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2279 - Zeit der Schatten

Titel: 2279 - Zeit der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Vakuum, das sich mit zigfacher Überlichtgeschwindigkeit über Raum und Zeit ausbreitete - nur erfüllt von einem einzigen, langen, markerschütternden psionischen Schrei: AR-CHETIM IST NICHT MEHR!
    Zuvor hatte ARCHETIM in einem letzten Aufflackern seines Lichtes versucht, seinen Schutzbefohlenen in der ganzen Galaxis einen Impuls von Lebensfreude und Hoffnung zu vermitteln.
    Einen allerletzten Appell, den Frieden zu bewahren, den er ihnen geschenkt hatte, eine letzte, schon im Vakuum halb versickernde Mahnung und Warnung, nicht wieder in Barbarei zurückzufallen.
    Die Schohaaken waren gelähmt. Sie alle spürten, dass dieser Tod widernatürlich war, eine Tragödie, die ganz Phariske-Erigon vielleicht auf Ewigkeiten hinaus ins Chaos stürzen konnte, trotz aller vorsorglich vorbereiteten Appelle der Verantwortlichen und bis zuletzt Besonnenen.
    Sie verhallten ungehört. Jeder, der noch denken konnte, wusste, dass mit ARCHETIMS Tod die alte Ordnung früher oder später zusammenbrechen würde. Nicht nur, weil die Macht der Schohaaken als sein ausgewähltes Volk von heute auf morgen verlöschen würde, sondern weil mit ARCHETIM auch seine Mächtigkeitsballung aufhören würde zu existieren, eine ordnende Struktur in einem umkämpften Universum.
    Viele Schohaaken verkrafteten es nicht. Als ARCHETIM erlosch, starben auf Oaghonyr im gleichen Moment Millionen Schohaaken.
    Und nicht nur sie ...
    Drüben Eskuri und Eidoa Bassnoir lagen eng umschlungen bei Na-Da. Eine Hand Drubens ruhte auf dem Rücken des Tieres, um sein warmes Fell zu fühlen, den schwachen Pulsschlag des Tieres, des Freundes, des einzigen Gefährten, bevor er Eidoa gefunden hatte.
    Sie fühlten den psionischen Stoß und die Leere, die darauf folgte. Da war nichts mehr, an das sie sich klammern konnten, außer sie selbst. Sie bäumten sich gegen das auf, von dem sie gewusst hatten, dass es kommen würde. Doch als es dann geschah, traf es sie hundertmal härter als erwartet. Sie rangen mit Sich, mit dem Universum, mit ihrem Schmerz und dem Wunsch, ihm ein Ende zu setzen, die Leere nicht mehr ertragen zu müssen.
    Stille, nur noch Stille ...
    Und irgendwann lagen sie ruhig nebeneinander, ausgezehrt, kraftlos, und als Drubens Hand mit gespreizten Fingern über Na-Das abgemagerten Körper glitt, fühlte er kein Leben mehr.
    Einige Tage später...
    Der Großteil der Schohaaken und anderen Wesen auf Oaghonyr stand noch unter dem Schock des Todes. Sie verließen ihr Zuhause nicht, waren apathisch, verfolgten nicht einmal mehr die Nachrichten: Diejenigen, die sich als Erste von dem furchtbaren Schlag erholten, sammelten sich allmählich und halfen, wo Hilfe am nötigsten gebraucht wurde. Die Regierung stellte, neben den regulären Ordnungskräften, zusätzliche Trupps aus Freiwilligen zusammen, um die Toten aus ihren Wohnungen zu holen und würdig zu bestatten oder zu desintegrieren.
    Lange Prozessionen formierten sich. Tausende Schohaaken pilgerten zum Gebirge der Zeiten und zum HORT, um ARCHETIM zu betrauern. Natürlich durften sie den Schutzwall weder betreten noch überqueren. Aber ihre Zahl wuchs, und bald beteten Millionen für die unsterbliche Seele ARCHETIMS, der ihnen selbst ihre Seele geschenkt hatte. ARCHETIM war tot, aber dass es wirklich sein Ende war, daran konnten und wollten die Pilger nicht glauben. Prediger beschworen den „unsterblichen Geist" der Superintelligenz und hielten teilweise obskure Messen ab, sprachen von der „schwersten Prüfung unseres Glaubens".
    Die Regierung ließ sie gewähren. Sie waren ungefährlich. Der Zustrom an „Gläubigen" würde bald versiegen, und die Schohaaken würden an ihre Arbeit zurückgehen. Die Gouverneure hatten jetzt Wichtigeres zu tun.
    Drüben Eskuri und Eidoa Bassnoir wurden zu Orgid Sasstre bestellt. Sie hatten die Vorbereitungen für den Aufbruch der Kette in den Nachrichten verfolgt. Sechzigtausend neue Lichter funkelten des Nachts am Himmel, geordnet zu einer langen Schlange, hineinreichend scheinbar bis in die Ewigkeit.
    Sie hatten Na-Das Leichnam desintegrieren lassen und sich mittlerweile so weit gefasst, dass sie den Regierungspalast aufrechten Hauptes betreten konnten. Ihr Blick war wieder nach vorne gerichtet. Die Prozession, die Kette - was hatten sie damit zu tun? Was hatte Orgid Sasstre für sie vorgesehen?
    Er empfing sie in dem großen Büro, das Drüben bereits kannte. Diesmal wirkte es wärmer auf ihn, wie eine Insel in der Kälte überall draußen, wo die Welt nicht mehr von ARCHETIMS

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