223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
ab, und während der Tee zog, versuchte sie, ihr Haar einigermaßen in Ordnung zu bringen. Wenige Minuten später kehrte sie mit einem Tablett mit Tee und Gebäck in den Salon zurück und stellte es auf den Tisch, neben dem die Marchioness saß.
„Und wie kann ich Ihnen behilflich sein, Ma’am?“, fragte sie schließlich, nachdem sie der Schwägerin von Devlin eine Tasse eingeschenkt hatte. Sie war bemüht, höflich zu bleiben. Gleichzeitig rätselte sie, welches Anliegen die Marchioness hergeführt haben mochte.
„Es wäre mir lieb, wenn Sie mich Serena nennen würden.“
„Ich möchte nicht so anmaßend sein, Ma’am.“
Die Marchioness wirkte daraufhin so enttäuscht, dass es fast so aussah, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.
„Vielleicht sollten Sie mir sagen, aus welchem Grund Sie hier sind“, schlug Madeleine leise vor.
Nun konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. „Ich habe niemanden, an den ich mich wenden kann“, sagte sie schluchzend. „Ich weiß nicht, was ich tun soll.“ Sie durchsuchte ihr Retikül und holte ein weißes, in Spitze gefasstes Leinentaschentuch heraus, dann tupfte sie ihr Gesicht ab.
Madeleine legte besorgt die Stirn in Falten. „Sind Sie in irgendeiner ausweglosen Situation?“
Sie schüttelte rasch den Kopf.
„Geht es um Ihren Mann? Hat er Sie verletzt?“ Sie traute einem Mann alles zu, der auf die unglaubliche Idee kam, ihr das Kind wegzunehmen.
„Mein Ehemann ist der beste Mensch, den man sich vorstellen kann“, widersprach die Marchioness. „Er ist immer nur gut zu mir. Es ist mein Fehler, ich bin eine schlechte Ehefrau für ihn. Ich kann ihn nicht auf die simpelste Art befriedigen.“ Wieder brach sie in Tränen aus.
Madeleine ging zu ihr und kniete sich vor ihr hin, nahm ihre Hand und sagte beschwichtigend: „Aber deshalb müssen Sie doch nicht weinen. Was immer es ist, ich bin mir sicher, Devlin kann Ihnen dabei helfen. Er wird bald wieder hier sein.“
„Nicht Devlin“, erklärte die Dame. „Sondern Sie.“
„Ich?“
„Niemanden sonst könnte ich fragen. Sie sind die Einzige, die mir helfen kann.“
Verständnislos schaute Madeleine sie an. „Ich befinde mich nicht in der Position, einer Dame zu helfen. Ich gehöre der untersten Schicht an, das kann ich Ihnen versichern. Wie sollte ich Ihnen überhaupt helfen können?“
Die Marchioness sah ihr in die Augen: „Sie müssen mir beibringen, wie ich meinen Mann verführen kann.“
17. KAPITEL
M adeleine wollte ihren Ohren nicht trauen.
Die Marchioness hielt ihr Taschentuch fest umklammert, während sie wie ein Sturzbach zu reden begann. „Sie müssen wissen, dass ich als Ehefrau versagt habe. Ich … ich weiß nicht, wie man einem Mann auf … auf diese Weise Vergnügen bereitet, und mein Mann … Nun, er ist ein lieber Mensch. Er ist geduldig und stellt keinerlei Forderungen an mich, aber er erträgt es nicht, mit mir das Bett zu teilen.“
Madeleine begab sich zu ihrem Sessel und ließ sich in das weiche Polster sinken.
Unterdessen begann die Marchioness hemmungslos zu weinen. „Er weiß, ich sehne mich so sehr nach einem Kind, und deshalb wollte er Ihre Tochter adoptieren. Es wollte es für mich tun, damit ich glücklich sein kann – ich, diese bedauernswerte Person, die ihn nicht einmal befriedigen kann!“ Sie schluchzte und schaffte es, sogar das damenhaft klingen zu lassen. „Ich dachte, wenn ich mich in der Kunst des Liebens unterweisen lasse, kann ich lernen, wie ich ihm Vergnügen bereiten kann. Ich wäre eine lernwillige Schülerin. Dabei musste ich an Sie als meine Lehrerin denken.“
Erschrocken horchte Madeleine auf. Die Marchioness wusste von ihrer Vergangenheit? Vielleicht war der Marquess hinter ihre Identität gekommen. Oder hatte Devlin es ihm gesagt? Vor Entsetzen glühten ihre Wangen. Keiner von beiden hatte das gegenüber dieser Lady erwähnt, oder etwa doch?
„Ich? Ich weiß nichts über die Liebe zwischen einem Mann und seiner Ehefrau“, gab sie vorsichtig zurück.
Händeringend suchte die Marchioness nach den richtigen Worten: „Ich meine nicht die eheliche Liebe, sondern die andere Art.“
Madeleine gab vor, die Ruhe selbst zu sein, während sie einen Schluck Tee trank.
„Es ist nicht zu übersehen“, fuhr ihre Besucherin fort, „dass Devlin in Sie vernarrt ist. Es verschlug mir regelrecht den Atem, als ich bemerkte, wie er Sie an diesem
Weitere Kostenlose Bücher