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2232 - Wiedergeburt

Titel: 2232 - Wiedergeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verschwunden. Es gibt nur noch mich und den Ritter.
    Ich bin wehrlos, kann mich nicht schützen, nicht verteidigen. Nichts führe ich mit mir, was mir auch nur im weitesten Sinne als Waffe dienen könnte. Der Maulwurf-Schlüssel vermag ohne Schloss nichts auszurichten, und Igors blindes Auge habe ich weggeworfen.
    Das Schwert senkt sich auf mich herab. Seine Schneide gleißt so hell, so blendend heiß, dass meine Augäpfel in den Höhlen zu verdorren beginnen. Alles wird schwarz. Ich kann nicht mehr sehen. Spüre auch nichts, keinen Schmerz, nur einen Druck am Kopf, als lege sich ein enger Reif um meine Schläfen.
    Dann ... Vergessen.
     
    *
     
    Filana erschrak, als ein grauenhafter Schrei ertönte.
    Gegog, der Matten-Willy, hatte ihn ausgestoßen. Mit einer Geschwindigkeit, die man dem amorphen Körper nicht zugetraut hätte, eilte er auf dünnen Pseudopodien zu Zwürbal. Er fuhr weitere Tentakel aus und umschlang damit den Posbi.
    Dessen baumähnlicher Körper hatte zu vibrieren begonnen, so stark, dass die kugelförmigen Instrumente, die von den „Ästen" herunterhingen, laut klirrend aneinander schlugen. Die Lämpchen auf seinen Gliedmaßen blinkten viel hektischer als zuvor. Undefinierbare, wimmernde Laute von sich gebend, streichelte Gegog seinen Schützling. Filana erschienen diese Bemühungen rührend unbeholfen, und sie gewann nicht den Eindruck, als erziele der Matten-Willy damit irgendeine Wirkung.
    „Was ist mit ihm?", fragte sie besorgt. „Hat er das öfter?"
    „Nein. Das ist es ja. Ich habe so etwas noch nie erlebt."
    „Vielleicht sollten wir die Verbindung trennen?"
    Gegog kreischte auf. „Bloß nicht! Das könnte seinen Tod bedeuten. Er muss von selbst zurückfinden, sonst trägt sein Geist irreparable Schäden davon."
    Filana Karonadse starrte auf das dünne Kabel, das Zwürbal aus einem seiner unteren Äste ausgefahren hatte und mit dem er sich in den Rechnerverbund KHASURN eingeklinkt hatte. „Persönlich nachsehen gehen" hatte er das genannt. Sein Bewusstsein hatte sich sozusagen innerhalb der Biopositronik auf Wanderschaft begeben. Die Wissenschaftlerin beneidete den Posbi um diese Fähigkeit.
    Sie hätte viel darum gegeben, selbst einmal ein Rechnernetzwerk auf diese Weise erkunden zu können.
    Auch wenn das, wie sich gerade zeigte, nicht ganz ungefährlich war. Gegog, der nun ein bisschen wie ein lachsfarbener Krake aussah, wiegte Zwürbal in seinen Armen und sang dabei eine leise, fremdartig klingende Melodie. Doch das Zittern, das den bizarren Leib des Posbis befallen hatte, verstärkte sich eher noch.
    „Kann ich irgendwie helfen?", fragte Filana leise.
    „Nein." In dem einen Wort lag aller Kummer der Welt.
    Obwohl sie aus Erfahrung wusste, dass Matten-Willys ein wenig zur Hysterie neigten, wurde Filana von Gegogs Bangigkeit angesteckt. Niemand konnte ihr die Schuld geben, falls Zwürbal Schäden aus der Verbindung mit dem von ihr konfigurierten Rechner davontrug. Sie selbst würde sich dennoch Vorwürfe machen. Hatte sie trotz aller Sorgfalt etwas übersehen, was dem Posbi nun zum Verhängnis wurde?
    Ein mittelgroßer Felsblock fiel ihr vom Herzen, als das Zittern und Blinken endlich nachließ. Gegog stöhnte erleichtert. Dann fuhr er die Pseudopodien ein und stattdessen drei Schalltrichter aus, mit denen er eine schrille, dissonante Fanfare produzierte. Das Kabel löste sich von dem Rechnermodul und verschwand in Zwürbals Ast.
    „Zwürbal?", fragte Filana.
    Einige Sekunden verstrichen, bis der Posbi Antwort gab. „Ich muss schon sagen, das war ein wahrer Höllenritt, hüah, hüah!"
    Erstaunliches hatte Zwürbal in KHASURN entdeckt. „Jemandem ist es gelungen, ein hochkomplexes Programmkonstrukt einzuschleusen. Wie der Unbekannte das gemacht hat, lässt sich nicht mehr eruieren."
    „Kann es sein, dass der Ursprung in den Komponenten lag, die aus dem Maulwurfsbau stammen?", warf Filana ein.
    „Möglich. Wie kommst du darauf?"
    „Nur so."
    „Es gibt keinerlei Hinweise auf seine Herkunft. Jedenfalls hat das Konstrukt anscheinend weitere, etwas weniger komplexe Ableger von sich generiert. >Mutter< wie >Sprösslinge< waren so gut an die Rechnerumgebung angepasst und verhielten sich so systemkonform, dass sie von außen nicht zu demaskieren gewesen wären. Auch die internen Schutzroutinen konnten nur einen einzigen davon wahrnehmen, aufspüren und unschädlich machen."
    „Aber du hast die übrigen gefunden?"
    „Und gelöscht, ja. Das Primärkonstrukt hat sich, vielleicht um

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