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222 - Angriff auf die Wolkenstadt

222 - Angriff auf die Wolkenstadt

Titel: 222 - Angriff auf die Wolkenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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die letzten Reserven aus ihrem Körper gespült. Jetzt war sie einer Ohnmacht nahe.
    Aruulas Gedanken rotierten. Wenn die Kerle sie jetzt in die Hände bekamen, würden sie sie tagelang sterben lassen. So viel war gewiss. Du musst bei Bewusstsein bleiben!, hämmerte sie Nefertari ein. Schau dich um – irgendwo muss es einen Ausweg geben!
    Nefertari folgte ihrem Befehl. Ihr Blick fiel in die Fahrerkabine des Dampfwagens. Flammen schlugen dort aus der offenen Eisentür des Brennkessels. Sie spähte zu den Schwarzbärten – Schritt für Schritt kamen sie näher. Der blanke Hass spiegelte sich in ihren sonnenverbrannten Mienen.
    Ein paar Frauen knieten jammernd um den schwer verletzten Anführer.
    Die Säckchen mit dem schwarzen Pulver, raunte Aruula in Nefertaris Bewusstsein. Hol eines davon heraus und wirf es in den Brennkessel! Doch danach musst du ganz schnell vom Wagen springen!
    Nefertaris Bewegungen waren fahrig. Ihr Gesichtsfeld zog sich zusammen, wurde dunkel an den Rändern. Übelkeit stieg in ihr hoch.
    Zehn oder zwölf Männer hatten sich inzwischen vor dem Wagen mit dem Fass versammelt. Vier oder fünf Wegelagerer kletterten mit Messern zwischen den Zähnen vom letzten Wagen aus auf sie zu, und zwei Säbelträger machten sich auf dem Dampfwagen selbst sprungbereit.
    Nefertari steckte den Dolch ein und zog sich den Lederrucksack vom Rücken. Sie blinzelte die Nebel weg, die plötzlich vor ihren Augen wallten, holte eines der Ledersäckchen mit dem schwarzen Pulver heraus und richtete sich halb auf.
    Ziele gut, und wenn du getroffen hast, spring auf der anderen Seite vom Wagen!, schärfte Aruula ihr ein.
    Sie hatte von Maddrax mindestens so viel gelernt wie er von ihr. Und eines der vielen Dinge war die Bedeutung des Schwarzpulvers in der Geschichte der Menschheit.
    Die Männer waren irritiert, weil die Frau ihr Schwert auf dem Fass liegen ließ. Einen Atemzug lang hielten sie inne, belauerten sie und warteten ab, was die Fremde im Pelzmantel nun wohl tun würde. Nefertari holte aus und schleuderte das Ledersäckchen durch die Heizkammertür ins Feuer des Dampfwagens. Dann ließ sie sich rücklings vom Wagen fallen.
    Fast im gleichen Moment ertönte ein Knall, und eine riesige Stichflamme hüllte die ersten beiden Wagen ein – und mit ihnen sämtliche Schwarzbärte, die dort standen oder auf den Anhängern herumkletterten.
    ***
    Mit weit aufgerissenen Augen sah sich Daa’tan das Treiben des Pilzes eine Zeitlang an. Wie Schlünde öffneten sich Löcher und verschluckten Tier und Mensch; Pilzfäden und Tentakel streckten sich nach den kaiserlichen Soldaten aus, wo sie gingen, standen und lagen.
    Daa’tan spürte, dass er die Kontrolle über den gewaltigen Pilz verlor. Als er die Pflanze entdeckt und festgestellt hatte, dass auch sie seinen Kräften gehorchte, ahnte er noch nicht, wie groß sie war. Der Teil, den er bewusst steuerte, umfasste ein Gebiet von mehreren Hundert Metern – aber er spürte, dass dies lange nicht die Grenze des Pilzes war. Er schien sich Kilometer weit unter der Landschaft auszubreiten.
    Aber es war nicht die Zeit gewesen, die Pflanze näher zu erforschen. Daa’tan hatte rasch erkannt, welches Potenzial sie bot, und ihr befohlen, Fäden und Tentakel auszustülpen und die feindlichen Krieger festzuhalten. Die Vögel und die beiden mächtigen Rüsseltiere mochte der Pilz fressen, aber die Soldaten wollte Daa’tan lebend fangen.
    Doch nun öffneten sich plötzlich Gruben und pulsierende Schächte, die ihre von Tentakeln gefesselten und betäubten Opfer verschluckten wie gierige Mäuler.
    Und am Ende bildete das ausgedehnte Pilzbett auch noch pilzähnlichen Wucherungen aus, die den Menschen ähnelten, die es verschlungen hatte. Gespenstische Gestalten wankten durch das Unterholz und töteten die Soldaten des Kaisers.
    »Wir brauchen sie lebend!«, zischte Grao’sil’aana. »Du musst dem Pilz Einhalt gebieten!«
    Daa’tan erhob sich aus seiner Deckung und trat zwischen die Urwaldriesen. Er konzentrierte sich auf das rätselhafte Pflanzenwesen und befahl ihm, sich zurückzuziehen.
    Die Bewegungen der menschenähnlichen Ausstülpungen gerieten ins Stocken.
    Grao schickte Krieger auf den Kampfplatz und befahl ihnen, die Fasern zu durchschlagen, mit denen die Pilzphantome an ihren Hauptorganismus gebunden waren. Einige Krieger sandte er aus, um fünf Kaiserliche einzufangen, die den Wucherungen und Schrunden entkommen waren. Bald krachten Schüsse durch den abendlichen Wald, kurz

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