Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2272 - Sturm auf Graugischt

Titel: 2272 - Sturm auf Graugischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Gesicht bekommen? Ein einzelner Vernetzer konnte, allein schon aufgrund seines Arbeitsplatzes, nicht mehr als menschliche Größe haben.
    Carya Andaxi erwartete uns bereits. Als sie vor uns herschwamm, wirkten ihre Bewegungen weit eleganter und geschmeidiger als an Bord des Gischters. Das Meer war ihr Element, in dem sie sich wohl fühlte, das würde sie nie verleugnen können.
    Das Schott blieb hinter uns zurück. Felsen ragten vom Meeresboden auf, übersät von weitaus üppigerem Leben als der stählerne Untergrund. Niemand redete. Nur hin und wieder hörte ich im Funkempfang Carya Andaxis dumpfes Schnaufen.
    Ihr Zwiespalt wurde mir immer deutlicher. Obwohl die Schutzherrin es nicht wollte, war sie gezwungen, eine Vorgehensweise zu unterstützen, die Leben vernichten konnte. Wahrscheinlich klammerte sie sich noch an die Hoffnung, dass es keinesfalls zum Äußersten kommen würde.
    Zwischen den Felsen führte ein offener Schacht in die Tiefe. Er schien bodenlos zu sein, die Lichtkegel unserer Scheinwerfer verloren sich in unergründlicher Tiefe. Der Schacht war groß genug, dass Carya Andaxi bequem darin abtauchen konnte.
    Seepocken und eigenwillig geformte Muscheln bedeckten die Wände. Hin und wieder flohen Fische vor dem grellen Licht, das urplötzlich in ihre Welt einfiel.
    Ich beobachtete den Tiefenmesser. Fünfhundert Meter inzwischen, aber der Schacht schien kein Ende zu nehmen. „Warum dieser Aufwand wegen eines Vernetzers?", fragte Zephyda. Ihre Stimme klang inmitten dieser Umgebung beinahe wie ein Sakrileg.
    Carya Andaxi schwieg. Und Zephyda ließ sich zu keiner zweiten Frage hinreißen.
    Mehr als tausend Meter waren wir bereits- abgesunken. Der herrschende Druck war enorm.
    An den Schachtwänden hingen nur noch vereinzelt Seepocken. Andererseits breitete sich ein fluoreszierender Bewuchs aus.
    Unvermittelt wurde das Scheinwerferlicht reflektiert. Die rasch deutlicher werdende Aufwölbung entpuppte sich als transparentes Schott zu einer geräumigen Schleusenkammer.
    Ich konnte den Öffnungsmechanismus nicht erkennen, aber ich ließ mich dicht hinter der Schutzherrin von dem einströmenden Wasser in die Kammer tragen. „Ich habe mir immer gewünscht, Lyressea, du könntest eines Tages Graugischt in seiner ganzen Schönheit sehen", erklang es im Funkempfang. „Leider sind die Umstände dem nicht angemessen."
    „Wir werden alles tun, um die Schönheit und Einzigartigkeit dieses Planeten und jedes anderen zu schützen", hörte ich die Mediale Schildwache antworten.
    Erkannte Lyressea nicht, dass sie selbst nur eine Floskel verwendete? Wieso scheute sich jeder davor, die Wahrheit auszusprechen? Dass eigentlich nur ein Wunder Graugischt retten konnte - und dass wir hier waren, um dieses Wunder irgendwie herbeizuführen. Dass aber auch dieses Wunder für ungezählte Intelligenzen den Tod bedeuten musste.
    Ich schwieg ebenfalls. Während das Wasser in der gut hundert Meter messenden Schleusenkammer bereits abgepumpt wurde, was schlicht bedeutete, dass uns ein mit Luft gefüllter Raum erwartete, schwamm ich zur anderen Seite der Schleuse hinüber. Auch hier war das aus hochverdichtetem Material bestehende Schott durchsichtig.. Dennoch konnte ich nicht einmal die Ausdehnung des angrenzenden Raumes abschätzen, denn das Scheinwerferlicht wurde vielfach gebrochen und reflektiert. Der eine oder andere helle Schemen mochte auf Materialirritationen zurückzuführen sein. „Was erwartet uns?" Zephyda schloss zu mir auf. Das Wasser reichte ihr nur noch bis über die Knie.
    Ich zuckte die Achseln. „Stickstoff", stellte ich mit einem Blick auf die Anzeige meines Schutzanzugs fest. „Hier strömt reiner Stickstoff ein."
    „Und?"
    „Das ist ein chemisch nicht aggressives Gas", erläuterte ich. „Vorwiegende Nutzung für Konservierungszwecke. Ich denke, auch der Schutzherren-Porter war bis zur Öffnung des Hangars von Stickstoff umgeben."
    „Wir müssen Antigrav und Flugaggregate aktivieren", ließ sich Carya Andaxi wieder vernehmen. „Ich öffne jetzt das Innenschott."
    Auch hier erinnerte der Verschlussmechanismus an eine Irisblende. Während das Schott sich zurückzog, registrierte ich normalen Luftdruck, wie er auf der Oberfläche von Graugischt ebenfalls herrschte. Und immer noch reiner Stickstoff, ohne Beimengung anderer Gase.
    Vor uns gähnte eine schier bodenlose Tiefe. Die Lichtkegel der Scheinwerfer verloren sich im Nichts.
    Zephyda hatte etwas sagen wollen, doch brachte sie nur ein halb ersticktes

Weitere Kostenlose Bücher