223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
wieder im Krieg.“
„Es tut mir leid“, sagte sie und drückte Devlin an sich. „Ich habe nicht daran gedacht. Wir sind zu lange geblieben.“
Er legte einen Arm um sie, während sie den Kopf auf seine Schulter sinken ließ. „Du konntest nicht etwas wissen, was ich selbst nicht wusste. Es ist jetzt wieder alles bestens, meine Liebe.“ Nach einer kurzen Pause fügte er an: „Es tut mir leid, dass ich uns den Abend verdorben habe.“
Sie nahm seine Hand. „Es wird für mich trotzdem immer eine wunderbare Erinnerung bleiben.“
Als sie sich dem Ufer näherten, lief es ihr auf einmal kalt den Rücken herunter. Es hatte nichts mit der kühlen Nachtluft zu tun, es war eine Vorahnung.
Ihre Zeit mit Devlin näherte sich dem Ende.
19. KAPITEL
A m nächsten Morgen stattete Devlin Miss Amanda Reynolds so früh wie möglich einen Besuch ab. Er hatte sich Neds Karriole ausgeliehen und würde Miss Reynolds vorschlagen, mit ihm eine Kutschfahrt zu unternehmen. Wie er es sonst hätte anstellen sollen, unter vier Augen mit ihr zu reden, wusste er nicht.
„Eine wunderbare Idee“, erwiderte sie. „Normalerweise holt mich Greythorne um diese Zeit ab, und nun muss er erfahren, dass ich mit Ihnen unterwegs bin.“ Sie klatschte begeistert in die Hände. „Geben Sie mir einen Augenblick Zeit, damit ich etwas Passendes anziehen kann.“
Eilig verließ sie den Salon. Von seiner besorgten Miene hatte sie anscheinend nichts bemerkt.
Im Hyde Park war es um diese Zeit noch menschenleer. Amanda erzählte von Greythorne, den mäßigen Erfrischungen in Vauxhall und vom Ball, der an diesem Abend stattfinden würde. Zwar fragte sie höflich nach dem Befinden seines Freundes Ramsford, doch danach wechselte sie sofort wieder das Thema.
Devlin bekam kaum etwas von ihren Äußerungen mit.
Schließlich ließ er die Pferde anhalten. „Kommen Sie, lassen Sie uns ein wenig spazieren gehen.“ Er übergab die Zügel Neds Stallknecht, dann half er Amanda aus der Kutsche.
Auf einer Bank ein Stück abseits des Weges setzten sie sich hin.
„Ich muss mit Ihnen reden, Amanda.“ Sie hatten sich so weit angefreundet, dass er sie zumindest unter vier Augen mit dem Vornamen anreden konnte.
„So ernst, Devlin?“, fragte sie mit gespielter Betrübtheit. „Es geht doch sicher nicht um unsere langweilige kleine Miss Duprey, oder doch?“
„Nein.“ Er nahm ihre Hand. „Es ist ein höchst unangebrachtes Thema, aber ich darf es Ihnen nicht verschweigen.“
Sie lächelte weiter, doch ihr Mundwinkel begann nervös zu zucken. „Unangebracht? Sie faszinieren mich.“
Devlin atmete tief durch und berichtete ihr von Greythornes Vorlieben. Ihr Lächeln war schon bald verschwunden, und mal errötete sie, mal wurde sie bleich. Mit großen Augen starrte sie ihn an, zwischendurch sah sie fort. Seine eigenen Worte ekelten ihn an, und unwillkürlich sah er, wie Greythorne Madeleine unter diesen Ausschweifungen hatte leiden lassen.
Amanda Reynolds, der erklärte Liebling der feinen Gesellschaft, hätte sich nicht einmal die Hälfte dessen ausmalen können, was er ihr berichtete. Er bedauerte, ihr Einzelheiten derart scheußlicher Intimitäten schildern zu müssen, versuchte dabei aber stets, so wenig wie nötig auf Details einzugehen. Gleichzeitig jedoch musste er ihr klarmachen, wie ernst die Lage war. Amanda musste erfahren, welche Art von Mann sie zu heiraten beabsichtigte.
Als er geendet hatte, schüttelte sie den Kopf. „Solche Dinge sind nicht möglich! Warum erzählen Sie mir so etwas?“
„Glauben Sie mir, ich hätte Ihnen das lieber nicht berichtet. Aber als ich davon erfuhr, musste ich Sie warnen.“
„Wie haben Sie davon erfahren?“, fragte sie leise.
„Das kann ich Ihnen nicht sagen. Sie sollten aber wissen, dass es mir von einem seiner Opfer zugetragen wurde.“
Erstaunt sah sie ihn an.
„Ich kann Ihnen den Namen nicht sagen, also dürfen Sie mich auch nicht fragen.“
Amanda stand auf. „Ich möchte zurück nach Hause.“
„Natürlich.“ Er bot ihr seinen Arm an, doch sie wich vor ihm zurück.
Schweigend kehrten sie zurück zur Karriole, er half ihr beim Einsteigen, dann übernahm er die Zügel, während der Stallknecht sich hinten auf die Kutsche stellte.
Als er vor ihrem Stadthaus vorfuhr, sagte er: „Es tut mir wirklich leid, Amanda. Ich wollte Ihnen nicht wehtun.“
Sie versuchte, ihn anzulächeln, doch ihre Augen
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