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225 - Kalis Kinder

225 - Kalis Kinder

Titel: 225 - Kalis Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern und Christian Schwarz
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wir zumindest eine Treibjagd auf ihre verdammten Tyger unternehmen«, fuhr Swamui fort. »Es ist gefährlich geworden hier auf der Buutyfaam. Die Leute trauen sich schon gar nicht mehr aus dem Dorf. Honigsammler und Holzfäller gibt es kaum noch. Erst vorgestern verschwand ein reicher Kaufmann aus dem Nordwesten, der sich von mir behandeln ließ, spurlos. Er sprach wie ihr die Sprache der Wandernden Völker. Sehr bedauerlich. Das alles schädigt auf Dauer meinen Ruf und pflanzt Angst in die Herzen meiner glücklichen Patienten.«
    »Warum hetzen die Kinder Kalis die Tyger auf euch?«, wollte Aruula wissen.
    Swamui seufzte. »Wenn ich das nur wüsste. Vermutlich, um ihren Blutdurst zu stillen.«
    »Verzeih die Frage«, warf Yann von der Seite her ein, »aber du siehst nicht so jung aus wie die Frauen, die dich umgeben.«
    Matt zuckte unwillkürlich zusammen.
    Vermutlich hatte Gilam’esh durch Yanns Mund gesprochen, und der Hydree wusste natürlich nicht, dass die Frage ziemlich unschicklich war, zumal er den Guhru duzte.
    Für einen Moment herrschte betretenes Schweigen.
    Karadans Blick versuchte Yann zu erdolchen. Swamui aber aß weiter, als sei nichts geschehen. Er lächelte sogar. »Das täuscht, mein einäugiger Freund. Ich bin viel älter, als es scheint. Ich habe mich durch eine Wundersalbe jung gehalten.«
    »Swamui kadu Hilar!«, begehrte Atta in ihrem Kauderwelsch auf. »Neema!« Sie zog die Salbe unter ihrem Gewand hervor, die Matt schon zuvor bei ihr gesehen hatte.
    Geschickt nahm sie etwas von der blaugrünen Paste auf die Fingerspitzen und strich es auf Aruulas Armwunde. Die hielt unbehaglich im Essen inne.
    Auch Swamui saß einen Moment wie erstarrt auf seinem Platz, der Holzlöffel mit der Kokoscremesuppe schwebte bewegungslos in der Luft.
    Yann schaute plötzlich alarmiert drein. Er wirkte, als habe er mehr gesehen als die anderen.
    »Ist das diese Wundersalbe?«, fragte Matt argwöhnisch.
    »Wie? Äh… nein, nur eine Salbe, die auf einem alten Familienrezept basiert. Nicht so wichtig.« Swamui wies auf das Fenster. »In einer halben Stunde setzt der Regen wieder ein, und er wird andauern bis heute Nacht. Seid zumindest für diesen Tag meine Gäste. Ich habe so selten jemanden hier, mit dem ich mich unterhalten kann.« Der Induu warf den zwölf Frauen einen abschätzenden Blick zu. »Sie sind zwar schön wie Orchideen, aber dumm wie Bambusstäbe.«
    Die Frauen kicherten. Sie verstanden zu ihrem Glück nicht, was ihr Guhru über sie lästerte.
    »Wir nehmen das Angebot gerne an«, sagte Matt, froh darüber, dass das Thema Tyger vom Tisch war. »Aber gleich morgen früh fliegen wir weiter.«
    Swamui wirkte zufrieden – oder vielmehr erleichtert.
    Nach dem Essen gingen sie zu ihren Gemächern, die Swamui ihnen zugeteilt hatte. Yann berührte Matt am Arm und hielt ihn etwas zurück.
    »Swamui lügt.«
    »Haben Gilam’esh und Nefertari in seinen Gedanken gelesen?«
    Yann nickte, dann schüttelte er den Kopf. »Nicht direkt. Es war eher ein heftiger Gedankenimpuls, den sie gar nicht überhören konnten «, flüsterte er. »Er dachte plötzlich an Tod und Verfall!«
    »Bist du… sind sie sich sicher? In welchem Zusammenhang?«
    »Das wurde nicht deutlich. Aber wir sollten uns in Acht nehmen.«
    ***
    August 2491 ff, Kovlam
    Swamui lächelte behaglich, während er aus dem Fenster seines prächtigen Hauses über die Klinik- und Wohnanlagen schaute, die wie ein Paradies wirkten. Und das alles soll ich geschaffen haben?, dachte er zum wiederholten Male, manchmal ungläubig, aber immer stolz auf sich. Und das, obwohl sein Vater bis zu dessen Tod im vergangenen Jahr seine Leistung niemals anerkannt hatte. »Du bist kein richtiger Hilar, du bist nur ein Geschäftemacher«, waren seine Worte gewesen, über die Swamui allerdings leichten Sinns hinweg gegangen war.
    Nun, sein alter Herr hatte durchaus recht gehabt.
    Ursprünglich hatte Swamui die Reichen ein paar Jahre schröpfen und dann weggehen wollen. Aber jetzt war er so mächtig, wie er es sich immer vorgestellt hatte, und würde das Zentrum seiner Macht nicht mehr räumen. Hier in Kovlam fühlte er sich wohl und zu Hause.
    Seine persönliche Helferin, die jederzeit Zugang zu ihm hatte, trat ein: »Guhru, die Patientin Punja wünscht dich unbedingt zu sprechen.«
    »Sie soll mich heute Abend in der Sprechstunde besuchen.«
    »Sie sagt, die Sache dulde keinen Aufschub.«
    »Nun gut. Dann lass sie herein, aber untersuche sie vorher auf Waffen.« Swamuis

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