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2274 - Motoklon Hundertneun

Titel: 2274 - Motoklon Hundertneun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sollte sie es verheimlichen? Dieser Kerl bestand aus Metall, Kunststoff und Positronik-Bestandteilen. Es gab kein Seelenleben, auf das sie Rücksicht nehmen musste ... „Ja, du hast Recht!", sagte sie. ^Eruptiv kamen die Worte. Sie waren voll Widerwillen. „Dein Anblick ekelt mich an!", rief sie. „Du und deinesgleichen - ihr habt Millionen von Wesen getötet, habt Planetenbevölkerungen ausgerottet! Überall, wo ihr hingeht, sind Zerstörung und Tod."
    Anklagend deutete sie mit einer Hand in seine Richtung. „Sag mir einen Grund, warum ich Sympathie für dich hegen soll! Warum ich dich und das, wofür du stehst, nicht fürchten soll!"
    Hundertneun schwieg, starrte sie bloß an.
    Lyressea drehte sich kopfschüttelnd beiseite und bemühte sich, ihre Emotionen wieder in den Griff zu bekommen.
    Durch ein Glasfenster, das sich über die Breite des kleinen, unbemannten Steuerungszentrums erstreckte, hatte sie einen ekelerregenden Ausblick auf eine riesige unterirdische Mülldeponie.
    Pausenlos strömten von der gegenüberliegenden Seite organische Abfälle nach, fielen schwer hinab in den blubbernden Sud. An dessen Oberfläche trieb ein Teppich bräunlicher Pilze. Lyressea konnte fast zusehen, wie sie wuchsen, sich mit dünnen Fäden an den Speiseresten festklammerten - und sie zersetzten.
    Sie sehen den stachelschuppigen Wulstlingen ähnlich, wie sie auf Tan-Jamondi gewachsen sind, dachte sie fröstelnd.
    Wie hatte Hundertneun erklärt? „Die Ödpilze beschleunigen den Zersetzungsvorgang jeglicher organischer Masse um das nahezu Tausendfache. Der explosive Gärprozess erzeugt ausreichend Energie, um das unterirdische Transportsystem in diesem Sektor zu stützen ..."
    Schaudernd wandte sie sich ab. Mehrere Kybb-Leichen wurden soeben hereingespült und von der wogenden Pilzmasse gierig in Empfang genommen.
    Der Motoklon hatte seinen linken Arm mittlerweile aus einer provisorischen Überbrückungsverbindung befreit. Er hatte einfach blanke, fingerdicke Kabel aus den Wänden gerissen und in eine bislang verborgen gebliebene Steckbuchse an seinem Unterarm gerammt. „Ich bin zu fünfundachtzig Prozent geladen", sagte Hundertneun. „Mein Augenlicht und der Gleichgewichtssinn sind wieder intakt. Wir können weiter." Seine Stimme klang frisch, das Stottern hatte er wohl durch Selbstregeneration beseitigt. „Willst du eigentlich gar nicht wissen, wo wir hinmüssen?", fragte Lyressea. „In den Palast", antwortete er mit monotoner Stimme. „Wir müssen Tagg Kharzani ausschalten."
    „Wie schön, dass sich auch ein Motoklon irren kann", meinte sie. „Nein, das wäre zu offensichtlich. Ich bin mir sicher, dass das Gelände rund um Schloss Kherzesch mittlerweile großräumig gesichert ist."
    Mit keinem Wort, mit keiner Geste ging er auf seine falsche Annahme ein. Da war keine Enttäuschung, kein Wundern. Stattdessen sagte er nüchtern: „Dann kann es nur ein Ziel geben."
    „Und das wäre?"
    „BLENDE-NULL."
     
    12.
     
    Nur noch wenige Figuren ... BLENDE-NULL. Selbstverständlich.
    Seine Kalkulatoren hatten das direkte Vordringen in den Palast des Einen stets als äußerst risikobehaftet eingestuft. Schließlich waren Dutzende seiner Art auf Kherzesch stationiert, um über das Wohl Tagg Kharzanis zu wachen und jeglichen Gedanken an Widerstand zu unterdrücken.
    Zephyra, Lyressea, Perry Rhodan und Atlan hatten ihn nicht in ihre Pläne eingeweiht. Die Beweggründe akzeptierte er. Schließlich hatte er noch vor wenigen Wochen auf der Seite des Feindes gestanden. Niemand, nicht einmal er selbst, konnte mit absoluter Sicherheit garantieren, dass der Prozess, mit dem er umgedreht worden war, hundertprozentigen Erfolg gezeitigt hatte. Ein Restrisiko und, damit verbunden, ein Hauch von Misstrauen waren ihm gegenüber geblieben.
    Nicht zu Unrecht.
    Denn das Signal, mit dem Hundertneun vor kurzer Zeit zur Sammlung gerufen worden war, klang heftig in ihm nach, erzeugte eine Art ... Sehnsucht, sich den Forderungen der Dunklen Polizisten zu beugen.
    Er hatte sich nur aus einem einzigen Grund weigern können: Dass drei Gehirnteile außer Funktion gesetzt waren, jeweils über verschiedene Körperregionen verteilt, hatte ihm interessanterweise mehr Freiheit, mehr Interpretationsspielraum gelassen. Das, was er bislang als schön, weil streng logisch empfunden hatte, war nunmehr teilweise schwer begreiflich.
    Der „Horizont" seiner restlichen fünf Gehirnspeicher war kleiner geworden. Er empfand Verwirrung und hatte Probleme, einzelne

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