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2244 - Bürgergarde Terrania

Titel: 2244 - Bürgergarde Terrania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zweifellos beeindruckend gewesen - aber der junge Gardist hatte längst nicht die Ausstrahlung eines Carlosch Imberlock. Er konnte ihm nicht entfernt das Wasser reichen. Und doch hatte er es geschafft, die gewaltigen Aggressionen freizulegen, die in den Bewohnern Terranias steckten, bisher verborgen hinter Angst und tiefer Verunsicherung. Welche Wirkung mochte dann erst ein Auftritt des geheimnisvollen Mannes haben, der sich Marschall Tellon nennen ließ?
    Greuther schauderte. Er musste zugeben, dass er dem Redner in vielen Punkten zustimmte, aber er wusste, wo die Grenzen lagen zwischen Gesetzestreue und Verbrechen. Er hasste die Aufgabe, die ihm von Noviel Residor gestellt worden war, aber noch mehr widerstrebte es ihm zu sehen, wie aus verunsicherten, harmlosen Bürgern zu allem entschlossene Fanatiker gemacht wurden.
    Er sah Schneider und Maggie an. Maggies Miene war ausdruckslos. Sie nickte ihm zu, wie um zu sagen, dass mit ihr alles in Ordnung sei. Schneider dagegen hatte jenen Glanz in den Augen, den Greuther nicht sehen wollte. Noch hielt der ehemalige Arzt an sich, aber Chip würde gut, sehr gut auf ihn aufpassen müssen. Er kannte ihn, seit zehn langen Jahren. Und er hatte Angst, ihn zu verlieren. „Kommt", sagte er. „Bringen wir's hinter uns."
    Sie hatten sich eingeschrieben. Sie hatten Tarnnamen bekommen und hinterlassen, wie sie erreichbar waren. Man würde sich mit ihnen in Verbindung setzen. Sie waren jetzt Mitglieder der Bürgergarde Terrania. Greuther - sein Tarnname lautete „Amosch" - hatte auf die Frage, was zu tun sie im Kampf gegen die Sekte bereit wären, angegeben: alles. Er hatte sich bemüht, einen zu allem entschlossenen Eindruck zu machen, und gewissermaßen um einen Auftrag gebeten.
    Und nun warteten sie. Sie befanden sich in der angemieteten Wohnung. Die Stunden vergingen, und nichts geschah. Maggie saß still in einer Ecke und schien zu meditieren. Ihre Augen waren jedenfalls geschlossen, und ihr Atem ging flach. Vielleicht betete sie stumm zu ihrem Gott, dass er ihr Kraft gebe. Greuther wünschte ihr, dass es half. Er verließ sich lieber auf sich selbst. „Verdammt!", knurrte Schneider. „Wann melden sie sich endlich? Das Herumsitzen macht mich verrückt!"
    Er stand auf, zog eine Zigarre aus der Tasche und starrte sie an wie einen seltsamen Gegenstand.
    Dann steckte er sie wieder zurück. „Was tust du?", fragte Greuther. „Na, was schon! Diesen Terrence anrufen!"
    Greuther schüttelte den Kopf, hielt ihn aber nicht zurück. Sie hatten es bereits versucht. Terrence, immer wieder Terrence! Als Greuther auf der Versammlung nach dem Marschall gefragt hatte, war ihm geantwortet worden: „Terrence ist für euch zuständig. Er ist die rechte Hand des Marschalls."
    Das mochte vor einer Woche noch so gewesen sein, als die Bürgergarde noch nicht diesen ungeheuren Zustrom gehabt hatte. Greuther und Schneider hatten jedenfalls in den letzten Stunden mehrmals versucht, über die ihnen gegebene Nummer Terrence zu erreichen, aber immer vergebens.
    Chip hatte es, in Erinnerung an das, was Residor ihm gesagt hatte, nicht anders erwartet. Entweder hatte jemand anders geantwortet, oder ein Beantwortersystem war abgelaufen. Terrence war nicht da.
    Terrence war nicht zu sprechen. Er würde zur rechten Zeit zurückrufen.
    Und der Weg zu Marschall Tellon führte nun einmal ausschließlich über Terrence!
    Schneider kam mit zerknirschter Miene zurück. Natürlich hatte er wieder nichts erreicht. Er setzte sich.
    Wieder ging die rechte Hand zur Tasche mit den Zigarren und sank zurück in Schneiders Schoß. Chip Greuther runzelte die Stirn. Wenn Schneider keinen Spaß mehr an seinen Glimmstängeln hatte, war das kein gutes Zeichen.
    Der Tag ging zu Ende. Sie blieben bis Mitternacht wach, dann legten sie sich frustriert schlafen. Sie hatten nichts erreicht - wieder einen Tag verschenkt -, und dabei hatte Greuther nach der Versammlung, als er sich einschrieb und mit den Gardisten sprach, das unbestimmte Gefühl gehabt, dass die Männer mit den roten Binden nervös waren. Sie schienen auf etwas zu warten. Er hatte es deutlich gespürt. Etwas würde geschehen. Alle wussten es. Aber niemand besaß einen Schimmer davon, was es war - und wann es passierte.
    Als Greuther am nächsten Morgen aufwachte, war Schneider schon auf. Er war wortkarg und gab nur knappe Antworten, wenn er etwas gefragt wurde. Maggie kam hinzu, als Chip gerade den Kaffee aus dem Automaten genommen hatte. Sie wirkte unausgeschlafen und

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