Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2273 - Der gefallene Schutzherr

Titel: 2273 - Der gefallene Schutzherr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
anderes vorwerfen. Er glaubte immer noch an das Leben, vor allem aber an sein eigenes und an seinen persönlichen Ruhm, immer und immer wieder und nie mit dem Erfolg, den er sich eigentlich zum Ziel gesetzt hatte.
    Sein Herz schlug nicht mehr so heiß wie früher, der ihm entgegengebrachte Dank wurde immer formaler, kälter, unbedeutender. Schließlich nahm er die geheuchelten Dankesworte nur noch als das wahr, was sie schon immer gewesen waren: neidische, hasserfüllte Lügen.
    Er hätte es wissen müssen, als die Schildwachen ihn nur zögerlich akzeptiert hatten, als das Paragonkreuz ihn eine scheinbare Ewigkeit lang geprüft hatte, doch das alles war ihm erst klar geworden, als er erleben musste, wie freudig und schnell Andaxi aufgenommen worden war!
    Er hasste Andaxi, und sie misstraute ihm, viel mehr, als es die anderen taten. Er spürte es von Anfang an. Aber das Paragonkreuz hatte sie geweiht, was er zu akzeptieren hatte. Also zwang er sich, bei den Zusammenkünften ihre Gegenwart zu ertragen, auch wenn es ihm noch so schwer fiel.
    Ganze 38 Jahre lang ging das gut. Dann geschah das, was Kharzani befürchtet hatte.
    Es war nicht irgendein Schutzherr, der das Tabu brach und nach Arphonie kam. Die anderen missbilligten, aber respektierten seinen Wunsch nach Ferne und Abgeschiedenheit.
    Carya Andaxi nicht.
    Ausgerechnet sie, die von Anfang an misstrauische, moralverseuchte Integre, kam in „seinen" Sternhaufen. Und sie kam nicht etwa nur auf einen - wenn auch ungebetenen - Besuch.
    Nein, Carya Andaxi hatte einen Planeten ganz in seiner Nähe entdeckt, keine zehn Lichtjahre entfernt. Wahrscheinlich hatte sie lange gesucht, aber nun hatte sie in Graugischt ihr eigenes Refugium gefunden.
    Sie ließ sich dort nieder, in direkter Nachbarschaft, und er wusste genau, warum sie es tat.
    Warum sie sich mit ihrem massigen Körper ihm „gegenüber" ausbreitete.
    Sie war gekommen, um ihn zu überwachen. Er wusste nicht, ob der Orden sie geschickt hatte oder ob sie aus eigenem Antrieb gekommen war - wahrscheinlich aber Letzteres.
    Und er war davon überzeugt, dass sie ihm alles nehmen wollte, was ihm gehörte: das Schloss, die mittlerweile aufgestellte Zirkulare Kapelle, die Metropole bei Hof, das Stellare Spital, die Paläste, die Parks und die Teiche - einfach alles!
    Sie war hier, um ihm all den Glanz zu nehmen, den er sich selbst geschaffen hatte und den er im Orden nie bekommen hatte. Sie wollte ihn, den Anbetungswürdigen zurückstutzen zu einem gewöhnlichen Wesen!
    Nein!
    Zum ersten Mal in seinem langen Leben dachte er an Krieg.
     
    5.
     
    Gegenwart
     
    Dir ist danach, etwas zu zertrümmern, also tu es. Nimm eine der kostbaren Vasen, räume einen der Schränke aus, zerschlage dein edles Porzellan, wirf die Pokale und Edelsteingläser gegen die Wand, am besten in einen Spiegel.
    Bitte nicht!, wispert Enkrine.
    Du möchtest laut schreien, also tu es. Schrei die Wände an. Geh auf den nächsten Balkon und schrei in die Nacht. Worauf wartest du?
    Tu es nicht! Komm zur Besinnung!
    Du würdest am liebsten jemanden töten, mit deinen bloßen Händen, also tu es. Lass dich nicht abhalten, vergieß noch mehr Blut. Tu es.
    Nein! Nein! Nein! Komm zu dir!
    Aber es wird dir nicht helfen. Du wirst damit nicht sie töten, wie du es immer schon wolltest.
    Doch, du weißt es, nicht wahr? Tief im Innern hast du es immer gewollt. Und als sie sich dann direkt vor deine Nase setzte, hättest du fast schon deinen Flotten befohlen, aufzusteigen und sie zu vernichten. Ganz Graugischt zu zerstören, mit ihr.
    Vielleicht hättest du es tun sollen. Verdammt, ja, hättest du es nur getan! Es hätte dir so vieles erspart. Du würdest heute nicht auf die heiß ersehnte Nachricht warten.
    Die hoffentlich nie kommen wird!
    Aber du hast dich beherrscht. Du hast getobt, fast den Verstand verloren, hast sinnlos zerstört, was dir in die Finger kam. Du wärst fast gestorben vor Angst. Wärst...
    Aber du bist wieder zu dir gekommen. Du hast die unerhörte, dreiste Herausforderung angenommen und aufzurüsten begonnen. Deine Garden, die Kybb, die Titanen. Sie konnte in ihrem Nest hocken wie eine fette, widerliche Qualle, aber sie würde dir nichts anhaben können. Niemals. Eher würde der Weltraum brennen und ihr Demyrtle-System im Feuersturm deiner Flotten vergehen.
    Es war furchtbar! Aber was du jetzt tust, ist noch schlimmer! „Schweig, Enkrine!"
    Mörder! Du bist ein Mörder! „Halt endlich den Mund!"
    Du weißt, du hast es versucht. Es hat nicht

Weitere Kostenlose Bücher