2232 - Wiedergeburt
durchaus erfreulicher Anblick.
„Was gibt's?", fragte er. „Doch hoffentlich keine Schwierigkeiten mit Shallowain?"
„Nein. Zumindest nicht direkt. Kantiran", Bounty warf Perrys Sohn aus dem Augenwinkel einen Blick zu, der keineswegs von Sympathie zeugte, „hat bis jetzt unsere Sicherheitsmaßnahmen überprüft und einige ... wertvolle Anregungen gegeben, die zu berücksichtigen ich ihm versprochen habe."
„Schön. Bist du nun beruhigt, Kant?"
„Einigermaßen. Dennoch möchte ich bis auf weiteres hier in Shallowains Nähe bleiben. Die Sicherheitschefin will mir dies jedoch verwehren."
„Verwehren, begehren, in Ehren beschweren."
Bull feixte. „Ich verstehe. Hältst du das wirklich für unbedingt notwendig?"
„Ja. Und jedenfalls für sinnvoller, als oben in PRAETORIA Daumen zu drehen."
„Einwände, Bounty?"
„Ganz ehrlich: Unser Job ist auch so schon schwierig genug. Da will ich nicht noch dazu dauernd über die Beine eines selbst ernannten Supervisors stolpern."
Bull blickte zu Fran hinüber. Sie hob die Schultern. Dass Kantiran und die Sicherheitschefin einander nicht grün waren, erkannte ein Blinder.
Andererseits wäre es sicher ein Fehler gewesen, dem jungen Halbarkoniden zu signalisieren, dass man ihn nicht ernst nahm. Er war schon einmal abgehauen, weil man ihm zu wenig Beachtung geschenkt hatte – und darauf hin prompt in Gefangenschaft geraten.
Kantirans psychologische Situation war derzeit alles andere als einfach. Dem hochintelligenten Burschen musste klar sein, dass sein Leben im Grunde weder Ziel noch Richtung besaß. Momentan hielt er sich bei den Terranern auf, doch er wusste, dass hier bestenfalls die Hälfte seiner Heimat lag. Er würde auf diese Weise weder sein Glück noch eine Aufgabe finden, die ihn ausfüllte. Zudem ist er sozial isoliert, dachte Fran. Den Kontakt zu seinem Vater Perry Rhodan kann er nicht herstellen. Seine Mutter Ascari da Vivo sähe ihn mittlerweile lieber tot als lebendig. Ihm bleibt als Freund lediglich der treue Mal Detair. Andere lässt er nicht an sich heran, nicht einmal seinen Psi-Lehrer Gucky ...
Letzten Endes befand sich Kant nur deshalb noch bei den Terranern, weil diese Shallowain in ihrer Gewalt hatten und weil er Ascaris Auftragskiller verurteilt sehen wollte. Und natürlich, weil er auf Grund des Hyperimpedanz-Schocks sowieso nicht sehr weit weg kann. „Bist du noch dran, Bull?"
„Ja. Ich habe nachgedacht. Hört mir bitte zu: Kantiran soll in der Botschaft bleiben, wenn er dies wünscht. Das gilt auch für Mal Detair. Weist ihnen ein Quartier zu, Räumlichkeiten gibt es genug. Aber, damit keine Missverständnisse aufkommen: Das Kommando über die innere wie äußere Sicherheit führt nach wie vor Bounty Errol. Kant, du mischst dich nicht in die Abläufe in der Überwachungszentrale, im Gefangenentrakt oder sonst wo in der Botschaft ein. Lass Bounty und ihre Leute in Ruhe ihre Arbeit tun.
Wenn dir etwas auffällt, was verbessert werden könnte, dann gibst du mir Bescheid, okay? Ich schätze dein Engagement und habe immer ein offenes Ohr für dich. Zu jeder Tages- und Nachtzeit, wie du merkst. Man wird dir dafür einen eigenen Kommunikationskanal einrichten. Noch Fragen?"
Beide verneinten. Bull verabschiedete sich, wünschte ironisch eine gute Nacht und schaltete den Schirm ab.
„Wenigstens danke hätte der Bengel sagen können", grummelte er. Dann kam er zu Fran und nahm sie in die Arme.
„Und was machen wir zwei Hübschen jetzt mit dem angebrochenen Nachmittag?"
*
Das Quartier, das ihnen Bounty Errol zur Verfügung stellte, erwies sich als eine Zelle im Außenbereich des Gefängnistraktes.
„So nahe an Shallowain wie möglich", sagte die Sicherheitschefin süffisant. „Das war doch dein Wunsch, da Vivo, oder etwa nicht?"
„In der Tat. Ich danke dir vielmals für dein Entgegenkommen. Du magst dich jetzt zurückziehen."
„Wie außerordentlich huldvoll von dir, Erhabener."
„Erhabener, Verschlagener, im Rabenmeer Begrabener!"
Mal Detair vermochte sich an den Nonsens-Wortspielen von Flynn, dem Papagei, nicht länger zu erfreuen. Am liebsten hätte er sowohl seinem Freund Kantiran als auch der hochgewachsenen Sicherheitschefin eine Ohrfeige gegeben. Wie sich die zwei Streithähne aufführten, wie sie keine Gelegenheit zu Animositäten verstreichen ließen, das spottete jeder Beschreibung. Freilich waren die Feindseligkeiten anfänglich von Kant ausgegangen. Umgekehrt verlieh ihre kaum verhohlene Wut der schlanken
Weitere Kostenlose Bücher