Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2248 - Friedenskämpfer

Titel: 2248 - Friedenskämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Verwirbelungen an. Das Schiff muss also sofort nach dem Ablegen auf neuen Kurs gegangen sein ..."
    „... der sich errechnen lässt?", fiel Lyressea dem Mann ins Wort. „Mit einiger Mühe", bestätigte Chrzüpran.
    Diese Mühe erstreckte sich über mehr als zwei Tage. Die Driftbewegung des Wracks floss in die Berechnungen ebenso ein wie der schwankende Strahlungsdruck der nahen Sonnen. Letztlich standen zwei Welten eines fünfeinhalb Lichtjahre entfernten Sonnensystems als Ziel zur Auswahl. Zudem konnte das unbekannte Schiff auf eine sehr geringe Masse taxiert werden, die bestenfalls einer 25 Meter durchmessenden Kugel entsprach.
    Für Lyressea stand damit fest, dass sie die Spur nicht verloren hatte. In dem Speicherkristall war die Rede von einem Eremiten und einem kleinen, aber leistungsfähigen Raumschiff.
    Das vermeintliche Zielsystem erwies sich als unbewohnt. Fünfzehn Planeten, davon drei innerhalb der Biosphäre, aber nur einer mit atembarer Sauerstoffatmosphäre. Die Untersuchungen auf dem Wrack hatten ebenfalls Hinweise auf ein Sauerstoff-Stickstoff-Gemisch ergeben. Damit stand Lyresseas Ziel fest.
    Sie spürte die Nähe des Fremden, noch bevor die Ortungen des Schutzherren-Porters sein Kugelschiff auf der Planetenoberfläche aufspürten. Was sie mit Hilfe ihrer mentalen Kräfte wahrnahm, war eine überaus charismatische Ausstrahlung. Lyressea verstand auf Anhieb, .warum sch'Lerief versucht hatte, dieses Wesen zu finden.
    Er hieß Gimgon, war ein Humanoide und einen halben Kopf größer als die Schildwache. Schon der Blick, mit dem er Lyressea musterte, ging ihr durch und durch. Vor allem hatte sie das Gefühl, dass Gimgon bis auf den Grund ihrer Seele schaute. Und sie fand nicht einen Hauch von Makel in seiner Ausstrahlung.
    Gimgon war ein einsamer Wanderer, der auf der Suche nach Erfüllung durch die Galaxien zog. Erfüllung bedeutete für ihn, helfen zu können, wo immer Hilfe benötigt wurde. Er hatte die wenigen Überlebenden der Raumschlacht aus ihrer aussichtslosen Lage gerettet und auf einer Welt abgesetzt, die ihnen Aussicht auf einen neuen Anfang bot. Ihr Heimatplanet war im atomaren Chaos versunken. „Sie sind die Letzten ihres Volks", sagte er. „Aber sie werden überleben."
    Und wir?, dachte Lyressea und stellte erschrocken fest, wie sehr sie sich schon zu Gimgon hingezogen fühlte, ohne ihn wirklich zu kennen.
    Ihre Augen verengten sich in ungläubigem Erstaunen. Zugleich empfand sie Verwirrung. Dennoch schwieg Lyressea, und sie spürte, dass auch ihre Geschwister sich bewusst zurückhielten. Ihren Blick hatte ohnehin nur Gimgon sehen können. Er lächelte, wie er immer lächelte, seit er die Aura der Schutzherren trug. Gimgon war ein charismatischer Friedensbringer, der alles, was er anpackte, zum Guten wendete. Lediglich zehn Minuten hatte das Paragonkreuz benötigt, ihm die Aura zu verleihen. Schon das war ein Zeichen seiner besonderen Einstellung.
    Von der ersten Minute an lebte Gimgon mit jeder Faser seines Körpers für den Orden .Er hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass die Schutzherren von Jamondi für ihn die Erfüllung seiner langen Suche bedeuteten - eine geistige Heimat, in der er sich endlich wohl fühlte.
    Dass Lyressea mehr als alle anderen seine Nähe suchte, schien ihm gar nicht aufzufallen. Vielleicht, vermutete sie inzwischen, hatte Gimgon noch nicht einmal bemerkt, dass sie ein weibliches Wesen war. Dabei hätte schon ein Wink von ihm genügt...
    Lyressea bemühte sich, den Fremden nicht zu eindringlich zu mustern, den Gimgon mitgebracht hatte. Tagg Kharzani hatte die erste Beschau, ohne mit einer Miene zu zucken, über sich ergehen lassen.
    Der Vorgang war nur noch peinlich, fand Lyressea. Sie alle hätten es besser wissen müssen, nach welchen Kriterien man einen Fremden beurteilte. Trotzdem wurde auch ihr Blick schon wieder verkniffen.
    Tagg Kharzani war humanoid. Aber vielleicht war es gerade das, was Erwartungen weckte, die von seinem Aussehen nicht erfüllt werden konnten.
    Es ist verrückt\ eine Intelligenz nach ihrem Äußeren zu beurteilen!, dachte Lyressea bitter. Dennoch wollte ihre instinktive, keineswegs präzisierbare Abneigung nicht weichen. Kharzani haftete eine Düsternis an, die sie auf einer tiefen, unbewussten Ebene empfing.
    Er war klapperdürr. Ein Skelett, das wohl nur von grauer Haut zusammengehalten wurde, ohne Fleisch, ohne Substanz. Blutleer, eine Leiche, aber dennoch lebendig. Vor allem, wenn er so neben dem höchst vitalen Gimgon stand.

Weitere Kostenlose Bücher