2257 - Der Mikrodieb
dein Wissen über Gon-Orbhon und Imberlocks Organisation offen."
„Keine Spielchen, habe ich gesagt. Weshalb bist du wirklich zu mir gekommen?"
Icho Tolot öffnete die Tasche an seinem Gürtel. Er zog ein matt schimmerndes Geflecht heraus und streckte es ihr entgegen. „Würdest du das bitte überziehen?"
„Ein Pslso-Netz, ja? Wie rührend." Die Jüngerin Gon-Orbhons nahm es und streifte sich das Netz über die Haare, „Zufrieden?"
„Und du? Bist du zufrieden?"
„Ich warte noch auf mein Hühnchen", gab sie zurück, ohne eine Miene zu verziehen. „Hast du sonst noch irgendeinen Wunsch, den ich dir erfüllen kann?"
„Ein oder zwei Zellennachbarn wären nicht schlecht."
„Das dürfte schwierig werden. Polizei und Staatsanwaltschaft lehnen es ab, dich mit Glaubensgenossen zusammenzulegen. Gefangene, die nicht von Gon-Orbhon erfüllt sind, würden ihrerseits kurzen Prozess mit dir machen. Ihr habt keinen besonders guten Ruf in der Bevölkerung."
„Das ändert sich bald. Es dauert nicht mehr lange, und wir sind in der Überzahl."
„Das kannst du nicht wissen."
„Ich werde das nicht mit dir diskutieren. Und das hier", sie griff nach dem Netz, zog es sich vom Kopf und warf es Tolot zu, „nimmst du am besten auch gleich wieder mit."
Die Kosmopsychologin verschwand ohne ein weiteres Wort wieder in ihrer Zelle.
Icho Tolot sah Gucky in der Nähe des Ausgangs stehen. Der Ilt wartete, bis er zu ihm trat. „Nichts", sagte der Multimutant. „Rein gar nichts. Weder deine Fragen noch die daraus resultierenden Assoziationen haben irgendetwas bewirkt. Auch das Pslso-Netz führte zu keinerlei Reaktion. Wenn es um Gon-Orbhon und seinen Einfluss auf Bre geht, ist ihr Bewusstsein absolut taub."
„Und was war mit uns?"
„Ebenfalls kein Befund. Alles war wie immer."
Der Haluter setzte sich mit der Hauptleitzentrale in Verbindung. Von Ranjif Pragesh erfuhr er, dass es mit der Synchronisation hervorragend geklappt hatte. Während der ersten Hälfte der Unterhaltung hatte sich die RICHARD BURTON im Hyperraum aufgehalten, während der zweiten Hälfte im Normalraum. Wenn Gon-Orbhon eine Möglichkeit gehabt hätte, Kontakt zu seiner Jüngerin aufzunehmen, hätte er sie wahrgenommen. „Vielleicht stellen Paratronfeld und Bleimantel doch eine unüberwindliche Hürde für diese Entität dar", vermutete der Kommandant des ENTDECKERS.
Solange Gon-Orbhon nichts von der Anwesenheit Bre Tsingas wusste, nahm er auch keinen Kontakt zu ihr auf.
Icho Tolot setzte sich mit Malcolm S. Daellian in Verbindung. „Die Version Elf-A ist ein Fehlschlag."
„Ich habe es erwartet, Tolot. Vielen Dank für deine Unterstützung. Es hilft mir dennoch weiter, auch wenn sich das zunächst seltsam anhört."
Der Haluter ließ sich von Gucky in die Hauptleitzentrale teleportieren. Er gab einen persönlichen Erfahrungsbericht in den LPV-Verbund ein. Als Resümee fügte er einen Satz hinzu, den Bully wenig später mit einem zustimmenden Nicken zur Kenntnis nahm. „Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass wir noch zu weit von Gon-Orbhon entfernt sind.
7.
Und wieder projizierte die Positronik ihnen ein Orterabbild in die Hauptleitzentrale.
Und wieder war der Strang noch da, den Alfven Hyers als „Stange" bezeichnete.
Bully gefiel das Wort. Es drückte eine Leblosigkeit aus, die ihm gerade recht kam.
Ein toter Jetstrahl wirkte weniger bedrohlich als ein lebendiger Strang.
Die Leiche der Superintelligenz ARCHETIM war durch den Jetstrahl mit Gon-Orbhon verbunden. Wenn die Schohaaken als altes Dienervolk ARCHETIM entstammten, waren sie entweder vor Gon-Orbhon geflohen oder von ihm „ausgespien" worden, um ungestört die Restenergie des Psi-Korpus aufsaugen zu können.
Bully machte sich von solchen Gedanken los und schnaubte unwillig. Was tatsächlich los war, sahen sie erst am Ziel der Reise.
Und wieder verschwand der ENTDECKER im Linearraum, kehrte 47,5 Lichtjahre später in den Normalraum zurück. Siebentausend Lichtjahre hatten sie seit Navo-Nord ohne Katastrophe, ohne Begegnung, ohne ein Ergebnis zurückgelegt. Der achte Tag des Fluges in Magellan begann.
Seltsam, die Monate seit dem Aufbruch von Hayok waren Bully nicht so lang vorgekommen wie die paar Tage seit dem Verlassen des Roten Riesen. Diese Ungeduld nagte nicht nur in ihm, sie betraf auch viele andere Besatzungsmitglieder.
Ascari da Vivo plädierte noch immer dafür, Rettungsflüge für in Not geratene Raumschiffe zu unternehmen. Da es im Umkreis von fünfzig
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