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224 - Im Turm des Warlords

224 - Im Turm des Warlords

Titel: 224 - Im Turm des Warlords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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hörte, war ich mir ziemlich sicher, dass es sich um eine Crew von den Komoren handelte.
    Ich näherte mich dem Kistenwall. Einige Leute drehten sich zu mir um und winkten. Ich nahm an, dass sie mich aufgrund meiner Hautfarbe für einen der ihren hielten. Erst als ich über die Kisten hinweg stieg, erkannten sie, dass ich ein Fremder war. Ein herrisch aussehender, bärtiger Kerl mit einem zerknautschten Dreispitz auf dem Kopf und dicken goldenen Kreolenohrringen wandte sich mir zu um und fragte, wer ich sei und was ich wolle.
    »Mein Name ist Drake; Francis Drake.« Innerlich grinste ich mir eins. »Ich komme aus Britana. Man hat mir erzählt, hier läge ein Segler von den Komoren, der Quakadu heißt. Ich suche eine Heuer.«
    »Sie sprechen recht gut Französisch, Drake«, sagte der Dreispitz. »Ich bin Capitaine Alphonse de Muletier.« Er schüttelte mir die Hand, was ich als rührend empfand, denn diese alte europäische Tradition war fast überall ausgestorben. »Leider gibt es hier weder eine Quakadu, noch eine Heuer.« Er deutete auf den aus dem Wasser ragenden Bug. »Das da war gestern noch mein treues Schiff.« Er seufzte. »Jetzt sitze ich hier, schaue meinen Leuten dabei zu, wie sie in der Nase bohren, und warte auf bessere Zeiten – beziehungsweise auf das Entsatzschiff, das uns abholt, wenn es meinem Ersten und seinen Ruderern gelingt, unsere Heimat mit dem Rettungsboot zu erreichen.«
    »Was ist passiert, Capitaine?«, fragte ich. »Ist das Schiff auf ein Riff gelaufen?«
    »Ach, wenn es doch nur so wäre!« De Muletier schaute verlegen drein. »Doch zu meiner Schande muss ich gestehen, dass an der Havarie meiner wackeren Quakadu ein Weibsbild die Schuld hat. Es wurde erst vor wenigen Tagen auf diesem Kontinent käuflich erworben.«
    »Ach, wirklich?«, sagte ich mitfühlend. Es fiel mir schwer, die Erleichterung in meiner Stimme zu unterdrücken, denn ich konnte mir denken, wer dieses Weibsbild war.
    »Ich hätte wegen ihrer roten Haare gewarnt sein müssen«, fuhr der komoranische Kapitän fort. »Zwar sieht das Weib wie ein liebes Kind aus, aber in Wahrheit ist es eine Hexe, die nur Chaos und Vernichtung im Kopf hat! Ich muss gestehen, ich ließ mich von ihrem Liebreiz blenden und zahle nun die Zeche.« Er spuckte aus.
    »Was ist passiert?«, fragte ich in der Hoffnung, mehr über Keetjes Schicksal zu erfahren. Augenscheinlich war sie noch am Leben, sonst hätte de Muletier nicht im Präsens von ihr gesprochen.
    »Ich hätte ihr nie zugetraut, dass sie so etwas tut«, fuhr er wie an sich selbst gerichtet fort. »Als der Quartiermeister mit ihr unter Deck ging, hat sie eine Öllaterne von einem Haken gerissen und ihm auf den Kopf geschlagen! Dann hat sie einige andere Weiber befreit und die Laterne ausgerechnet in den Laderaum geworfen, in dem wir Stoffballen, Öl und Alkohol lagerten. Dann ist sie wohl über Bord gesprungen.« Der Kapitän setzte eine missmutige Miene auf. »Die meisten Sklavinnen konnten wir einfangen, aber man kann nicht übersehen, dass unsere Reise bisherig ein absolutes Fiasko war.«
    Ich schaute mich um. Die Frauen am Feuer machten einen niedergeschlagenen Eindruck. Ich beneidete sie nicht. Obwohl ich als Mensch des 20. Jahrhunderts natürlich gegen die Sklaverei war, musste ich mich ständig daran erinnern, dass ich nicht als Sozialrevolutionär in dieser barbarischen Welt unterwegs war.
    »Was ist aus der Roten Hexe geworden?«, fragte ich.
    »Wenn die Leukomorphen sie nicht erwischt haben, ist sie entkommen.« De Muletier murmelte finster vor sich hin.
    Ich wollte ihn nicht länger in seinem Weltschmerz stören und verbeugte mich vor dem Kapitän. »Tja, dann schau ich mich mal anderswo nach einer Heuer um. War mir eine Freude, Sie kennen gelernt zu haben, Capitaine.«
    ***
    Am nächsten Tag suchten wir die Umgebung aus der Luft ab.
    In welche Richtung Keetje wohl geflohen war? Yann kam sofort darauf: Sie würde sich nach Norden wenden, um Rache an jenen zu nehmen, denen sie den Verkauf in die Sklaverei verdankte.
    Keetje war sehr direkt. Diplomatie war ein Fremdwort für sie. Außerdem, so meinte Yann, war sie so nachtragend wie ein Efrant. Wer ihr ein Bein stellte, bekam es dutzendfach zu spüren. Auch pfiff sie auf die Verhältnismäßigkeit der Mittel. Wer schlecht über sie redete, fing sich eine Ohrfeige ein; wer sie ohrfeigte, kriegte eine Keule auf den Kopf, und so weiter.
    Nun ja, wie gesagt: Diese postapokalyptische Erde war kein Streichelzoo. Wer sich nicht

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