2279 - Zeit der Schatten
verzweifelt und sinnlos. Er sah es doch. Von den hundert Schiffen seines Verbands existierten vielleicht noch dreißig. Nicht einmal das konnte er genau sagen, und eine Explosion folgte auf die andere. „Der Durchhaltebefehl ist sinnlos geworden, General! Er war es von Anfang an! Wir müssen die Leben retten, die noch zu retten sind!"
„Verdammt!", brüllte Assnarid zornig. „Das weiß ich doch selbst!"
„Warum sind wir dann noch hier?"
Er wusste es nicht. Es war so unglaublich sinnlos. Sie konnten nicht gewinnen. Nicht mit diesen Schiffen, die nie für den Kampf gebaut worden waren, und nicht mit einer noch so großen Flotte, die ebenfalls aus in kürzester Zeit umgerüsteten Frachtern und Passagierschiffen bestand.
Aber wenn sie jetzt flohen, würden auf Cassim II Tausende von Männern und Frauen sterben - Millionen! Viele davon waren die Brüder und Schwestern seiner Leute, die in den Krieg gerissen worden waren wie er selbst. Ihre Gefährtinnen und Gefährten. Ihre Kinder, ihre Eltern... Wenn sie sich nicht schützend vor sie stellten - wer dann? „Admiral!", hörte er, den Rest verstand er nicht mehr.
Es war, als habe die Faust eines Weltraumtitanen die DRUGIS getroffen. Die Welt um Assnarid herum explodierte in einem Inferno aus Blitzen, Schlägen und freigesetzten Energien, die die Zentrale zu zerreißen drohten.
Die Raumfahrer schrien. Assnarid streckte die Arme aus, um sich festzuhalten, aber er erreichte das Pult nicht mehr. Der Boden schien sich unter seinen Füßen aufzuwölben. Er wurde in die Höhe geschleudert und zur Seite geworfen. Eine Flammenlohe schoss ihm aus einer explodierenden Verkleidung entgegen. Metall barst und wurde zerfetzt. Die Leuchtanzeigen, die Schirme, das Licht - alles erlosch. Assnarids Körper war ein einziger Schmerz. Er fühlte sich herumgewirbelt, prallte wuchtig gegen einen harten Gegenstand und sackte zu Boden. „Wir haben einen Volltreffer erhalten!", dröhnte es in seinen Ohren. Eine weibliche Stimme, aber er konnte nicht sagen, zu wem sie gehörte. Sein Schädel dröhnte, drohte zu zerplatzen. Der Schmerz stach in sein Gehirn wie eine glühende Lanze. Er fühlte sich wie in einer Zentrifuge. Die künstliche Schwerkraft setzte aus - dann wieder ein. Die Notbeleuchtung aktivierte sich und flackerte.
Troggen Assnarid lag am Boden. Unter Qualen drehte er sich auf die Seite und versuchte, sich aufzurichten. Jemand kam und half ihm, stützte ihn, bis er einen noch in der Halterung befindlichen Sessel fand und sich halb fallen ließ, halb hineingestoßen wurde. „Es hat keinen Sinn mehr!", schrie die weibliche Stimme in sein Ohr. „Wir werden explodieren!"
„Unsere... Brüder und... Schwestern... auf dem Planeten", presste Assnarid hervor. „Wir können nichts mehr für sie tun! Wir...!"
Die Stimme erstarb mit einem Schrei. Assnarid drehte unter Schmerzen den Kopf und sah seine Vierte als brennende Fackel. Ein zweiter Blitz zuckte aus dem Pult vor ihm, dessen Verkleidung zerrissen war, und schoss um Zentimeter an seinem Schädel vorbei.
Es war aus!
Sein Körper schien zerplatzen zu wollen, als er sich unter mörderischen Qualen vorbeugte und den Hyperfunk aktivierte. Die Bildschirme blieben dunkel. Überall zwischen ihnen züngelten kleine Flammen von den Pulten. Er konnte nichts sehen. Er wusste nicht, ob es überhaupt noch schohaakische Schiffe im Cassim-System gab - und falls ja, ob er sie erreichte. Es war gegen jede Wahrscheinlichkeit. Trotzdem krächzte er mit teilweise versagender Stimme: „Admiral Assnarid an ... alle Einheiten!" Admiral! Welch Irrsinn allein dieser Titel war! „Assnarid an alle, die ... mich hören können!" Natürlich konnte das keiner. „Jeder handelt auf ... eigene Faust! Wer sich retten kann, der ..."
Ein neuer Stoß erschütterte die DRUGIS und schleuderte ihn aus dem Sessel. Das Licht erlosch endgültig. Nur noch die Flammen tauchten die Zentrale in ihr gespenstisches, hektisches, gefräßiges Licht. Noch einmal wich der Schleier vor seinen Augen, und Troggen Assnarid sah seine Leute am Boden liegen. Einige bewegten sich noch. Die meisten ... taten es nicht. Eine Frau starrte ihn aus weit aufgerissenen, toten Augen an.
Als die Dunkelheit sich auf ihn herabsenkte, als die Schmerzen einer unglaublichen Leichtigkeit zu weichen begannen, dachte er bitter, dass alles umsonst gewesen war. Die vielen tausend Opfer, die Millionen, die in diesem Krieg schon ihr Leben gelassen hatten ...
Er wartete auf den Tod. Doch dann spürte
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