2232 - Wiedergeburt
Bounty etwas sehr Apartes. Während sein Gefährte eine zynisch gemeinte Verbeugung andeutete und sich auf eine der schmalen Liegen an der Rückwand der Zelle warf, sagte Mal leise zu der Papageienfrau: „Ich nehme an, für dich beginnt jetzt endlich die Freischicht. Hast du dir dafür schon etwas vorgenommen?"
„Oh ja. Und sei versichert, du spielst dabei garantiert keine Rolle."
Das war deutlich. Mal quittierte den Korb mit einem dennoch freundlichen Grinsen. „Nichts für ungut", sagte er. „Erhol dich schön!"
„Das werde ich. Allein dass ich dieses Ekel für einige Stunden nicht zu sehen brauche, wird mir eine herrliche Zeit bescheren."
„Er meint es nicht böse", nahm Mal seinen Gefährten in Schutz, „und schon gar nicht persönlich. Er befindet sich in einer Ausnahmesituation ..."
„Das lasse ich nicht als Entschuldigung gelten. All das könnte auch Shallowain der Hund über seine Missetaten behaupten", versetzte Bounty scharf.
„Na, hör mal..."
„Gut, ich weiß, das kann man nicht vergleichen. Ich bin müde und will mich nicht mit dir streiten. Es war ein langer Tag. Vielleicht kommen wir ja besser miteinander zurecht, wenn wir alle ein wenig geschlafen haben. In diesem Sinn – bis später!"
„Später geht er, schmäht der Täter!"
Nun musste Mal doch wieder lachen.
*
Die Lage auf und um Hayok war im Prinzip unverändert. Seit Wochen wurde der Sternenozean von Jamondi von Schiffen der Liga Freier Terraner durchkreuzt. Weiterhin waren die Sonnen nur ortungstechnisch, nicht aber optisch zu erfassen, geschweige denn materiell greifbar.
Und nach wie vor fand sich nicht die geringste Spur von Perry und seinen beiden Begleitern.
Die Raumbeben in dem Gebiet setzten sich fort, eher mehr als weniger. Doch es ergaben sich keine signifikant neuen Entwicklungen. Mittlerweile waren mehr als zwei Dutzend Himmelskörper in den Normalraum gestürzt; Ash Irthumo war allerdings nach wie vor die einzige bewohnte Welt gewesen.
Selbst wenn Fran nicht so verschossen in ihn gewesen wäre, hätte sie Bully für die Ruhe bewundert, die er an den Tag legte, ungeachtet des enormen Drucks, der auf ihm lastete. Im Sektor Hayok herrschte ein brüchiger, gespannter Friede, der von PRAETORIA – dem aus 116 Posbi-BOXEN zusammengesetzten Monster von insgesamt rund 21 Kilometern Kantenlänge – und der Einsatzflotte Hayok gesichert wurde und letztlich auf der derzeitigen militärischen Übermacht der Terraner beruhte.
Die Mascanten Ascari da Vivo und Kraschyn hatten den Vertrag zähneknirschend angenommen und bestätigt. Das, was Ascari als „Schandfriede von Hayok" bezeichnet hatte. Jedem im Sektor war bewusst, dass die Mascanten sich vor Imperator Bostich I. würden verantworten müssen, sobald der Kontakt mit Arkon wiederhergestellt war.
Falls es überhaupt jemals wieder dazu kommt, dachte Fran. Aber wenn, möchte ich nicht in Ascaris Haut stecken.
Reginald Bull machte sich und seinen Leuten nichts vor. Er wusste, dass die LFX nicht nachhaltig gegen Arkon bestehen konnte. „Heute ist nur eine Momentaufnahme", hatte Bully erst unlängst wieder in einer Ansprache an seine Truppen gesagt. „Arkon stellt unter Bostichs Führung einen Gegner dar, wie wir niemals vorher einen in der Milchstraße erlebt haben. Wir dürfen das keine Sekunde lang vergessen."
Noch waren sie den Arkoniden ein schönes Stück voraus, was die Anpassung der technischen Anlagen an die neuen hyperphysikalischen Gegebenheiten betraf. Doch der Liga-Verteidigungsminister nahm als sicher an, dass Arkon eher früher als später seinen Startmalus wettmachen würde.
Fragte sich nur, wie es dann aussah im Sektor Hayok. Ob dann immer noch der Friede gewahrt blieb, den PRAETORIA derzeit erzwang.
Fran beendete ihr Frühstück. Sie war allein in der Kabine. Bull streifte bereits seit mehr als einer Stunde wieder mit Ordonnanz-Leutnant Maria Sarasi durch den Schiffskoloss, um sich vor Ort über den Fortgang der verschiedensten laufenden Projekte informieren zu lassen. Rund um die Uhr wurden Details nachjustiert. Ständig probierten Expertenteams neue Varianten aus, wie sich mittels einer Kombination von uralten und erst im Entwicklungsstadium steckenden Techniken Schlagkraft und Energieverbrauch optimieren ließen. „Testbetrieb" war das Wort, das man allerorten hörte. Das ging von groß angelegten Neu-Konzeptionen für die Waffen- und Triebwerkssysteme bis zu scheinbar unbedeutenden Kleinigkeiten wie der Sache mit den
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