2221 - Die Sekte erwacht
ging dann für einige Minuten aus dem Büro, und ich war allein. In dieser Zeit habe ich entdeckt, dass er eine Fabrik in der Nähe des Zoogeländes errichtet, die ausschließlich dazu da ist, für ein gigantisches Bauprojekt der Gon-Orbhon-Sekte das benötigte Material zu beschaffen, zu bearbeiten und zu liefern."
Mondra horchte auf. Dieser Hinweis war äußerst bedeutsam. „Ich habe recherchiert", fuhr der junge Mann eifrig fort. „Für beide Projekte liegt eine Baugenehmigung vor.
Die Stadtpositronik hat grünes Licht für alle Details gegeben. Schon heute beginnt mein Vater mit dem Bau der Fabrik. Sie wird hauptsächlich aus vorgefertigten Teilen zusammengesetzt. Der Einbau der Maschinen wird einige Tage dauern, aber dann beginnt die Produktion."
Mondra setzte sich. Clarian blickte sie forschend an. Er wurde unsicher, weil er nicht wusste, ob sie erkannt hatte, welche Bedeutung das Projekt hatte. Ihr war nicht anzusehen, was sie dachte. „Mein Vater ist Geschäftsmann. Nach den Unterlagen, die ich eingesehen habe, hat er einen großen Teil des Baugeländes gekauft und dann der Sekte geschenkt. Das passt nicht zu ihm. Bevor Imberlock hier auftauchte und seinen Unsinn verbreitete, hätte er das auf keinen Fall getan. Außerdem hätte er sich mit Sicherheit an die Regierung gewendet, um das Projekt zu besprechen. Immerhin erhält er viele Aufträge von der Regierung."
Mondra erhob sich. „Das möchte ich mir ansehen", sagte sie.
Sie führte den jungen Mann auf eine Landeplattform vor ihrer Wohnung hinaus, auf der ein neuer Gleiter stand.
Die vergiftete Maschine wurde zurzeit eingehend auf Spuren untersucht. „Ich habe keine Ahnung, was die Sekte überhaupt bauen will", meinte Clarian, als sie startete und auf Kurs zum Zoogelände ging. „Vielleicht will sie einen Tempel oder so etwas errichten."
Es war unglaublich, wie weit der Bau der Fabrik bereits fortgeschritten war. Bei den noch nicht fertig gestellten Teilen waren Abschnitte aus Formenergie zu sehen. In ihnen befanden sich alle nötigen Leitungen für die Verund Entsorgung der Gebäude. Sie wurden von mächtigen Maschinen mit flüssigem Material ausgegossen, das innerhalb weniger Minuten verhärtete.
Aus einer Höhe von etwa zweihundert Metern beobachteten Mondra Diamond und der junge Mann, wie im Minutentakt Abschnitt für Abschnitt der Fabrik auf diese Weise errichtet wurde. In gleicher Weise wurden Decken und Zwischenwände eingezogen. Andere Maschinen sprühten flüssiges Memorymaterial in die für Türen und Fenster vorgesehenen Öffnungen, und wie von Geisterhand geschaffen formten sich Türen und Fenster heraus.
Transportgleiter führten mächtige Maschinenblöcke herein, die von oben in die noch offenen Räume gesetzt wurden, bevor weitere Decken entstanden und das Dach errichtet wurde.
Auf dem Gelände daneben war mittlerweile ein kreisförmiges Fundament mit einem Durchmesser von mehr als hundert Metern entstanden.
Während Mondra beobachtete, nahm sie Verbindung mit verschiedenen Behörden Terranias auf. Sie erfuhr, dass Doffran Goricellein tatsächlich Bauherr der Fabrik war und dass er das daneben gelegene, noch beträchtlich größere Gelände zunächst erworben und dann an die Sekte verschenkt hatte. Dabei war ihm die Stadt Terrania mit steuerlichen Erleichterungen entgegengekommen, damit er die Fabrik auf ihrem Boden hochzog und nicht außerhalb der Stadt. „Entweder hat er den Verstand verloren", kommentierte Clarian, „oder er verdient sich dumm und dämlich an dem, was er in dieser Fabrik herstellen und an die Sekte liefern will. Ich begreife nicht, dass so etwas möglich ist. Mitten in der Stadt. Ausgerechnet diese Sekte, die Fabriken als lästerliche Gebäude bezeichnet."
Als sie sah, dass verschiedene Trivid-Teams anrückten, um den Bau zu filmen, beschloss Mondra, die Beobachtung abzubrechen. „Ich möchte mit deinem Vater reden", sagte sie. „Das könnte schwierig werden", meinte er. „Aber eine Chance haben wir: Wenn ich dabei bin, glaubt er vielleicht, dass ich eingeknickt bin. Das könnte uns helfen."
„Er wird in jedem Fall mit mir reden. Verlass dich drauf!"
In den parkähnlichen Anlagen arbeiteten zahlreiche Roboter. Sie pflegten die Pflanzen, säuberten die Wege und verschönerten die Fassade der prunkvollen Villa, in der Doffran Goricellein mit seiner Familie wohnte. Als Mondra mit Clarian die Stufen der Treppe am Eingang hochstieg, erschien ein bizarr geformter Roboter und versperrte ihnen den Weg. Mit
Weitere Kostenlose Bücher