223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
nicht, da verhedderten sich jedes Mal die Fäden, und sie hatte nicht aufgepasst, wie man richtig nähte, sodass sie auch nichts flicken konnte.
Sophie kam zu ihr und war derart guter Laune, dass ihr sonst so blasses Gesicht rosig leuchtete. „O Maddy, das sind die herrlichsten Zimmer, die ich je gesehen habe. Glaubst du, wir können wirklich bleiben? Sieh dir nur diese Möbel an. Solche schönen Tische würde ich zu gern polieren.“
Gedankenverloren sah Madeleine sie an, ohne etwas darauf zu erwidern. Sie wusste einfach nicht, ob sie tatsächlich hier würden bleiben können.
Am Abend half Devlin dabei, Linette ins Bett zu bringen. Als die Kleine schließlich zugedeckt war, drückte er Madeleine an sich. „Sie ist wundervoll, Maddy.“
„Sie bedeutet mir alles.“ Ihre Stimme bebte.
Madeleine ließ den Kopf an seine Schulter sinken. Sein starker Arm fühlte sich so gut an, dass sie sich vorstellen konnte, Devlin würde zu ihr gehören und sie würden liebevoll ihr gemeinsames Kind betrachten und …
Nein, sie durfte sich nicht diesem Wunschtraum hingeben. Stattdessen musste sie sich vor Augen halten, dass Devlin sie wie zuvor Farley in hübschen Kleidern sehen wollte. Und sie durfte nicht vergessen, dass sie ihm für seine Güte etwas schuldig war.
„Sollen wir hinüber zum Bett gehen, Mylord?“, fragte sie in dem Tonfall, den sie seit langer Zeit gewöhnt war.
Ihm wurde bewusst, dass es die gleiche Frage war, die sie ihm vor Jahren auch schon gestellt hatte. Er stutzte, während sie sich aus seiner Umarmung löste und ihm über die Schulter einen verführerischen Blick zuwarf.
„Kommen Sie“, schnurrte sie und setzte sich in aufreizender Pose auf das Bett. „Kommen Sie, Mylord.“
„Sie sollen mich doch Devlin nennen“, erwiderte er. „Haben Sie das vergessen, Maddy?“
Statt zu antworten, rollte sie sich auf die eine Seite des Bettes.
„Wir sind hier nicht in Farleys Etablissement“, betonte er. „Ich will nicht deine Dienste, Maddy.“ Er wollte etwas anderes von ihr, nichts jedoch von den Dingen, die Farley von ihr gefordert hatte.
„Aber das muss so sein.“ Ihre Miene nahm einen verzweifelten Ausdruck an.
„Nein.“
Sie erhob sich vom Bett und kam auf ihn zu. „Bitte, Devlin, du musst mir die Gelegenheit geben, dich zu lieben. Das musst du einfach tun.“ Seine Weigerung stürzte sie in eine solche Verzweiflung, dass sie ihn vertraulicher ansprach als zuvor.
„Nein, Maddy, ich will nicht.“
Er ging zur Tür und öffnete sie.
„Devlin, ich bin es doch gewohnt. Es ist nicht schwierig. Ich werde dir Lust bereiten, und es wird angenehm sein, das verspreche ich dir.“ Tränen stiegen ihr in die Augen.
Er hätte zu gern ihr Angebot angenommen, doch er konnte es nicht, solange ihre verführerischen Worte hohl klangen. Zu gut erinnerte er sich an das, was sich beim ersten Mal zwischen ihnen abgespielt hatte, und er wusste genau, das war diesmal nicht der Fall.
„Ich … ich möchte dir meine Dankbarkeit beweisen“, schluchzte sie.
„Dankbarkeit? Denkst du, du sollst mich aus Dankbarkeit lieben?“
Verwirrt runzelte sie die Stirn, was auf Devlin nicht einstudiert wirkte. „Du willst mich doch, das weiß ich. Männer wollen … sie wollen … Es hat dir auch gefallen.“
Es hatte ihm gefallen, daran gab es keinen Zweifel. Doch er wusste, er würde kein Vergnügen daran finden, wenn ihr Blick dabei leer und ihre Worte auswendig gelernt waren.
„Geh zu Bett, Maddy. Allein.“
Sie schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn, wobei sie sich auf die Zehenspitzen stellen musste. Ihre einstudierten Verführungsversuche waren zwar vergessen, doch ihre Verzweiflung machte die Situation auch nicht leichter. Dennoch reagierte sein Körper auf sie, auch wenn Devlin das nicht wollte.
Kurzentschlossen hob er Madeleine hoch und setzte sie auf dem Bett ab, dann zog er sich zurück.
„Nicht, Devlin“, flehte sie, klammerte sich an seinem Hemd fest und versuchte, ihn wieder zu sich zu ziehen. „Du verstehst nicht, Devlin. Ich muss das machen.“
Er befreite sich aus ihrem Griff und war dabei gröber, als es ihm behagte. Gegen das Verlangen anzukämpfen ließ ihn schroff reagieren. „Das musst du nicht. Es ist nichts, was ich von dir verlange.“
„Aber ich kann nichts anderes.“
Madeleine sah ihm nach, wie er zur Tür ging. „Du verstehst nicht“, wiederholte sie flüsternd. „Ich
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