2268 - Das Paragonkreuz
diesem Gewölbe materialisierte - aber von wo? Von woher war es „zurückgekehrt", wie Lyressea sagte?
Es dauerte viele Sekunden, bis er den Blick von dem Phänomen zu lösen vermochte.
Zephyda sagte gar nichts. Vage erkannte Rhodan die beiden Tabtree, die sich bis zum Eingang der Grotte zurückgezogen hatten und ganz eng beieinander standen, als suche einer bei dem anderen Schutz.
Lyressea stand vor der Erscheinung, hoch aufgerichtet wie eine Göttinnenstatue. Ihr Blick war weiterhin in die Ferne gerichtet. Sie schien das Hier überhaupt nicht mehr wahrzunehmen, nur mit der Wesenheit verbunden zu sein, die sie gerufen hatte und die nun mit ihrer Ausstrahlung den ganzen Berg erfüllte.
Doch Rhodan täuschte sich. Lyressea begann zu sprechen, langsam, wie in Trance.
Aber auf ihrem Gesicht lag ein tiefer Friede. Alle Verkrampfung war von ihr abgefallen. Sie lächelte in dem unwirklich erscheinenden Licht, das immer noch von der Korkenzieherspirale ausging und ihr wirklich überirdische Schönheit verlieh.
In diesen Augenblicken schien sie nicht von dieser Welt zu sein, aber ihre Worte bewiesen das Gegenteil. „Das Paragonkreuz", sagte sie andächtig. „Es ist zurückgekehrt aus seinem jahrtausendelangen Versteck zwischen den Dimensionen; ein psionisches Feld, in das ES einen kleinen Teil seiner eigenen Bewusstseinsessenz integriert hat."
„Teilt es sich dir mit?", fragte Rhodan. Die Worte kamen aus seinem Mund, kaum dass er sich dessen bewusst war. „Kannst du etwas hören, Lyressea?"
„Natürlich", antwortete die Schildwache. „Das Kreuz spricht zu mir. So, wie ich zu ihm spreche."
„Davon hören wir aber nichts", kam es von Zephyda. Ihre Stimme war nicht mehr so fest wie gewöhnlich und verriet, wie tief auch sie berührt war -oder ganz einfach verunsichert. „Das Paragonkreuz ist noch immer nicht ganz stabil", sagte Lyressea. „Es hat meinen Ruf gehört und mich als Schildwache erkannt. Aber es ist noch unschlüssig, was wir von ihm wollen und was es tun soll."
„Dann erklär es ihm!", verlangte die Stellare Majestät. „Das will ich versuchen", sagte Lyressea. „Ihr müsst Geduld haben. Das Paragonkreuz hat viele tausend Jahre in seinem Dimensionsversteck geruht und ist es gewohnt, in größeren Zeitmaßstäben zu denken."
„Es denkt?", fragte Zephyda, schon wieder etwas forscher. „Was glaubt ihr? Ich werde jetzt beginnen und euch sagen, was es mir antwortet.
Aber ich bitte euch nochmals um Geduld ... mit uns beiden."
Rhodan nickte. Er blickte auf die Armbandanzeigen seines Anzugs. Dass das Paragonkreuz energetisch nicht anzumessen gewesen war, als es sich „anderswo" befand, war ihm klar. Aber nun...
Er bekam keine auffällige Ortungsanzeige. Das verwirrte ihn zwar nur noch mehr, erleichterte ihn aber auch. Wenn er nichts anmessen konnte, dann konnten es auch die Kybb nicht. Andernfalls hätte es spätestens in wenigen Stunden um den Berg von ihren Schiffen und Gleitern gewimmelt. „Es ist ... neugierig", sagte Lyressea noch. „Neugierig und ... noch sehr unsicher ..."
Dann schloss sie erneut die Augen. Nur ihre Lippen bewegten sich.
Die Spannung stieg wieder, mit jeder Sekunde, die lautlos verstrich. Lyressea kommunizierte mit dem Kreuz. Es war auch auf ihrem Gesicht abzulesen, dessen Züge immer mehr Anstrengung verrieten. Sofort war Rhodan wieder in Alarm.
Funktionierte es nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte? War diese Aufgabe „eine Nummer zu groß" für sie?
Die Zeit schien sich zu dehnen. Er fühlte sich ausgeschlossen. Ein Statist, mehr war er nicht. So wie Zephyda, die sich unruhig bewegte. Rhodan bemerkte aus den Augenwinkeln, dass sie seinen Blick suchte, aber er konnte den eigenen nicht von Lyressea wenden.
Dann endlich schlug die Schildwache wieder die Augen auf. „Ich habe dem Paragonkreuz unsere Lage geschildert und warum wir hier sind. Ich habe ihm ein Bild der Geschehnisse seit seinem Verschwinden gegeben und es aufgefordert, sich am Kampf gegen die Herrschaft Tagg Kharzanis und der Kybb zu beteiligen. Ich habe ihm gesagt, dass es jetzt endlich frei sei und dass wir es mit der SCHWERT von Petac fortbringen würden."
„Und?", drängte Rhodan. „Was hat es geantwortet?"
Lyresseas Gesicht bekam einen sorgenvollen Ausdruck. „Es ist dazu nicht bereit. Es sagt, es hätte den Planeten jederzeit aus eigener Kraft verlassen können, wäre das sein Plan gewesen.
Die Kybb hätten es mit all ihrem bornierten Aufwand nicht daran hindern können.
Allein der
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