2268 - Das Paragonkreuz
nicht zum „Reden".
Die grelle energetische Spirale war immer noch da. Sie drehte sich an der gleichen Stelle wie bisher, aber Lyresseas Zusammenbruch konnte nur bedeuten, dass sie nichts erreicht hatte. Was immer auch sie versucht hatte, es war zwecklos gewesen - vielleicht sogar von vorneherein sinnlos.
Rhodan hielt sie mit dem linken Arm und strich ihr mit der rechten Hand sanft über die Wangen. Er redete und redete, doch am liebsten hätte er sich umgedreht und geschrien, dem Paragonkreuz alles entgegengeschleudert, was er in diesen Augenblicken empfand. Aber vielleicht las es seine Gedanken. Dann wusste es, was er von ihm hielt; dann spürte es seine ganze stumme Wut und die grenzenlose Enttäuschung.
Lyressea atmete schwach. Sie hielt die Augen geschlossen und den Kopf gesenkt.
Manchmal schüttelte sie ihn und setzte zum Sprechen an, aber mehr als ein paar unverständliche Laute kamen ihr nicht über die Lippen.
Diese großartige Frau, erkannte Rhodan in maßlosem Zorn, war fertig. Sie hatte sich zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen vollkommen verausgabt. Sie, die viele Jahrtausende kosmischer Geschichte mitgeschrieben hatte, war bis an ihre Grenzen gegangen - und hatte verloren. Niemand hielt, das ohne Schaden zu nehmen, aus.
Und niemand wusste das besser als er.
Sonder fan Dor hatte einige Schritte auf den Kreis der Gräber zugemacht, aber er hatte ihn nicht betreten. Betreten war nur seine Miene. Rhodan sah, dass der Priester helfen wollte. Es war kaum anzunehmen, dass erbegriff, was hier vor seinen Augen geschah. Aber er musste die Verzweiflung der Besucher aus dem All sehen, der „Boten der Allmutter". Vielleicht betete er still für sie zu ihr.
Er tat ihm Leid. Shawann, Zephyda - alle taten ihm Leid, die Zeuge dieser bittersten Niederlage sein mussten, seitdem er mit Atlan in die Hyperkokons verschlagen worden war, den Sternenozean von Jamondi.
Zephyda, die Allianz der Moral -hatten sie ohne das Paragonkreuz überhaupt noch eine Chance im Kampf gegen die Kybb? Und die Tabtree und all die anderen Völker Arphonies - wie sollte jetzt ihre Zukunft aussehen?
Sie hatten ihnen die Freiheit bringen wollen. Jetzt hatten sie nichts!
Er drehte den Kopf und ließ die ganze aufgestaute Enttäuschung, die ganze Wut aus sich heraus, indem er die Energiespirale anschrie: „Bist du jetzt zufrieden? Siehst du, was du erreicht hast?
Warum verschwindest du nicht wieder in dein Versteck? Willst du dich auch noch an unserem Schmerz ergötzen? Ja, Götze ist das richtige Wort für dich!"
„Perry!" Selbst Zephyda war von seinem Ausbruch schockiert. „Auch ich könnte dreinschlagen, aber glaubst du, auf diese Art etwas zu erreichen? Wir haben einen Rückschlag erlitten, aber den Krieg noch längst nicht verloren. Wir werden kämpfen, auch ohne das Kreuz und neue Schutzherren. Und wenn die Götter es wollen, dann werden wir siegen."
Er schloss für einen Moment die Augen und schüttelte den Kopf. Langsam kehrte die Ruhe zurück. Er fragte sich, wer sich hier eigentlich etwas vormachte. „Lyressea ...", sagte er leise. Sie hob den Kopf und sah ihn an. Ihre Augen schimmerten feucht, aber sie nickte tapfer. Sie legte die Hand auf die seine und sagte nur: „Danke. Ich bin ... Lass mir noch einen Augenblick Zeit."
„Solange du willst." Sie schüttelte den Kopf und vermied es, die Korkenzieherspirale anzusehen. „Es hat keinen Sinn, Perry. Zephyda hat Recht. Lass uns diesen Ort schnell verlassen und nie mehr wiederkehren." Er wollte es immer noch nicht wahrhaben, aber durfte er die Schildwache quälen, indem er ihr zuredete und noch einmal falsche Hoffnungen machte? Was musste noch passieren, um ihm klar zu machen, dass sie verloren hatten?
Lyressea blieb weitere zwei Minuten auf dem Sockel sitzen. In dieser Zeit sprach niemand ein Wort. Da war nur lähmende Stille. Dann ging ein Ruck durch ihren Körper. Perry Rhodans Bewunderung für diese großartige Frau stieg fast ins Unerträgliche. Er hätte sie gerne an sich gedrückt, mit ihr gelitten, sie getröstet und ...
Er half ihr in die Höhe und nahm die Hände zurück, als sie hoch aufgerichtet vor ihm stand. Sie sahen sich an, und da war er wieder, der alte Kampfgeist in ihrem Blick, Trotz und Enttäuschung, aber auch Einsicht und der neue Wille, weiterzumachen. „Wir gehen", sagte sie und setzte sich in Bewegung, auf den wartenden Priester zu.
Rhodan und Zephyda sahen sich an. Die Motana hob die Schultern und murmelte nur: „Was soll's
Weitere Kostenlose Bücher