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2259 - Tod von den Sternen

Titel: 2259 - Tod von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ebenfalls müde -müde und elend.
    Fast war es ein Trost, dass es zumindest einem an Bord noch schlimmer ging. Einem oder zweien.
    Bull begab sich zur Bordklinik. In der kleinen Cafeteria saß Jan Shruyver an einem Tisch, die Beine lässig übereinander geschlagen und eine halb aufgerauchte Zigarette zwischen den Fingern der linken Hand. In die andere hatte er den Kopf gestützt. Er trug noch immer die ausgefransten Jeans, aber dazu jetzt ein Che-Guevara-T-Shirt. Vor ihm stand ein Becher Kaffee, wie es aussah, noch nicht angerührt.
    Bull holte sich ebenfalls einen Kaffee und setzte sich zu ihm. „Willkommen im Club", sagte er nach dem ersten Schluck. Der Kaffee schmeckte ihm nicht. Ein Schuss Whisky, das hätte jetzt gut getan, aber danach brauchte er Shruyver wohl nicht zu fragen.
    Wahrscheinlich hatte der Psychologe andere Vorlieben.
    Der Kopf Shruyvers hob sich. Die Hand sank langsam herunter. Er sah Bull überrascht an. „Willkommen im Club?", fragte er irritiert. „Im Club der Übernächtigten", antwortete der Expeditionsleiter. „Das war doch gerade ein Nickerchen, oder? Wann warst du zuletzt im Bett?"
    „Weiß ich nicht mehr", sagte Shruyver. „Spielt keine Rolle."
    Bull musterte die Zigarette, dann den Kopf auf dem roten T-Shirt. „Gut, dass du kein Mitglied des Außenteams warst", kommentierte er launig. „Hast du auch ein Shirt mit Jesus? Den Kopf da kennt doch heute sowieso keiner mehr."
    „Che Guevara", antwortete Jan automatisch. „Ein ganz großer Mann."
    „Gut, mit dir sind wir also schon zwei, die den Namen kennen. Aber woher weißt du eigentlich von ihm? Und warum trägst du Klamotten wie in den wilden Jahren des 20. Jahrhunderts?"
    Shruyver winkte müde ab. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich terranische Geschichte studiert habe.
    Und das zwanzigste Jahrhundert war eben das, in dem alles auf den Kopf gestellt wurde. Durch eure Mondlandung und die Arkoniden mit ihrer Supertechnologie wurde die Welt verändert. Sie wurde endlich geeint. Was vorher war, war schlimm. Korrupte Regierungen ..."
    „... und die gute Opposition, oder?" Bull lachte trocken. „Du bewunderst diese ... diese Helden von damals. Du zeigst es durch dein Outfit und diese heiligen Genossen auf deiner Brust. Aber wen willst du damit heute beeindrucken? Guevara war ein Held, aber die Menschen haben ihn vergessen. Seit 3000 Jahren."
    „Und du meinst, Jesus sei authentischer?" Shruyver winkte müde ab. „Religionsstifter überall - Jesus, Mohammed, von Carlosch Imberlock gibt's leider noch keine Hemden, und die mit dem Konterfei unseres großen Gurus sind in der Wäsche."
    „Guru?", fragte Bull. „Perry Rhodan. Heliotische Kinder und so. Jeder kann sich mal irren." Der Psychologe nahm noch einen Zug, dann drückte er die Zigarette in einem Aschenbecher aus.
    Bull wunderte überhaupt nichts mehr. Niemand an Bord rauchte noch - woher also der Aschenbecher?
    Und woher der Tabak - falls es Tabak war und nicht...
    Der Qualm der Zigarette roch süßlich. Bull hatte eine entsprechende Bemerkung auf der Zunge, doch dann wurde ihm klar, wie unsinnig ihre „Unterhaltung" eigentlich war. Er war aus einem bestimmten Grund hierher gekommen, aber nicht wegen eines Hippies. Und solange er nicht das Konterfei von Grace Slick durch die Gegend trug ... „Ich wollte zu Prak-Noy", sagte er. „Wegen des Cortezen."
    „Ich dachte es mir", antwortete der Psychologe. Er richtete sich im Sessel auf und straffte die Schultern. „Prak-Noy ist gerade bei ihm, du kannst sicher gleich mit ihm reden. Aber ich glaube nicht, dass er viel Neues sagen kann."
    „Natürlich", sagte Bull träge. .„Ich hatte es ganz vergessen. Der Kleine ist ja auch dein Fall. - Und?"
    „Du meinst, wie es ihm geht - oder zuletzt ging?" Shruyver nickte. „Er ist zusammengebrochen, damit fing es an. Zuerst dachten wir - dachte ich - an eine Nebenwirkung des TZM, schließlich haben wir einen völlig fremden Metabolismus vor uns. Aber die Mediker, die ihn untersuchten, schlössen das vehement aus." Er lachte. „TZM ist echt der Hammer. Auf jeden Fall konnten sie ihn stabilisieren - sofern man davon sprechen kann. Jerofe Gangan Ouwmar kam wieder zu sich, darf aber sein Bett nicht verlassen. Er könnte es gar nicht, er ist viel zu schwach."
    „Schwach?", fragte Bull. „In jeder Beziehung. Er hat keine Kraft, nicht in den Beinen und nicht in den Armen. Dazu kommen hohes Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerzen. Sie sind so unerträglich, dass er minutenlang geschrien

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