2227 - Menschenjagd auf Hayok
„Ja, Kant", sagte Mal brummend. „Offensichtlich ist die Langeweile zu Ende.
Riskieren wir's?"
„Keine Frage", antwortete ich und versuchte, meine Erregung zu unterdrücken. „Vielleicht besorgt uns der Chef vorher noch eine fernsteuerbare Kamera."
Der Stadtrand Vhalaums ging in einem unregelmäßig breiten Streifen parkähnlicher, teilweise verwilderter Landschaft in die terranische Enklave über. Es gab dort einige Nebenarme und Kanäle des Vhalite, mit baumbestandenen Ufern und schmalen, unbedeutenden Brücken. Ohne erkennbares System standen Hallen, einige Wohnbauten und etliche Türme im Brachland. Mal und ich kannten die Topografie, aber natürlich nicht jeden Quadratmeter; wir würden aber wahrscheinlich ungesehen in Shallowains Nähe kommen.
Noch während ich mich langsam beruhigte, meldete sich Cardozo wieder. „Über derlei feine Geräte verfügen wir noch nicht. Aber gegen Mittag überspielt uns jemand einige Aufnahmen von der bewussten Stelle."
„Ausgezeichnet!" Ich sprang auf. Einige ausgeschwärmte Dwarmaris fielen vom Leder der Holster. „Dann kriegen wir ihn!"
„Los! Ich kümmere mich ums Essen", sagte Mal.
Wir aßen schnell und überprüften erneut unsere Ausrüstung, obwohl wir sie in den letzten Tagen aus Langeweile schon fünfmal gecheckt hatten. Ich verzichtete darauf, meine Bartstoppeln zu entfernen; vielleicht wirkte der dünne Bartwuchs als zusätzliche Tarnung. Cardozo rief uns und kündigte die neuesten Bilder an.
Die Bilder waren teilweise holografisch, teilweise zweidimensional. Wir sahen einen Khasurn-Rohbau mit angedeuteten terranischen Bauelementen, neben dem sich unterirdisch jene Verteilerstation befand, in der Shallowain arbeitete.
Zwischen beiden Gebäuden erstreckten sich Rampen, Treppen und kunstvoll ausgeführte Sitzgruppen auf verschiedenen Ebenen, einige Dutzend neu gepflanzter Bäume und ein Gewirr von Kieswegen; das Ganze wirkte wie eine unfertige Erholungsfiäche für die Bewohner des geplanten Gebäudes, an dem niemand arbeitete. Ein Rudel hungriger Scaffrans stöberte kläffend und jaulend im Buschwerk.
Im feuchten Gras suchten Stelzvögel nach Insekten, auf den hellen Plastikplatten pickten bunte, handgroße Tiere, die man hier „Orchideentauben" nannte. Das kleine kugelförmige Beiboot stand etwa dreihundert Meter vom Eingang der Energiestation entfernt auf einer verwahrlosten Freifläche. Ein niedergetrampelter Pfad im Gras führte zur Bodenschleuse. Material und Ausrüstung lagen in halb leeren Containern herum.
Vor dem Eingang standen zwei Arkoniden, unterhielten sich und tranken. Ein friedliches, unverdächtiges Bild. Ich wartete darauf, dass Shallowain auftauchte, aber er kam nicht. Der nächste Rundblick zeigte uns, dass weit und breit weder Raumtruppen noch Polizei patrouillierten. „Niemand wird uns sehen", sagte ich zufrieden, „ehe wir vor diesem Eingang stehen. Und wenn sich Shallowain zeigt, dann...."
Mal fragte: „Hetzt du deine Ameisenkäferwinzlinge auf ihn?"
„So oder ähnlich", antwortete ich lachend. Schlagartig wurde ich wieder ernst. „Mir fällt schon etwas Besonderes ein."
„Hoffentlich das Richtige."
Wir waren gut ausgerüstet. Auch die Teams von Cardozos Positronik-Betrieb hatten uns geholfen. Wortlos deutete Mal auf die Overalls; wir würden als Arbeiter weniger auffallen, falls uns eine Kontrolle überraschte. Wir zogen die Overalls, von denen wir alle Abzeichen und ■Zahlen entfernt hatten, über unsere gewohnte Kleidung und füllten schweigend die Taschen mit Waffen, Granaten und anderen Geräten. Wieder packte mich die Erregung einer bevorstehenden Jagd. Vom Bildschirm aus sah uns Cardozo zu; er blickte erkennbar skeptisch. „Wir werden euch beobachten und helfen, wenn wir können", sagte er, als wir das Zimmer verließen und auf den Ausgang zugingen. „Viel Glück! Und seid vorsichtig."
Wir winkten. klappten mein Bett hoch, ließen die Wandverkleidungen zurückgleiten, öffneten eine Sperre nach der anderen und gingen durch den engen, niedrigen Korridor, in dem wenige Lampen glommen, und passierten die Stellen, an denen gesteuerte Sprengungen den Stollen durch lavaglühende „Korken" blockieren würden. Eine halbe Stunde danach schob ich das Okular durch den getarnten Felsen und betrachtete durch die Fischaugenlinse die Umgebung.
5.
„Jetzt kenne ich dich schon so lange", murmelte Mal in meinem Rücken. „Wenn du bestimmte Stichworte hörst, wirst du plötzlich zum mutigsten Kerl des ganzen
Weitere Kostenlose Bücher