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2243 - Die Mediale Schildwache

Titel: 2243 - Die Mediale Schildwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Zephyda drehte den Knochen herum. Die Vertiefung war ein Loch, eines von mehreren, die in einer geraden Reihe in den ausgehöhlten Knochen gebohrt waren.
    Sie hielt die Knochenflöte in den Händen, die Perry Rhodan in der Nacht des Überfalls Lesyde geschenkt hatte.
    Die Flöte, die Lesyde in jener Nacht auf der Flucht verloren hatte.
    Die Flöte, wegen der sie noch einmal zurück in die brennende Residenz gerannt war.
    Die Flöte, ohne die Lesyde niemals geflohen wäre.
    Zephyda umklammerte die Flöte mit beiden Händen. Tränen rannen ihr aus den Augen und tropften in den Aschebrei, der zum Friedhof ihrer Schwester geworden war.
    Die Schildwache blickte Rhodan aus eisgrauen Augen an. Sie streckte ihre Raubtierkrallenfinger, als müsse sie nach langer Zeit die Steifheit aus den Gelenken vertreiben.
    Die Schildwache sagte etwas.
    Rhodan hörte jedes Wort - und verstand keines.
    Das war kein Jamisch, sondern ...
    Rhodan lauschte der vollen Stimme der Frau, konzentrierte sich ganz auf die Silben. Der Mund der Schildwache öffnete und schloss sich beinahe in Zeitlupe. Sie sprach langsam, damit er verstand.
    Aber was nützte es ihm, wenn sie eine fremde Sprache sprach? Das Tempo war Nebensache. Was ...
    Halt, kam ihm das letzte Wort nicht bekannt vor?
    Rhodan hob den Arm'. Im Traum. Auch in der Wirklichkeit?
    Die Schildwache verstand seine Geste, wiederholte den vorigen Satz. „Du... stehst... Frie...?", hörte Rhodan. Er kannte diese Sprache! Die Intonation der Wache war ungewohnt, hatte ihn darüber hinweggetäuscht, was er hörte.
    Rhodan dachte nach und sagte: „Ich bin gekommen, um dich zu holen."
    In der Sprache der Mächtigen.
    Zufriedenheit leuchtete in den Augen der Schildwache auf, als sie seine Worte hörte. Aber sie ging nicht auf Rhodans Bemerkung ein. „Wie stehst du zum Frieden?", fragte sie. „Was ... meinst du damit? Der Frieden ist das höchste Gut. Er ..."
    „Wie stehst du zum Universum?"
    Worauf wollte sie hinaus? Die Frage nach dem Frieden hatte für ihn noch ein wenig Sinn ergeben. Die Frau wollte sich seiner guten Absichten versichern. Aber diese? „Ich verstehe nicht", sagte er. „Wie stehst du zu den höheren Mächten? Zu den Kosmokraten und Chaotarchen?"
    „Ich bin keiner der Seiten verpflichtet. Die Moral der Kosmokraten ist nicht die meine, von der der Chaotarchen ganz zu schweigen."
    Die Schildwache schien mit seiner Antwort nicht unzufrieden. Sie blickte ihn weiter aus ihren eisgrauen Augen an. „Du hast nicht auf meine Frage geantwortet. Welches ist deine Moral?"
    Die entscheidende Frage. Was sollte er tun? Unverbindlich bleiben, um nicht die Missbilligung der Wache zu riskieren? Oder alles auf eine Karte setzen und seine Position klar benennen?
    Rhodan entschied sich für Letzteres. Früher oder später musste er sich sowieso zu ihr bekennen. Und außerdem war er auf der Suche nach Verbündeten. Was war eine Verbündete wert, die man aufgrund abgestandener Allgemeinplätze gewonnen hatte? „Ich sehe mich in der moralischen Tradition der alten Ritter der Tiefe, die niemals Macht um ihrer selbst willen anhäuften. Die halfen."
    „Gut..."
    Die Wache verschwamm vor Rhodans Augen. „Halt, bleib!", rief er. Er wollte nach ihr greifen, sie festhalten, aber sein Arm ging ins Leere. Er hörte ein lautes Poltern und fand sich auf seinem provisorischen Lager im Korridor wieder.
    Rhodan fluchte. Er war der Wache so nahe gekommen wie nie zuvor, zum Greifen nahe, wenn auch nur wieder im Traum. Und jetzt war er so weit wie vorher! Wie sollte er zu ihr vordringen? Wie lange noch ...
    Rhodans Gedanke stoppte, als wäre er gegen eine imaginäre Wand gerannt.
    Das Schott, das ihm den Weg versperrt hatte, stand offen.
    Rhodan erhob sich. Sollte es so einfach gewesen sein? Die Frau benutzte die Sprache der Mächtigen.
    Es war der letzte Beweis, den er benötigt hatte, um zu wissen, dass es sich bei ihr um keine gewöhnliche Sterbliche handelte. Sie musste eine Schildwache sein. Und sie lud ihn zu sich ein ...
    Rhodan trat in die offene Schleuse. Er kam nicht weit. Eine unsichtbare Barriere versperrte ihm den Weg.
    Ein Prallschirm!
    Wieso das? Die Wache hatte den Kontakt zu ihm gesucht - von dem Moment an, als er mit Atlan und Lotho Keraete auf Baikhal Cain gestrandet war, vor Monaten. Er hatte ihre Prüfung bestanden, sie hatte das Schott für ihn geöffnet. Und jetzt verwehrte ihm ein Prallschirm den Zutritt!
    Besaß die Wache keine Macht über diese Anlage? Hatte das Alter zu Fehlfunktionen

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