2279 - Zeit der Schatten
kamen Dunkelheit und Kälte - Kälte des Herzens, Kälte der Seele.
Oaghonyr schwieg. Langsam, aber sicher hatte sich die schwarze Decke des Todes über den Planeten gesenkt. Alle dort lebenden Intelligenzen litten, doch die Schohaaken weit schlimmer als ihre Brüder und Schwestern. Sie ahnten, dass es mit ihrer eigenen Herrlichkeit vorbei sein würde, wenn ARCHETIM nicht mehr war.
Drüben Eskuri und Eidoa Bassnoir verließen Drubens Appartement nun kaum noch. Eidba hatte alles aus ihrer eigenen Wohnung geholt, was sie brauchte.
Sie wollten nicht mehr allein sein. Sie wollten zusammen warten und für Na-Da tun, was sie nur konnten.
Der Togg wurde weiterhin künstlich ernährt. Sein Atem ging flach, sein Herz schlug kaum noch, die vier Augen blieben geschlossen.
Drüben redete noch oft mit ihm. Er erzählte ihm seine Sorgen, seine Ängste und Nöte und hoffte, dass sein Freund ihn verstand. Er konnte nicht alles auf Eidoa abwälzen. Sie war stark, aber auch das hatte Grenzen. Das Wichtigste, was sie in diesen schlimmen Tagen besaßen, waren sie selbst. Zusammen konnten sie hoffen, das vor ihnen Liegende durchzustehen. Ihre Liebe gab ihnen Kraft, die sie allein nie besessen hätten.
Natürlich hielt Drüben den Kontakt zu seinem Vater aufrecht - falls Orgid Sasstre einmal abkömmlich war. Der Gouverneur arbeitete rund um die Uhr. In diesen Tagen leistete er Übermenschliches.
Er organisierte die Kette von Oaghonyr. Er sorgte dafür, dass alles bei der Zusammenstellung der gewaltigsten Perlenschnur aus Raumschiffen, die die Galaxis je gesehen hatte, so reibungslos wie möglich verlief. Alle Pannen und Reibereien ließen sich nicht vermeiden, aber wenn der Augenblick kam, würde die Prozession bereit sein.
Und das war in erster Linie sein Verdienst.
Drüben Eskuri war, bei allem Kummer, stolz auf seinen Vater. Wenn es sich nur irgendwie einrichten ließ, besuchte er ihn mit Eidoa. Und wenn sie Glück hatten, erfuhren die beiden Liebenden ein kleines bisschen mehr über die Pläne des Gouverneurs.
Konkret wurde er nie, aber er wiederholte seine Andeutungen, dass er für Drüben etwas Besonderes vorgesehen hatte. Etwas Großes. Etwas, auf das er selbst stolz sein konnte, aber auch alle Schohaaken.
Drüben stand etwas bevor. Er sollte sich bereithalten.
Er war sich dessen bewusst, dass es eine Auszeichnung sein würde, die ihm vielleicht auch nur deshalb zuteil werden würde, weil er einen mächtigen Vater hatte - im Nachhinein also doch noch ein Protektor.
Aber wenn er irgendwohin ging, dann sollte Eidoa mitgehen. Sie bestanden beide darauf, und Sasstre versprach zu tun, was er konnte.
Weiter war von ihm nichts zu erfahren - noch nicht. Aber Drubens Neugier war geweckt. Sie war der Funke, der ihn in seiner Trübsal und der wachsenden Verzweiflung aufrechterhielt, während um ihn herum die Welt in Schweigen versank.
Nicht die ganze Welt...
Drüben machte von seinen Möglichkeiten der Recherche Gebrauch und erfuhr so, dass an einem geheimen Ort einige Schohaaken auf eine spezielle Aufgabe vorbereitet wurden. Um genauer zu sein: einige Tausende, vielleicht sogar Zehntausende.
Weiter konnte Drüben nichts in Erfahrung bringen. Aber er war sicher, dass es mit der Kette zusammenhing, der Todesprozession für ARCHETIM. Und mit ihm und mit Eidoa.
Abschied Als der Tag kam, glaubten sie, darauf vorbereitet zu sein. Drüben und Eidoa hatten versucht, sich vorzustellen, wie es ohne ARCHETIM sein würde; dann, wenn sein Licht endgültig erlosch - die Seele und die Hoffnung und das Glück.
Doch es war nicht so. Sie hatten es sich nicht vorstellen können. Niemand hatte genug Phantasie besessen.
ARCHETIMS Flamme, am Ende nur noch zuckend, verlosch endgültig in seinem HORT. Es war der Augenblick, auf den alle gewartet hatten. Der Moment der völligen Stille. Kein Schohaake, kein anderes Wesen sprach nur ein Wort. Es gab keine Worte mehr... ... um die Leere zu beschreiben, die sich in den Gehirnen ausbreitete; den Schmerz, der Körper und Geist zu verbrennen schien; die Qualen und das entsetzliche Gefühl, plötzlich allein zu sein.
Niemand der heute Lebenden hatte es jemals gekannt. Die ganze Welt war gelähmt; Oaghonyr, die Galaxis Phariske-Erigon, vielleicht sogar die benachbarten Sterneninseln.
Der psionische Stoß war bis in jede Faser, in jede Zelle zu spüren gewesen. Schohaaken, Tausende anderer Wesen, die Tiere, die Pflanzen, die Erde selbst -alle hatten ihn gespürt und in seinem Sog das allgegenwärtige
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