2232 - Wiedergeburt
Tran-Atlan ausgerechnet euch beide mitgenommen hat."
„Oho, mein Herr!", hörte sich Oltran erwidern. „Wenn wir nicht gewesen wären, wüsste die Tu-Ra-Cel noch nicht einmal, wo sich der TLD jahrzehntelang eingebunkert hat."
„Stimmt. Und Shallowain, äh, Vretatou wäre vielleicht immer noch ein freier Mann. Mach lieber voran, Fettsack!"
Er boxte Oltran in die Seite, dass dieser glaubte, seine Niere müsse augenblicklich platzen. Während er sich noch vor Schmerzen krümmte, stopfte ihm Stentral den Rückentornister mit Sprengstoff und Funkzündern voll.
„Lass das!", quetschte Oltran hervor. „Willst du mich in eine Bombe auf zwei Beinen verwandeln?"
Ihr Anführer, der sich schamlos mit dem Namen Tran-Atlan schmückte, enthob Sten einer Antwort, indem er in die Hände klatschte.
„Herhören!", brüllte er. „Da wir um die Anwesenheit larsafischer Mutanten im System wissen, hat jeder Heroe einen PIEPER mitzuführen. Gemäß unseren Aufklärern halten die Psi-Begabten sich zwar nicht in der Botschaft auf, zumal Vretatou als machtloser Häftling gilt, zu dessen Bewachung man keine Mutanten abzustellen braucht. Gleichwohl sollten wir für den Fall der Fälle gerüstet sein. Immerhin verfügt der Feind bekanntlich über zwei Teleporter. Also vergesst mir die Dinger ja nicht!" PIEPER emittierten durch mehrfache Kaskadenüberladung ultrahochfrequente Wellenfronten, die nur von empfindlichen Psi-Gehirnen wahrgenommen wurden. Sie fügten Parabegabten in einem gewissen Umkreis starke Schmerzen zu. Die Wirkung erinnerte an Tinnitus, war aber sehr viel schlimmer. Psi-Fähigkeiten ließen sich zwar theoretisch nach wie vor einsetzen. Voraussetzung war allerdings, dass der Mutant eine entsprechende Konzentrationsfähigkeit unter den extremen Bedingungen aufbrachte – was im Normalfall so gut wie ausgeschlossen werden konnte.
„Da siehst du einmal, wie ich mitdenke, Ovasa", raunte Stentral Oltran ins Ohr. „Ich habe dir längst vier der Dinger eingepackt, zwei für dich und zwei für mich."
„Toll. Ich bin beeindruckt."
Oltran verzichtete darauf, seinen langjährigen Kompagnon zu maßregeln. Bei dem war zur Zeit ohnehin Vur und Guzz verloren. Er schien mit aller Gewalt das Bonmot eines zeitgenössischen Satirikers bestätigen zu wollen: Der Stoff, aus dem Helden gemacht sind, ist ein Gewebe aus Dummheit und Eitelkeit, getränkt mit Verblendung.
„Bereit?", bellte der Dürre in die Runde. Ohne eine Reaktion abzuwarten, verließ er im Stechschritt das Arsenal. Die anderen folgten ihm, Stentral als einer der Ersten, Oltran, unter der Last seines Rucksacks mit Mühe das Gleichgewicht wahrend, als Letzter. Ihm war, als trotte er, tumbem Vieh gleich, sehenden Auges geradewegs zur Schlachtbank.
*
Zwei Minuten vor elf Uhr traf Fran Imith wieder mit Reginald Bull zusammen. Sie hatten sich im Gang vor einem der Besprechungsräume verabredet. Darin sollte ein Treffen mit den Juristen stattfinden, die den Prozess gegen Shallowain vorbereiteten.
„Rechtsberater, pah", raunte Bully ihr ins Ohr, nachdem sie sich geküsst hatten. „Ein gewisser Linksberater wäre mir allemal lieber!"
Fran lachte. Auch sie erinnerte sich immer noch gern an Sneber Grax, ihren schelmischen Mitstreiter in den Werkwerften von Wrischaila und den Kavernen von Takuri. Was wohl aus dem Yuchten geworden war? Oder besser: geworden sein würde? Denn das Abenteuer, bei dem sie Bull kennen und lieben gelernt hatte, lag zwar für ihr subjektives Empfinden bald drei Jahre zurück, tatsächlich aber in unvorstellbar ferner Zukunft...
„Ich glaube nicht, dass Sneber bei dieser kniffligen Sache von großem Nutzen wäre", sagte sie.
„Ich befürchte", erwiderte Bully, „dass das leider auch auf die Eierköpfe da drin zutrifft."
Er schnitt eine Grimasse, dann setzte er ein würdevolles Gesicht auf und trat, ganz Verteidigungsminister, in das Konferenzzimmer.
Man begrüßte einander förmlich. Danach stellten sich die drei Juristen vor.
Hardiu Fennesz, ein untersetzter Mann, dessen dunkle Augenbrauen deutlich länger und buschiger waren als sein Haupthaar, leitete die Fakultät für Arkonidisches Recht an der Terranischen Universität Vhalaum.
Seine Kollegin Switha Cokk, eine freundlich blickende ältere Dame mit schlohweißem Pagenkopf, hatte sich seit langem auf das Gebiet der LFT-Strafprozessordnung spezialisiert. Der Dritte im Bunde, Bertal Njiel, ein hagerer, asketisch wirkender Glatzkopf, gehörte zur Besatzung von PRAETORIA und galt
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