es Tiere?
    Auf einmal erschienen die Umrisse eindeutig menschlicher Gestalten zwischen den Baumstämmen. Tala, Akfat und

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