2279 - Zeit der Schatten
Schiff geschickt, aber das beste und prächtigste, das er aufzubieten hatte. Die sechzigtausend Raumer aus allen Teilen der Galaxis stellten das Nonplusultra ganz Phariske-Erigons dar.
Die Prozession war ein ungeheuer erhebender Anblick. Eine gigantische Lichterkette zog sich durch das Sternenmeer des Spiralnebels, ein funkelnder Heerwurm, ein würdiges und erhabenes letztes Geleit für eine Superintelligenz.
ARCHETIMS Leichnam wurde von den Spezialschiff en vor der Kette beigetragen". Energiefelder hielten den psimateriellen Leichnam umschlossen, der nicht zu sehen und nur mit besonderen Geräten zu orten war.
ARCHETIMS Leben war erloschen, sein mächtiger Geist, seine überall spürbare Seele - aber nicht sein psimaterieller Leib. Es fiel Drüben schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen. Von AR-CHETIM war noch etwas vorhanden, doch das hieß nicht, dass er noch lebte, auf welche Weise auch immer. ARCHETIM würde nie durch ein Wunder auferstehen und zu ihnen zurückkehren. Sein Erlöschen war endgültig. Was von ihm geblieben war, war - auch wenn es sich grausam anhörte - Schlacke!
Es war die erste Reise, die Drüben ohne Na-Da unternahm. Dass Eidoa bei ihm war, tröstete ihn.
Trotzdem war er oft mit seinen Gedanken bei dem toten Freund. Und natürlich bei dem, was ihm bevorstand.
Er fragte den Kommandanten der LISAM-GO danach. Deixta Sorgid wich ihm aus, bis sie den Zielstern, das Ende der Kette, fast erreicht hatten.
Dann machte er ihm die Eröffnung, der er entgegengefiebert hatte. Die Antwort auf die Frage, die in ihm gebrannt und ihn aufrecht gehalten hatte, wenn die Verzweiflung wieder nach ihm griff. „Du, Drüben Eskuri", sagte er, „und deine Gefährtin Eidoa Bassnoir seid von dem mächtigen Orgid Sasstre persönlich ausgewählt worden, um als Inkarnationen künftigen Generationen Zeugnis abzulegen vom Leben und Sterben der Superintelligenz ARCHETIM, des Großen Beschützers und Friedensbringers. Ihr werdet die LISAM-GO verlassen und mit den anderen gehen, die ebenfalls für diese Aufgabe erwählt wurden."
Drüben und Eidoa sahen sich überrascht an, gleichzeitig bestürzt. Es fiel ihm schwer zu begreifen, was er gerade gehört hatte. Er hatte mit vielem gerechnet, aber das ... „Als Inkarnationen?", fragte er, als er seine Sprache wiederfand und ihm die ganze Konsequenz bewusst wurde. „Das heißt... tot und doch lebendig, so wie all die Tausende Inkarnationen im Clateaux der Zeiten?"
„Genauso ist es", bestätigte der Kommandant. „Alles ist vorbereitet."
„Aber ...wir nicht!", sagte Drüben heftig. „Diese vielen anderen, sie wurden lange ausgebildet! Wir dagegen ..."
„Orgid Sasstre hat es so angeordnet", unterbrach Sorgid ihn mit einem Lächeln. „Und ihr solltet ihm vertrauen. Das Wissen, das eure Begleiter sich aneignen mussten, tragt ihr in euch. Ich kann euch versichern, dass viele Milliarden Schohaaken euch um diese Ehre beneiden. Ich wünschte, ich könnte selbst mit euch gehen. Ihr werdet ARCHETIMS Erbe für die Ewigkeit bewahren. Noch in Jahrmillionen werdet ihr Zeugnis ablegen können, was er für diese Galaxis bedeutet hat. Dann, wenn es vielleicht längst keine Schohaaken mehr gibt."
„Das ist ein Widerspruch", machte Eidoa ihn aufmerksam, die sich offenbar schneller mit dem ihr zugedachten Schicksal abgefunden hatte als ihr Gefährte. „Wenn es keine Schohaaken mehr gibt, kann auch unser Wissen nicht abgerufen werden. Nur ein Schohaake kann eine schohaakische Inkarnation befragen."
„Fragt nicht weiter", erwiderte Orgid. „Ich kann mir kein Urteil erlauben. Weise Männer haben diesen Plan entwickelt. Und wenn ihr mich fragt, auf ARCHETIMS Geheiß. ARCHETIM kennt ... kannte die Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Wollt ihr an seiner Weisheit zweifeln?"
Nein, natürlich wollten sie das nicht.
Drüben und Eidoa kehrten in ihre gemeinsame Kabine zurück und schwiegen eine Weile. Beide mussten erst einmal verarbeiten, was sie gehört hatten. „Wir sollen also mit ARCHETIM gehen, mit seinem Leichnam", sagte Eidoa schließlich. „Das heißt in diese Sonne, die er sich ausgesucht hat. Wie soll das möglich sein, ohne dass wir in ihren Gluten verbrennen?"
„Er wird sich auch darüber Gedanken gemacht haben", gab Drüben sich zuversichtlich, obwohl auch ihn tausend Fragen quälten. „Orgid Sasstre und die anderen Eingeweihten haben alle nötigen Vorkehrungen getroffen, du hast es ja selber gehört."
„Und wir werden ... sterben, nicht wahr? Um zu Inkarnationen
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