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2279 - Zeit der Schatten

Titel: 2279 - Zeit der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Zeit."
    Drüben hakte nach, weil er eine Schwachstelle erkannt zu haben glaubte. „Aber wie sollen sie ihre Geschichte erzählen? Wenn sie versteinert sind, haben sie keine Stimme."
    „Die brauchen sie auch nicht. Sieh doch - dort."
    Sie zeigte auf einen Schohaaken, der gerade die Hand ausstreckte und eine der Statuen - ebenfalls ein Schohaake - berührte. Wenige Augenblicke später schien er zu erstarren. Seine Augen schlössen sich.
    Er bewegte sich nicht mehr. „Du musst sie nur anfassen, Drüben, und du versinkst in ihrem Geist. Du wirst der oder die, vor denen du stehst. Du erlebst ihr Leben. Kannst du dir das vorstellen?"
    „Es fällt schwer", gab er zu. „Aber wenn es so ist, ist das ein so großer Schatz, dass ..." Er schüttelte den Kopf, suchte nach Worten. „Du musst entschuldigen, aber für einen Chronisten wie mich ist das alles unfassbar. Welche Quellen täten sich da auf! Vielleicht die Geschichte unseres ganzen Volkes!
    Oder auch die anderer Kulturen!"
    „Du kannst immer nur die Geschichte deiner Art abrufen", sagte sie. „Wenn du die Statue eines anderen Wesens berührst, geschieht gar nichts.„Wieder zeigte sie auf einen Schohaaken, der die Hand nach einer Statue ausgestreckt hatte, die eine echsenartige Kreatur zeigte, und kopfschüttelnd davonging. „So funktioniert es nicht", sagte sie. „Nur bei deinesgleichen."
    „Selbst das ist unvorstellbar! Ein solcher Schatz... müsste für die Ewigkeit gemacht sein."
    „Du meinst geschützt", korrigierte sie ihn. „Das ist er, Drüben. Das Clateaux der Zeiten ist unzerstörbar, heißt es. Es wird die Ewigkeiten überdauern. Selbst wenn Oaghonyr eines Tages in seine Sonne stürzen würde, würde das Clateaux immer noch bestehen."
    „Das glaubst du?"
    Sie nickte. „Ja. Ganz fest."
    Sie gingen weiter. Manche Statuen waren von Besuchern umlagert, andere waren wohl gerade „aktiv", denn vor ihnen stand ein artgleiches Wesen mit geschlossenen Augen, wieder andere standen allein und verlassen wirkend da.
    Die Versuchung war groß. Drüben spürte das Prickeln wieder. Wenn er jetzt allein gewesen wäre ...
    Eidoa führte ihn vier Stunden lang durch das Clateaux. Danach besuchten sie eines der Speisehäuser und aßen. Als sie schließlich zum Schweber zurückkehrten, war Drubens Entschluss bereits gefasst.
    Er würde so bald wie möglich hierher zurückkommen, und zwar allein.
    Sie hatten Na-Da im Schweber gelassen, auf Eidoas Anraten hin. Im Clateaux hatte manchmal ein ziemliches Gedränge geherrscht. Außerdem befürchtete sie, dass man ein „Tier" an dieser fast heiligen Stätte nicht gerade gern sehen würde, falls überhaupt. Drüben hatte das eingesehen. Er wollte dem Togg weitere Demütigungen ersparen.
    Dennoch wirkte Na-Da nun wieder verschlossener. Er spielte nur halbherzig mit seinem Herrn und Freund, gab maulige Antworten und verweigerte immer wieder das Fressen. Einmal, als Drüben sich unerwartet zu ihm umdrehte, sah er auch wieder diesen Blick und erschrak heftig. Es war der Blick einer Kreatur, die sich bereitmachte zu sterben, und nun wurde Drüben klar, dass Na-Da keineswegs „geheilt" war. Er sah etwas. Er sah es noch immer und hatte sich die ganze Zeit nur verstellt, um seinen Herrn nicht noch mehr zu beunruhigen.
    Irgendetwas stand bevor. Drüben war sicher. Nur was? Was konnte so schlimm sein, dass Na-Da schon wieder seit Tagen nichts fraß?
    Es war verrückt. Er war verrückt, an so etwas zu denken. Dennoch beschäftigte es ihn auch während der Arbeit. Er war nur mit halber Konzentration bei der Sache. Fast jeden Abend traf er sich mit Eidoa, und sie sprachen darüber. Sie konnte ihm keine Hilfe sein, denn sie wusste nichts über Togg und ihren besonderen Spürsinn für Kommendes. Sie versuchte dennoch, Drüben zu trösten, und es tat ihm gut.
    Er freute sich immer, wenn sie sich neu verabredeten - auch wenn er sich auch jetzt nicht eingestehen wollte, was offensichtlich war. Er mochte sie, ja. Er mochte sie auf eine andere Weise, als er Na-Da gern hatte. Aber das war auch alles. Da spielte es auch keine Rolle, dass er Na-Da immer häufiger im Appartement ließ, wenn er mit ihr ausging. Er hatte es ihm erklärt. Sein bester Freund hatte ohnehin keine Lust, sich aus seiner Ecke zu bewegen.
    Er ließ ihn auch in der Wohnung zurück, als er seine Absicht wahr machte und eines Abends endlich das Clateaux der Zeiten aufsuchte - und zwar allein.
    Hell erleuchtet, in goldenem Licht, wirkte der Komplex noch fantastischer. Es

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