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2232 - Wiedergeburt

Titel: 2232 - Wiedergeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zugleich.
    Und ich kann mich in ihr ebenso schnell bewegen wie die Impulse.
    Warum wohl?
    Weil auch ich nur aus Informationen bestehe.
    Immer noch weiß ich nicht, wer ich bin. Aber jetzt weiß ich wenigstens, was und wo.
    Nachdem mich die rosarote Brille – die natürlich gleichfalls eine kunstvoll konstruierte Struktur darstellt, ein mathematisches Werkzeug – für den Berittenen unsichtbar gemacht hat, bin ich einfach davonspaziert. Dabei habe ich sämtliche Modifikationen, die ich mit Hilfe des ebenso virtuellen Maulwurf-Schlüssels vorgenommen habe, wieder rückgängig gemacht. Derlei benötige ich nun nicht mehr.
    Außerdem will ich denjenigen, dessen Avatar die Gestalt des Ritters besessen hat, im Glauben halten, alles sei wieder so wie vor meinem Auftauchen. Er soll nicht einmal auf die Idee kommen, etwas von mir wäre immer noch präsent, lediglich getarnt, für ihn ebenso wenig erfassbar wie für das System.
    Denn auch das leistet jenes exzellente kleine Programm, für welches das Symbol der Sonnenbrille stand – ich kann damit sehen, doch nicht gesehen werden. Fast bin ich ein wenig stolz darauf, es geschrieben und vorsorglich in einem zentralen Datenknoten deponiert zu haben. Jetzt, da ich es aktiviert, meinem digitalen Selbst hinzugefügt und so buchstäblich mein Gesichtsfeld erweitert habe, identifiziere ich die Handschrift, den persönlichen Stil des Programmierers. Gewisse winzige, doch charakteristische Merkmale weisen ihn als meinen eigenen, äußerst knappen und effektiven aus. Schon meine Betreuer an der Schule haben mich da für gescholten, dass ich immer so karg und ungekünstelt wie möglich schrieb und wegließ, was man nur weglassen konnte. Das weiß ich noch.
    Ich bin mir sicher, dieselben Eigenheiten könnte ich auch bei den Gebilden konstatieren, die ich als Yolindi, als Igor Strawanzky, als meine Stöckelschuhe und sonstige in bestimmten Situationen nützliche Gegenstände wahrgenommen und verwendet habe. Je länger ich darüber sinniere, desto überzeugter bin ich, dass es sich dabei um echte, wenngleich bruchstückhafte Erinnerungen aus meiner Vergangenheit handelt. Weshalb sonst sollte ich den Hilfsprogrammen diese Erscheinungsformen gegeben haben?
    Doch nur, damit ich sie sogar in stark beeinträchtigtem, desorientiertem Zustand instinktiv richtig einsetze!
    Hmmm ... Ich bin also höchstwahrscheinlich in einem Internat aufgewachsen. Und zwar an einem Ort, der nicht von meinesgleichen bewohnt war, sondern von Yolindis Artgenossen. Sodass ich mich dort als einsames, hässliches Alien gefühlt habe. Und später dürfte ich an einem klösterlichen Institut inmitten eines ausgedehnten Tempelbezirks studiert haben.
    Wie auch immer. Dieses Ins-Blaue-Hineinspekulieren ist müßig, bringt mich nicht weiter. Ich muss unbedingt mehr erfahren, sowohl über diese Welt als auch über mich. Ich bin zuversichtlich, dass mir das gelingen wird. So, wie ich mich inzwischen kenne, habe ich ganz gewiss noch mehr Informationsbrocken und kleine, nützliche Helferlein irgendwo hier drin versteckt. Auf eine Art und Weise, dass sie niemand außer mir entdecken kann. Ergo mache ich mich auf die Suche. Gut gelaunt pfeife ich dabei vor mich hin.
    Notenwerte perlen zwischen meinen fiktiven Lippen hervor, unhörbar, unlesbar für jedermann außer mich selbst. Ich weiß noch nicht, wer ich einmal war, erst recht nicht, zu wem ich hier geworden bin, wie und wodurch.
    Aber ich glaube, ich mag mich.
     
    12.
     
    Der Prozess „Warum schauest du so indigniert, o du mein heldenhafter Freund Ovasa?"
    „Für dich immer noch Oltran. Und hör auf, so blödsinnig verschroben zu sprechen!"
    „Pah! Du bist nur neidisch, weil über mich, Hirsuuna, viel mehr Sagen und Mären kursieren als über dich. Und viel hübschere Bilder: wie Hirsuuna dasteht in ihrer archaischen Kampfmontur, die Sehne des Langbogens bis zum Ohr gespannt, an der Spitze des Pfeiles die Verdickung eines Minisprengsatzes ..."
    „Sten, ich bitte dich inständig, komm wieder zu dir! Das heroische Gewäsch hat dir den letzten Rest funktionsfähiger Hirnwindungen verstopft. Wir sind im Begriff, uns sehenden Auges in ein Desaster zu stürzen. Was dieser Fanatiker hochtrabend Berlen Taigonii nennt, ist nichts anderes als ein Selbstmordkommando!"
    „Jetzt zischelt ihr zwei Komiker schon wieder herum", tadelte der Kralasene, der den Decknamen Teslym erhalten hatte. „Statt dass ihr endlich eure Ausrüstung zusammenpackt. Mir ist absolut schleierhaft, wieso

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