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2280 - Exil der Orakel

Titel: 2280 - Exil der Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Staubkörnchen blieb in einem Umfeld von mehr als zehn Lichtstunden übrig.
    Sechs Kybb-Titanen, die sich jenseits der fünften Planetenbahn innerhalb eines gemeinsam aktivierten Schutzschildes zusammengefunden hatten, explodierten ebenfalls. Eine glückliche Fügung für die Rebellen des Sternenozeans - die aber die vielen Toten auf Baikhal Cain keinesfalls ausgleichen konnte. >Zehntausend oder mehr Motana, die auf dem Planeten verblieben waren, starben.
    Ebenso wurde mit den Vay Shessod, die hauptsächlich im Land Keyzing gesiedelt hatten, die ursprüngliche Bevölkerung Baikhal Cains ausgerottet. Wir befragen nun Privatdozentin Rachel Tamon nach den denkbaren psychologischen Effekten auf...
     
    6.
     
    Ios V
     
    Das Erwachen war schrecklich.
    Borts Sinne spielten verrückt. Ihm war, als würde er ertrinken und gleichzeitig am Sauerstoff ersticken. Ein widerlich kreischender Ton hallte in ihm nach. Sein Atem roch nach verwesendem Suppenaal. Die weiche Bauchhaut juckte. Und dann diese bohrenden Kopfschmerzen, wie von einer Entmaterialisation, die über Jahre hinweg angehalten hatte ...
    Mühsam öffnete er die Augen, stöhnte unter den flach einfallenden Sonnenstrahlen, die von müden Wellen und der nassen Haut bewusstlos dahintreibender Schota-Magathe myriadenfach reflektiert wurden.
    Reflexartig tastete er nach Wiini, die nach wie vor an seinen Körper geschmiegt war.
    Sie war bewusstlos - doch ihr Herz schlug, Carya sei Dank!
    Irgendwo inmitten dieses riesigen Leibermeers befand sich Kentiloy mitsamt den anderen Kindern. Er musste sie finden, so rasch wie möglich ... „Was ... ist passiert?", fragte ein Patriarch, der sich ruckelnd und mit unkoordiriierten Bewegungen zu ihm drehte. „Kannst du es dir nicht vorstellen?" Bort ignorierte ihn kurzerhand und schwänzelte weiter.
    Das Wasser wurde unruhig. Nach und nach erwachten die Schota-Magathe. Ein Schreckensschrei erklang irgendwo in der Menge, kurz darauf gefolgt von einem weiteren. Entsetzen breitete sich aus, immer lauter wurde es. „Mein Baby!", schrie eine verzweifelte Mutter. „Vater!", brüllte ein Halbwüchsiger und stupste verzweifelt den mächtigen Körper eines Patriarchen vor sich her. „Wo sind meine Eltern?", quäkte ein Brütling weinerlich.
    Riesige Blutlachen breiteten sich aus und verdunkelten das Wasser. Erst jetzt, während sich Bort ohne viel Rücksicht zwischen den Leibern hindurchzwängte, konnte er das wahre Ausmaß der Katastrophe erkennen. Überall trieben Tote.
    Solche, die teilentstofflicht waren. Solche, deren Leiber geplatzt waren. Solche, deren Innerstes nach außen gekehrt schien. „Kentiloy!", brüllte er los. Seine Schwanzflosse flatterte zitternd und unkoordiniert.
    Panik packte ihn, genauso wie all die anderen Überlebenden. Sie schrien und tobten und wühlten sich durch das Wasser, sodass das Meer bis zum Horizont wie eine einzige Blasen schlagende Masse wirkte.
    Die ungewohnt grelle Sonne tauchte ins Meer, und fast schlagartig wurde es dunkel. Die zweite Nacht auf Ios V war gekommen. „Kentiloy!", rief Bort erneut, während er weiterschwänzelte. Fünfzigmal, hundertmal oder noch öfter brüllte er nach seiner Gehegin - und endlich, als ihn vom vielen Drängeln und Streiten um einen schmalen Schwimmkorridor bereits heftige Krämpfe quälten, fand er seine Frau.
    Sie wirkte ruhig, fast paralysiert. Nur die schwachen, stabilisierenden Handbewegungen bewiesen, dass sie bei Bewusstsein war. Borts Erleichterung kannte keine Grenzen. Glücklich rieb er sich an ihr. Stupste, liebkoste, streichelte sie. Die Balglinge waren ebenfalls hier, schwammen um oder unter dem Leib der Mutter. „Ist das der Weltuntergang gewesen?", flüsterte Kentiloy, während er sich behutsam an ihren Leib schmiegte und sie Wiini spüren ließ. „Ja", antwortete er schlicht. Es gab keine Worte, um die Leere zu füllen, die seit seinem Erwachen in ihm existierte. Cain-Orakelstadt war nicht mehr. Baikhal Cain war nicht mehr. Sie alle konnten es spüren.
    In diesem Moment beneidete er die Toten.
    Zwei Tage später: „Die Verstorbenen sind betrauert", sagte Bort mit krächzender Stimme. „Der Weg zurück ist uns für immer versperrt. Wir müssen nach vorne blicken und ..."
    Er verzichtete, darauf hinzuweisen, dass schlussendlich er die richtige Entscheidung getroffen und somit das Volk der Schota-Magathe vor dem Erlöschen bewahrt hatte.
    Es war nicht notwendig. Jedermann wusste Bescheid. Seine Position im Rat der Patriarchen war vorerst

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