2244 - Bürgergarde Terrania
und mit den üblichen High-Tech-Geräten ausgestattet, die man bei einem gut situierten Bürger der Stadt erwarten durfte, aber beileibe nicht die Schaltzentrale, die Darkoven erwartet hatte. Es war kein Kommandostand.
Der junge Mann, der ihn auf der Landeplattform erwartet und bis hierher geführt hatte, zog sich zurück und ließ ihn allein in einer geschmack- und phantasievoll eingerichteten Wohnlandschaft. Außer ihm war niemand anwesend. Darkoven kämpfte die Verärgerung darüber nieder, dass man sich nicht um ihn kümmerte, und setzte sich. Er versank fast in den Polstern des Sofas und zwang sich zur Geduld.
Drei Minuten lang musste er warten. Noch einmal sprühte er sich das Medikament in den Mund. Er war aufgeregter, als er sich das selbst gegenüber zugeben wollte, und das war nicht gut für sein Herz. Für die üblichen Entspannungsübungen fehlte ihm die Zeit und vor allem die Ruhe.
Dann wurde er endlich erlöst. Kurz hielt er den Atem an, als sich mitten in einer eine ganze Wand bedeckenden Holo-Projektion eine Tür auftat. In ihr stand der Marschall, so, wie Darkoven ihn das erste und einzige Mal gesehen hatte. Die Gestalt im flimmernden Tarnfeld trat langsam ein. Darkoven erhob sich und gab sich alle Mühe, sich seine Enttäuschung darüber, dass Tellon sich ihm nicht offen zeigte, nicht anmerken zu lassen. „Du kannst dich wieder setzen", sagte die verzerrte Stimme des Anführers der Bürgergarde. Tellon wartete, bis der Anwalt seiner Aufforderung nachgekommen war, und nahm ihm gegenüber Platz.
Darkoven sagte nichts, obwohl er sich auf dem Flug hierher so viel zurechtgelegt hatte. Das war plötzlich alles vergessen. Er stand ganz im Bann der Erscheinung, war genauso fasziniert von der Ausstrahlung des Marschalls wie auf der Gründungsversammlung vor fünf Tagen, wartete fieberhaft auf die ersten Worte seines Führers. Tellon spannte ihn nicht lange auf die Folter. Er hielt sich nicht mit irgendwelchen belanglosen Floskeln auf, sondern kam direkt zum Thema. „Du hast der Bürgergarde Terrania einen Gefallen getan, obwohl eure Aktion dumm und verantwortungslos war, Ardonus", begann er, wobei er den Tarnnamen Darkovens benutzte. „Der Anschlag auf das Wohngebäude der Jünger geschah ohne mein Wissen und meine Billigung. Ich kann so etwas nicht dulden. Wenn wir die Kirche des falschen Gottes erfolgreich bekämpfen wollen, muss Disziplin unser oberstes Gebot sein. Für Einzelgänger mag in der Sekte der richtige Platz sein, aber nicht bei uns."
Die Worte des Marschalls, obwohl ruhig vorgetragen, waren für Arthur G. Darkoven wie ein Schlag ins Gesicht. Er fühlte sich zu Unrecht getroffen und seine Absichten verkannt. Tellon machte eine Pause.
Darkoven nutzte sie zu einer vorsichtigen Entgegnung.
Die gegen Ende des 13. Jahrhunderts NGZ zunehmend auftretenden Konflikte mit dem arkonidischen Imperium sowie die Auseinandersetzungen mit dem Reich Tradom bewirkten spürbare Veränderungen im Raumschiffsbau der LFT.
Außer der Neuauflage von starken Kampfschiffen erfuhren auch die Produktionslinien kleinerer Bauserien, wie z.B. die Minor-Globe oder die Space-Jet, Änderungen. Die überwiegende Anzahl von Raumern wurde grundsätzlich stärker bewaffnet - qualitativ wie quantitativ. Gleichzeitig wurden die Defensivsysteme wie Virtuellbildner und Schirmfeldprojektoren weiterentwickelt.
Das grundsätzliche Umdenken in der LFT geschah innerhalb weniger Jahre. Militärische Forschungen wurden deutlich intensiviert und gefördert. Das Investitionsbudget für den allgemeinen Verteidigungshaushalt verzehnfachte sich im Zeitraum von 1250 bis 1300 NGZ. Das bedeutete allerdings nicht, dass Terra sich wieder den Rang einer vorherrschenden galaktischen Großmacht erkämpfen wollte. Im Gegenteil, die Aufrüstung wurde auch in den eigenen Reihen durchaus selbstkritisch betrachtet. Doch jeder sah die Notwendigkeit ein. Um auf Dauer bestehen zu können, war eine stärkere militärische Präsenz unabdingbar. Dabei erinnerten sich die zuständigen Konstrukteure alter Traditionen. Die Neuentwicklung eines schnellen und wendigen Kurzstreckenjägers wurde kurzerhand Lightning-Jet getauft. Der Name dieses schon zu Zeiten der Schwarmkrise gebauten Jägers sollte vor allem Vertrauen einflößen - und das gelang auf Anhieb. Die Baureihe IX wurde nach der Entwicklungszeit schnell in Großserie produziert.
Vorrangig sollte die Lightning-Jet den Einsatzbereich eines schnellen Erkunders abdecken.
Offensivbewaffnung war somit
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