2292 - Dreimal ewiges Leben
beispielsweise nahe, dass er die Terraner in einem solchen Fall als kommendes Wächtervolk unterwerfen müsste.
Wenn ARCHETIM, die abgestorbene Superintelligenz, sich nicht aus der Sonne löste.
Duarto dachte nicht gern an diese Möglichkeit. Es hoffte inständig, dass die Dinge reibungslos abliefen. Der gescheiterte Sturm auf Graugischt war ihm noch zu frisch in Erinnerung, um an ein neuerliches Versagen auch nur denken zu wollen.
Beim letzten Mal hatte Kharzani die Verantwortung übernehmen müssen, diesmal würde vielleicht er als neuer Befehlshaber der Titanen zur Rechenschaft gezogen werden.
Er wandte sich von der Panoramagalerie ab. „Wie ist der Stand der Synchronizität?", erkundigte er sich bei Lokan Goraf, dem leitenden Funker.
Der Kybb-Giraxx reckte den krummen Buckel und blickte in seine Richtung, aber Duarto wusste, dass er ihn im Schutz der holografischen Direktoren-Maske lediglich als eine Art .Schatten wahrnahm. „Die Bestrahlung durch die Titanen ist homogen und konstant."
„Ablösungsniveau?", fragte Duarto mit einer klirrenden, kalten Stimme. „Ebenfalls konstant. Alles läuft nach Plan."
Duarto rieb sich zufrieden die Unterarme mit den feinen Stacheln, die der Overall frei ließ, aber das würde niemand genau sehen können. Niemand hätte beurteilen können, ob der wabernde Schatten vor dem Panoramaschirm überhaupt lebte. Die Giraxx in der Zentrale wussten nicht, dass sich dahinter ein Kybb-Rodish verbarg. Es hätte ebenso gut ein Roboter oder ein höher dimensionales Wesen sein können.
Duarto konnte das nur recht sein. Er argwöhnte oft, dass diese Maske ihm als Flucht vor sich selbst diente, vor den Gegebenheiten und seiner Verantwortung. Sicher, er nahm seine Berufung zum Befehlshaber über alle Kybb-Titanen ernst, aber die Größenordnung, in der sich seine Entscheidungen neuerdings bewegten, bereitete ihm Unbehagen.
Manchmal fürchtete er den Augenblick, an dem seine technischen Spielereien entdeckt werden könnten, denn im Grunde fühlte er sich als Nichts. Ein körperliches Wrack mit brüchigen Knochen und versagenden Muskeln, das sich den Anschein von Unangreifbarkeit gab. „Eine Nachricht für dich", sagte Lokan Goraf.
Duarto wurde aus seinen Gedanken gerissen, als das Emblem Gon-Orbhons auf dem Panoramaschirm aufflammte. Ihm stockte der Atem. „Läuft in der Sonnenatmosphäre alles nach Plan?", erklang eine dröhnende Stimme.
Wie froh er jetzt war, dass er sich im Schutz der Maske befand. Er atmete tief durch und wünschte sich das aggressive Selbstbewusstsein eines Traken. Doch das besaß er nicht, hatte es nie besessen. „Es könnte nicht besser laufen, Erhabener", antwortete der Prim-Direktor. „Die Werte sind konstant, der Zeitplan wird eingehalten."
„Gut", dröhnte die Stimme, während das Emblem des aufrecht stehenden Schwertes im See unverändert blieb. „Dann hast du jetzt eine neue Aufgabe."
Duarto wurde angst und bange. Es war kein Zufall, dass auch dieser Befehl wieder von Gon-Orbhon direkt kam. Er bildete sich nicht ein, ein besonderer Günstling seines Gottes zu sein.
Weit eher gab es wohl mit Kharzani immer noch Probleme, sodass Gon-Orbhan es wieder für angebracht hielt, diese wichtige Stufe der Hierarchie zu überspringen.
Er beschloss, kein Wort darüber zu verlieren. „Womit kann ich dir dienen?"
„Du weißt", wandte sich die Stimme an ihn, „dass wir die Menschheit und das Solsystem fest in unserer Gewalt haben. Zentralen Stellenwert nimmt dabei Terra ein. Hier hast du dankenswerterweise Tagg Kharzani in einem Beiboot abgesetzt. Ich will nun, dass du deinen alten Kommandostand verlässt und dich der Besatzung der TITAN-09 widmest." Als hätte er es geahnt! Der neunte Titan, war eigentlich Kharzanis Kommando. Jedenfalls hatte er das angenommen, als er seinen Vorgesetzten am Rand eines Vulkans absetzte, in dessen neu ausgehobenen Schlund das Groß-Relais, das Gon-O zur Ausübung seiner Herrschaft über das Solsystem geschickt hatte, abgesenkt worden war. „Ich lege größten Wert darauf", fuhr die dröhnende Stimme fort, „dass du jenen Titanen kennen lernst und seine Besatzung sich dir vollständig unterordnet."
Duarto schluckte. Er kam nicht mehr um diese Frage herum, wenn Gon-Orbhon nicht an seiner Fähigkeit, logische Schlüsse ziehen zu können, zweifeln sollte: „Verstoße ich damit nicht gegen Kharzanis Befugnisse? Er befehligt doch diesen Titanen."
„Spielt keine Rolle", versicherte die 'Stimme. „Bring deinen Stab aus acht
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