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222 - Angriff auf die Wolkenstadt

222 - Angriff auf die Wolkenstadt

Titel: 222 - Angriff auf die Wolkenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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dem zweiten Zug.
    Dort, etwa zwanzig Meter entfernt, standen die Wegelagerer und starrten besorgt in die Flammen.
    Etwas abseits hatten sie Unterstände aufgebaut und den Hausrat und die Habseligkeiten aufgeschichtet, die sie den Flammen entrissen hatten. Unter der Plane eines Unterstandes versorgten sie die Verletzten.
    Inzwischen wurde es dunkel. Funken flogen durch die Luft.
    Ein paar Schwarzbärte begannen wild zu gestikulieren. Sie fürchteten wohl, die Funken könnten auch den zweiten Zug entzünden. Einer der Nomaden setzte sich in Bewegung und eilte auf den verbliebenen Dampfwagen zu.
    Sie wollen das Fahrzeug aus dem Bereich des Funkenflugs bringen, raunte Aruulas Stimme in Nefertari Bewusstsein hinein. Das ist unsere Chance…
    Zwei Atemzüge später sprang der Schwarzbart auf den Dampfwagen. Aber er konnte die Maschine nicht sofort starten; erst musste der Kessel auf Temperatur gebracht werden.
    Aruula schätzte die Richtung ab, in die der Wagen fahren würde. Wir müssen ihm den Weg abschneiden, drängte sie. Es sind ungefähr vierzig Schritte – schaffst du das?
    Sie hatten Glück, dass der fette Qualm des brennenden Zuges sie deckte. Nefertari stemmte sich mit einem Ächzen auf Knie und Hände hoch und kroch los. Immer wieder sackte sie in den Sand und holte keuchend Luft, aber Aruula trieb sie – und sich – unerbittlich voran.
    Nach zwei Dritteln des Weges hörten sie die Dampfmaschine des zweiten Zuges laut zischen und stampfen.
    Das Gefährt setzte sich in Bewegung!
    Schneller!, peitschte Aruula Nefertari voran.
    Sie schafften es knapp, genau in die Fahrtrichtung des Wagens zu gelangen, wo sich Nefertari dicht an den Boden presste. Der Dampfwagen rollte im Schritttempo über sie hinweg.
    Du musst abwarten, bis die Deichsel des ersten Anhängers über uns auftaucht, erläuterte Aruula der Königin ihren Plan.
    Greif danach und lass dich mitziehen. Wenn der Wagen dann anhält…
    Ich habe schon verstanden, unterbrach Nefertari sie barsch.
    Offenbar fühlte sie sich schon wieder fit genug, um sich königliche Allüren zu leisten. Aruula schluckte eine Entgegnung hinunter; jetzt kam es vor allem darauf an, die nächsten Minuten zu überleben.
    Mit einem Schnaufen kam der Zug zum Stehen, und Nefertari hangelte sich in einer weiteren Kraftanstrengung über das Heck nach oben. Sie erreichte das Steuerhaus, als der Fahrer eben die Dampfmaschine abstellen wollte. Er bemerkte Nefertari erst, als sie ihm von hinten den Dolch in die Nierengegend presste. »Weiterfahren!«, zischte sie.
    »Schnell…!«
    ***
    Noch spiegelte sich der Mond im See, doch er sank bereits dem Horizont entgegen. In der Uferböschung krächzte von Zeit zu Zeit ein Wasservogel, manchmal sprangen Fische oder man hörte es im Unterholz rascheln, und zweimal gellte das Kreischen einer von nächtlichen Jägern aufgescheuchten Affenhorde durch den Dschungel. Unterholz und Laubdach waren voller Geräusche.
    Mitternacht war lange vorbei. In der Laubkrone eines mächtigen Urwaldriesen kauerten Tala, Yann Haggard, Prinz Akfat und der überlebende Läufer dicht am Stamm. Der Läufer war ein blutjunger Soldat namens Coryas. Der Seher hatte sich nach dem Wutausbruch während des Überfalls wieder beruhigt.
    Der Baum, in dem sie Zuflucht gesucht hatten, stand direkt am Seeufer. Im Mondlicht konnten sie unter sich die Wellen ins Schilf schwappen sehen. Sie lauschten in die Dunkelheit.
    Die drei Laufvögel hatten sie mit geknebelten Schnäbeln und an den Läufen zusammengebunden ein paar hundert Schritte weiter nördlich im hohen Uferschilf zurückgelassen.
    Mehr als drei Stunden war es her, dass sich die drei Männer und die Frau vor ihren Verfolgern in die Baumkrone geflüchtet hatten. Jetzt sondierten sie die Laute aus dem nächtlichen Urwald.
    Der Lärm der Dampfmaschinen war längst verklungen.
    Auch Stimmen und Schritte hörten sie schon lange nicht mehr.
    »Sie haben die Suche nach uns aufgegeben«, flüsterte Tala.
    »Ich schlage vor, dass wir zu den Vögeln zurückkehren und im Schutz der Dunkelheit weiter nach Süden reiten.«
    Yann Haggard zögerte, aber Prinz Akfat und Coryas, der Läufer, befürworteten Talas Vorschlag. Also vertraute sich der Seher dem Urteil der militärischen Fachleute an und stieg hinter ihnen her aus der dichten Baumkrone. Entlang des Ufers schlichen sie zurück zum Schilf.
    Der Läufer übernahm die Spitze. Nach nicht einmal hundert Metern sah Tala im Mondlicht, wie er die rechte Hand hob und das Zeichen gab, im

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